NAIAD: Süßwasser & Muscheln in Brandenburg und Berlin
Eine Ausstellung mit Gemälden von Stephanie Cussans Moran, die im Rahmen ihres Fellowships am RIFS entstanden sind.
In Brandenburg und Berlin erhalten invasive Muscheln viel mehr Aufmerksamkeit als einheimische Arten – was bedeutet, dass Muscheln meist zu Unrecht als Problem angesehen werden. Süßwassermuscheln sind „Schlüsselarten“, die für gesunde Gewässer wichtig sind. Das Problem jedoch ist, dass sie weltweit vom Aussterben bedroht sind. Auch einheimische Muscheln kommen vor, einige relativ häufig vor, andere hingegen sind selten und vom Aussterben bedroht.
Im Rahmen dieses Projekts wurden anhand der naturhistorischen Sammlung Senckenberg sechs Muschelarten identifiziert, die derzeit oder in der Vergangenheit in diesem Gebiet vorkommen. Die einheimischen Muschelarten Brandenburgs und Berlins gehören zur Familie der Unionidae. Zoologen geben dieser Familie auch den Namen Naiaden, nach den kleinen Göttinnen der griechischen Mythologie, die als Beschützerinnen der Süßgewässer (einschließlich Flüsse, Seen, Quellen und Bäche) galten. Damit beschreiben sie ihre Rolle als Schlüssel-, Indikator- und Dachart, die das Wasser und das Flussbett filtert, reinigt und so Lebensraum für viele Arten schafft.
In dieser Gemäldeserie werden die durch diese verschiedenen Arten von Najaden dargestellten Hierarchien zwischen Mensch, Tier und Umwelt auf den Kopf gestellt. Sie zeigen Nahaufnahmen aus vertikaler Perspektive in die Gewässer von Seen und Flüssen in Brandenburg und Berlin, vom Tiefen und Heiligen See bis zur Spree und Panke. Jedem Gewässer wurde eine Schutzgottheit, eine Najade, in Form einer Muschel zugewiesen, die in diesem bestimmten aquatischen Lebensraum leben könnte - oder tatsächlich lebt.
Die Gemälde stellen die verschiedenen Muschelarten Berlins und Brandenburgs als nicht-anthropozentrische Gottheiten ihrer Süßwasserumgebungen dar, von denen sie ontologisch nicht getrennt werden können. Die Gemälde zielen darauf ab, multisensorische und konzeptuelle Auseinandersetzungen mit Süßwassermuscheln in affektive visuelle und materielle Formen zu kodieren und den Süßwassermuscheln symbolisch ihre Handlungsfähigkeit zurückzugeben. Dies knüpft an Fragen an, die im Rahmen des Gesamtprojekts und der Postkartenkunstwerke betrachtet werden: Was wäre, wenn wir Muscheln ebenso als Beschützer betrachten würden wie als Tiere, die geschützt werden müssen? Wie könnte die Süßwasserpolitik anders gestaltet werden, wenn Muscheln Rechtspersönlichkeit verliehen würde und ihnen ihre Handlungsfähigkeit in der Welt (ihren Süßwasserlebensräumen) zurückgegeben würde?
Bitte hier anmelden zur Vernissage am 15. Oktober ab 16:30 Uhr (bis 19 Uhr).
Die Ausstellung im RIFS-Gebäude in der Helmholtzstr. 5 läuft bis 29 Oktober.
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