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Headline: Wie können grenzüberschreitende Emissionen reguliert werden?

Nino Jordan ist Fellow am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) mit den Forschungsschwerpunkten Umweltpolitik und Governance. Während seines Klaus-Töpfer-Fellowships am RIFS wird er zu „Internationales politisches Lernen für die schnelle Bewertung, Anpassung und Verbreitung von Emissionsstandards“ forschen. Im Interview erklärt er seinen Ansatz und weshalb er auf Netzwerke setzt.

Nino Jordan ist Klaus-Töpfer-Fellow am RIFS mit den Forschungsschwerpunkten Umweltpolitik und Governance.
Nino Jordan ist Klaus-Töpfer-Fellow am RIFS mit den Forschungsschwerpunkten Umweltpolitik und Governance. RIFS/S. Letz

Herr Jordan, woran arbeiten Sie gerade wissenschaftlich?
Nino Jordan: Der Klimawandel ist ein globales Problem. Bisher beschränkt sich die Regulierung von Treibhausgas-Ausstößen aber fast ausschließlich auf die Orte, wo sie direkt emittiert werden. Dies berücksichtigt internationale gehandelte Waren nur unzureichend. Die mangelnde Regulierung von grenzüberschreitenden Lieferketten führt dazu, dass Staaten auch auf nationaler Ebene jene Industrieprodukte nur unzureichend regulieren, die dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind, um die Wettbewerbsfähigkeit von heimischen Produkten nicht zu gefährden. Denn wenn diese durch eine CO2-Bepreisung oder Ähnliches an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, könnte die Nachfrage nach emissionsintensiven Produkten aus dem Ausland ansteigen, so dass sich nur die Orte der Emissionsausstöße verschieben, während die Emissionen selbst nicht sinken. Deshalb ist es wichtig, auch die grenzüberschreitenden Treibhausgasausstöße zu regulieren. Eben jene, die sich über die verschiedenen Stufen der Produktion und des Transportes von Gütern ansammeln.

Mit welchem Projekt haben Sie sich fürs Fellowship am RIFS beworben?
N. J.: Bisher gibt es nur wenige Politikansätze, welche die sogenannten eingebundenen Emissionen in Produkten regulieren, dies sind die über die verschiedenen Produktionsstufen sowie den Transport angesammelten Treibhausgasausstöße. Während meines Fellowships möchte ich diese Ansätze näher untersuchen und das Wissen darüber schnellstmöglich verbreiten. Hierfür habe ich verschiedene Veranstaltungen geplant, wo Menschen, die gerne Ähnliches umsetzen möchten, direkt von den Leuten lernen können, die bereits im Umsetzungsprozess sind.

Was hat das mit dem Leben von uns allen zu tun?
N. J.: Sobald Menschen auch nur ein ungefähres Bewusstsein davon entwickeln, welche Umweltauswirkungen über die verschiedenen Produktionsstufen sowie den Transport und die Entsorgung von Waren entstehen, hören die Dinge auf, sich als unbewegte Objekte darzustellen, sondern verwandeln sich in bloße Momentaufnahmen von Material- und Energieflüssen – faszinierend, überfordernd und uns alle verbindend. 

Welche Rolle spielen Netzwerke für Ihre Arbeit?
N. J.: Meine Fragestellung ist ja, wie können Akteure auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Regionen bestmöglich voneinander über neue Politikansätze lernen. Und wie können diese Akteure ihre Ansätze bestmöglich koordinieren. Eben dafür sind Netzwerke wichtig, weil ein großer Teil des Lernens und der Koordinierung über diese Netzwerke passiert.

Welche Forschungsfrage würden Sie gern nach Ihrer Zeit als Fellow hier bei uns am RIFS beantworten können?
N. J.: Wie lassen sich Obergrenzen für die in Produkten eingebundenen Emissionen so gestalten, dass sie gern von anderen Akteuren übernommen und adaptiert werden, dass sie weiterverbreitet, eine positive, sich selbst verstärkende Dynamik entsteht und es nicht zu einem Rückschlag kommt? Wie können verschiedene Akteure in verschiedenen Regionen auf verschiedenen Ebenen ihre Aktivitäten koordinieren, um zusammen eine größere Wirkung zu erzielen als sie allein hätten?