Headline: Meeresschutz: Neues Dialogforum soll für bessere Abstimmung und Kooperationen sorgen

Überfischung, Verschmutzung, Klimawandel und Versauerung setzen dem Ozean immer mehr zu. Bislang stimmen sich aber die vielen Institutionen, die für seinen Schutz zuständig sind, untereinander kaum ab. Das soll sich ändern: Am IASS trafen sich am 8. und 9. Oktober 2018 rund 40 internationale Fachleute, um das Konzept für ein neues informelles Dialogforum an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft weiter auszuarbeiten.

Zu den rund 40 am IASS versammelten Fachleuten gehörten Andreas Papaconstantinou (Europäische Kommission), Ngedikes Olai Uludong (UN-Botschafterin von Palau) und Barbara Neumann (IASS).
Zu den rund 40 am IASS versammelten Fachleuten gehörten Andreas Papaconstantinou (Europäische Kommission), Ngedikes Olai Uludong (UN-Botschafterin von Palau) und Barbara Neumann (IASS). IASS/René Arnold

Das Marine Regions Forum wird vom 30. September bis 2. Oktober 2019 verschiedene Akteure aus aller Welt, wie Regierungen, internationale Organisationen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen, in Berlin zusammenbringen, um neue Lösungen für die regionale Meerespolitik zu entwickeln. Die regionale Zusammenarbeit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die globale Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Dies trifft besonders auf die Meere zu, deren Schutz und nachhaltige Nutzung einer wirksamen Zusammenarbeit von Anrainerstaaten und verschiedener Akteure einschließlich der Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft bedürfen.

Zentrale Punkte des Ozean-Nachhaltigkeitsziels sind schon 2020 fällig

Bei seiner Eröffnung des Workshops am IASS sagte Peter Thomson, Ozean-Sondergesandter des UN-Generalsekretärs, dass die internationale Gemeinschaft verstärkte Anstrengungen unternehmen müsse, um das UN-Nachhaltigkeitsziel für die Meere zu erreichen. Vier der zehn Unterziele des Nachhaltigkeitsziels 14 sollen bereits bis 2020 erreicht sein. Ob die nachhaltige Bewirtschaftung und der Schutz der Meeres- und Küstenökosysteme (Unterziel 2), eine bessere Regulierung  der Fischerei (Unterziel 4), die Ausweisung von mindestens zehn Prozent des Ozeans als Meeresschutzgebiet (Unterziel 5) und das Verbot bestimmter Formen von Fischereisubventionen (Unterziel 6) zufriedenstellend umgesetzt wurden, ist ein Thema bei der UN-Ozeankonferenz, die 2020 in Lissabon stattfindet.

Ngedikes Olai Uludong, UN-Botschafterin des pazifischen Inselstaates Palau, erklärte, dass 2020 das „Jahr des Handelns“ für den Meeresschutz sein werde.  Das Marine Regions Forum könne einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die Regierungen und Institutionen ihren Verpflichtungen, die sie in verschiedenen Gremien eingegangen sind, tatsächlich nachkommen. Regina Maria Dube, Ministerialdirektorin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, betonte, dass Deutschland über umfangreiche Erfahrungen in der regionalen Meerespolitik verfüge und bereit sei, andere Regionen bei der Verbesserung der regionalen Meerespolitik zu unterstützen.

Das Dialogforum für Meeresregionen findet breite Unterstützung

Der Workshop bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit, mit ihren Fachkenntnissen wichtige Wegmarken für das Marine Regions Forum zu setzen. Andreas Papaconstantinou, Leiter der Abteilung Meerespolitik, Seerecht, Arktispolitik bei der Europäischen Kommission, nannte Beispiele, wie regionale Zusammenarbeit einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der globalen Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung leiste. So sei  das Abkommen zur Verhinderung unregulierter Fischerei in der arktischen Hochsee, das die EU und die arktischen Partner kürzlich unterzeichneten, nicht nur eine „historische Errungenschaft“ sondern auch ein erster Schritt zur Verbesserung des Regulierungssystems für die Meere durch regionale Kooperationen. Lisa Emelia Svensson, Koordinatorin der Abteilung für Meeres- und Küstenökosysteme des UN-Umweltprogramms, fügte hinzu, dass auch die sektorübergreifende Kooperation von entscheidender Bedeutung sei. Dies ist ein wesentlicher Ansatzpunkt des Marine Regions Forums, das nicht nur die Zusammenarbeit innerhalb von Meeresregionen, sondern auch innerhalb der derzeit noch stark nach Sektoren fragmentierten Landschaft von Akteuren und Organisationen voranbringen will.

Die Ozeanexpertinnen und -experten schlugen weiterhin vor, dass das Marine Regions Forum anhand von regionalen Fallstudien verschiedene Best Practices herausarbeiten solle.  Dass hierbei die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor eine entscheidende Rolle bei der Änderung der derzeitigen Mechanismen der Meerespolitik spielt, hoben mehrere Workshop-Teilnehmerinnen und –Teilnehmer hervor. Gemeinsam mit der Industrie könnten weitere wirkungsvolle Ideen, Partnerschaften und Lösungen, etwa für neue Finanzierungsmodelle für Meeresschutz-Aktivitäten, entwickelt werden.

Das Marine Regions Forum wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (über das Umweltbundesamt) und der Europäischen Union (über den Europäischen Fonds für maritime Angelegenheiten und Fischerei) finanziert und vom IASS, dem französischen Thinktank IDDRI und TMG - Think Tank for Sustainability umgesetzt. Es ist ein Projekt, das im Rahmen der Partnership for Regional Ocean Governance (PROG) umgesetzt wird.