Headline: Für Menschen und Klima: Diskussion zu emissionsarmer Ziegelherstellung bei UN-Umweltversammlung

UNEA-2

Birgit Lode (IASS/CCAC), Sunday A. Leonard (CCAC), Romina Picolotti (Institute for Governance & Sustainable Development) vor Beginn des Side Events im Rahmen von UNEA-2 in Nairobi. © Birgit Lode
Birgit Lode (IASS/CCAC), Sunday A. Leonard (CCAC), Romina Picolotti (Institute for Governance & Sustainable Development) vor Beginn des Side Events im Rahmen von UNEA-2 in Nairobi. © Birgit Lode

Ziegeleien tragen in vielen Ländern erheblich zur Luftverschmutzung bei. Neue Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Emissionen von Ruß und anderen kurzlebigen klimawirksamen Schadstoffen (Short-lived Climate-forcing Pollutants, SLCPs) durch bessere Technologien um 10 bis 50 Prozent reduziert werden könnten. Wie kann ein solcher „Entgiftungsprozess“ in die Wege geleitet werden? Diese Frage diskutierten Fachleute aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft am 26. Mai 2016 während einer „Greenroom“-Veranstaltung zum Thema „Mitigation von Ruß und anderen Schadstoffen aus der Ziegelherstellung“ im Rahmen der zweiten UN-Umweltversammlung (UN Environment Assembly, UNEA-2). Das IASS hatte die Veranstaltung gemeinsam mit der Koalition für Klima und saubere Luft (Climate und Clean Air Coalition, CCAC) sowie federführenden Partnern der Ziegeleien-Initiative der CCAC organisiert.

Birgit Lode (IASS/CCAC), Sunday A. Leonard (CCAC), Romina Picolotti (Institute for Governance & Sustainable Development) vor Beginn des Side Events im Rahmen von UNEA-2 in Nairobi. © Birgit Lode
Birgit Lode (IASS/CCAC), Sunday A. Leonard (CCAC), Romina Picolotti (Institute for Governance & Sustainable Development) vor Beginn des Side Events im Rahmen von UNEA-2 in Nairobi. © Birgit Lode

„Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen wir die Emissionen sowohl von CO2 als auch von SLCPs wie Ruß, Ozon oder Methan reduzieren. Dazu brauchen wir einen umfassenden Ansatz, denn beides trägt erheblich zum Klimawandel bei“, sagte der geschäftsführende wissenschaftliche Direktor des IASS, Mark G. Lawrence. Eine effizientere Ziegelherstellung mit weniger Emissionen, waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung einig, ist nicht nur für das Weltklima von Vorteil, sondern birgt auch enormes Potenzial für die lokale Entwicklung betroffener Regionen – für die Gesundheit von Menschen und Umwelt und für die wirtschaftliche Entwicklung.

Für die Anwendung und die Akzeptanz neuer Technologien sei es notwendig, Vertreter der Ziegelindustrie, lokale Ingenieure sowie Wissenschaftler von Anfang an einzubinden, sagte Lawrence: „Die Wissenschaft kann nicht im Alleingang Lösungen entwickeln, jedoch können die Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit auch nicht ohne den Input aus der Wissenschaft gelöst werden. Lassen Sie uns also weiterhin versuchen, alle relevanten Akteure zusammenzubringen und Silos aufzubrechen, um die wissensbasierten Lösungen, die wir für eine nachhaltige Welt brauchen, gemeinsam zu erarbeiten.“

Immaculate Simiyu von der nationalen Umweltmanagement-Behörde Kenias (NEMA) betonte, dass Verbesserungen in der Ziegelherstellung in Afrika wichtige Entwicklungsimpulse auslösen könnten. Zentral sei daher, dass die internationale Gemeinschaft ausreichend Finanzmittel bereitstelle, um die Umsetzung und anschließende Unterstützung zu ermöglichen. In Simiyus Präsentation kam auch die Regulierung von Emissionen aus dem Ziegelsektor zur Sprache. In den meisten betroffenen Ländern sind bereits hinreichende Vorschriften vorhanden, allerdings mangelt es noch an der Umsetzung und Kontrolle. Simiyu forderte daher die Schaffung besserer Anreizsysteme für die Einhaltung der Vorschriften.

Helena Molin Valdés (Leiterin des Sekretariats der CCAC), Luca de Giovanetti (Berater Umwelt und Klimawandel, Swisscontact) und Felix Wertli (Abteilungsleiter Bundesamt für Umwelt, Schweiz) beim Green Room Event. © Birgit Lode
Helena Molin Valdés (Leiterin des Sekretariats der CCAC), Luca de Giovanetti (Berater Umwelt und Klimawandel, Swisscontact) und Felix Wertli (Abteilungsleiter Bundesamt für Umwelt, Schweiz) beim Green Room Event. © Birgit Lode

Helena Molin Valdés, Leiterin des Sekretariats der CCAC, sagte, dass die CCAC ihre Aktivitäten im Ziegelsektor in verschiedenen Weltregionen derzeit ausweite. „80 Prozent der Bewohner von Städten weltweit sind einem Luftverschmutzungsniveau ausgesetzt, das oberhalb der Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation liegt. Die Initiativen der CCAC zielen auf die wichtigsten Verursacher von Luftverschmutzung ab, zu denen der Ziegelsektor gehört“, erläuterte sie. Die Ziegeleien-Initiative der CCAC ist unter anderem in Nepal aktiv, wo mit Unterstützung der IASS-Forschungsprojekte SusKat – a Sustainable Atmosphere for the Kathmandu Valley und ELIAS – Environmental Law and Institutions for Air, Climate and Sustainability neue Ziegeleien so gebaut werden, dass sie qualitativ höherwertige, erdbebensichere Ziegel brennen und dabei energieeffizienter und weniger klimaschädlich produzieren als ihre Vorgänger.

Das Engagement der CCAC sei ein wichtiger Beitrag für eine sauberere Ziegelproduktion, sagte Moderatorin Birgit Lode, die das IASS im Lenkungsausschuss der CCAC vertritt. Wichtig sei aber auch eine stärkere Unterstützung für die Erforschung der Auswirkungen von SLCP-Emissionen auf lokale und regionale Ökosysteme sowie die Schärfung des Bewusstseins von Politikern und Bürgern für die Implikationen dieser Emissionen auf die menschliche Gesundheit, die Ernährungssicherheit und das Weltklima.