Headline: „Nutzen höher als Kosten“: Die Energiewende und ihre internationale Wirkung

Podiumsdiskussion

Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.) - R. Andreas Kraemer, Rainer Baake, Melinda Crane, Héla Cheikhrouhou, Jairam Ramesh. KfW Bankengruppe/Jan Zappner, Raum 11
Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.) - R. Andreas Kraemer, Rainer Baake, Melinda Crane, Héla Cheikhrouhou, Jairam Ramesh. KfW Bankengruppe/Jan Zappner, Raum 11

Die deutsche Energiewende gibt dem globalen Klimaschutz wichtige Impulse. So lautete der Tenor des Berliner Fachgesprächs zur Globalisierung mit dem Titel „Energiewende als Entwicklungschance im 21. Jahrhundert“, das gemeinsam von der KfW und dem IASS am 29. September in der Berliner KfW-Niederlassung veranstaltet wurde. Was dieser fundamentale Wandel über die Grenzen Deutschlands hinaus bewirkt und welche Bedeutung er als Vorbild für andere Regionen hat, darüber diskutierten internationale Experten in einer lebendigen Debatte kontrovers.

Als entscheidend für die inzwischen rasant steigende Verbreitung erneuerbarer Energien weltweit bezeichnete Rainer Baake, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, das Sinken der Preise für Wind und Solarstrom. Dieser Preisverfall geht, wie Baake sagte, auf über Jahre hinaus feste Abnahmeverpflichtungen und Einspeisungsvergütungen für regenerativ erzeugten Strom in Deutschland zurück. „Hier zahlt der deutsche Stromkunde auch eine Lernkurve, die sehr teuer war, aber entscheidend dazu beigetragen hat, die Preise in aller Welt zu senken – der vielleicht größte Beitrag Deutschlands zum Klimaschutz überhaupt.“

Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.) - R. Andreas Kraemer, Rainer Baake, Melinda Crane, Héla Cheikhrouhou, Jairam Ramesh. KfW Bankengruppe/Jan Zappner, Raum 11
Teilnehmer der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.) - R. Andreas Kraemer, Rainer Baake, Melinda Crane, Héla Cheikhrouhou, Jairam Ramesh. KfW Bankengruppe/Jan Zappner, Raum 11

Stromhunger Indiens braucht auch Kohle

R. Andreas Kraemer vom IASS ging sogar noch weiter und betonte, dass der Nutzen der erneuerbaren Energien und der Energiewende insgesamt immer noch unterbewertet werde. Er sehe keinen wirtschaftlichen Grund mehr, weiter in Kohle zu investieren, weil die Erneuerbaren inzwischen insgesamt günstiger seien.

Dem entgegnete der frühere Energie- und Umweltminister Indiens, Jairam Ramesh, der Energiebedarf seines Landes sei einfach so groß, dass es sich schlicht nicht leisten könne, auf eine Energieform zu verzichten. „Wir sind 16 Deutschlands. Und wir müssen 15 Gigawattstunden Stromkapazitäten pro Jahr hinzufügen, weil unsere Bevölkerung wächst und weil unsere Wirtschaft wächst. Das allein mit Erneuerbaren schaffen zu wollen, wäre nichts als Romantik.“ Trotzdem bescheinigte Ramesh, der zurzeit auch als Distinguished Senior Fellow am IASS forscht, Deutschland, in dieser Frage eine wichtige Vorreiterrolle zu spielen. „Wenn ein Industrieland wie Deutschland mit 80 Millionen Einwohnern diese Wende schafft, ist das ein wirklich bedeutsames Signal.“

Die beste Technik finden

Auch die Exekutivdirektorin des Green Climate Funds (GCF), Héla Cheikhrouhou, sah Deutschland in einer Führungsposition, weil sich hierzulande die besten technischen Lösungen entwickeln ließen, die dann auch anderswo zum Einsatz kommen könnten. Im Rahmen der Diskussion unterstrich Cheikhrouhou auch die Bedeutung von regionalen Strommärkten und grenzüberschreitenden Stromleitungen für eine effiziente Stromversorgung. Der Fonds, der im Rahmen von UN-Verhandlungen entstanden ist, gilt als das zentrale Instrument, um ärmere Länder beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.

Mehr Einigkeit als bei der Kohle zeigte das Podium beim Thema VW-Skandal um manipulierte Abgasmessungen. Die Ereignisse würden Deutschlands Ruf als Klimaschutz-Pionier nicht dauerhaft schaden. Womöglich habe sie sogar das Potenzial, zum „Fukushima der Automobilindustrie“ (Ramesh) zu werden und der Elektromobilität den entscheidenden Schub zu verleihen.

KfW ein wichtiger Treiber der Energiewende

Vor der Podiumsdiskussion hatte Vorstandsmitglied Norbert Kloppenburg in seinem Grußwort unterstrichen, dass die KfW zu den entscheidenden Treibern der Energiewende zähle – im Inland wie im Ausland – und das auch in absehbarer Zukunft bleibe. Im Rahmen des "KfW-Aktionsplans Energiewende" habe die Förderbank seit 2012 bereits 60 Milliarden Euro in Deutschland und zwischen 2010 und 2014 rund 9 Milliarden Euro in aller Welt für erneuerbare Energien und Energieeffizienz zugesagt. „Wir befördern diesen Transformationsprozess“, sagte Kloppenburg, „der wahrscheinlich zu den größten seit Beginn der Industrialisierung zählt.“

05.10.2015

Quelle: KfW