Headline: Der Gletscherschmelze auf der Spur: Forschung im kirgisischen Hochgebirge

Ein großer Teil des Wassers in den Flüssen Kirgisiens stammt aus der Schnee- und Gletscherschmelze im Pamir- und Tianshan-Hochgebirge. Seit den 70er Jahren schrumpfen die Eismassen unter dem Einfluss der Klimaerwärmung schneller als zuvor. Das hat Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung, das Potenzial von Wasserkraft und die Bewässerung des Ackerlandes in dem zentralasiatischen Land. Kurzfristig wird sich die Wassermenge zwar erhöhen, auf lange Sicht jedoch führt ein reduziertes Gletschervolumen zu einem geringeren Schmelzwasserabfluss. Um verlässliche Prognosen über die Gletscherschmelze zu treffen, sind klimarelevante Messungen nötig.

Im Rahmen des von der Universität Fribourg koordinierten Projektes CATCOS (Capacity Building and Twinning for Climate Observing Systems) nimmt die Atmosphärenwissenschaftlerin Dr. Julia Schmale vom IASS gemeinsam mit Kollegen von der Chinese Academy of Sciences und der University of Massachusetts in Amherst im August und September Schneeproben von den Gletschern Abramov, Golubin, Suek und No. 354. Die Wissenschaftler wollen rund 200 Fläschchen mit Schnee füllen, die anschließend in Deutschland, China und den USA auf ihren Gehalt an Ruß, organischem Kohlenstoff und Mineralstaub analysiert werden. „Die Resultate geben uns Hinweise auf die Staubmenge, die zum Beispiel aus den umliegenden Wüstengebieten oder aus weiter entfernten Quellen wie Nordafrika in das Tianshan-Gebirge transportiert wird“, sagt Schmale. Zudem werden anthropogene Emissionen wie Feinstaub durch Abgase gemessen.

Die Messreihen sind notwendig, um die künftige Entwicklung der Gletscher einzuschätzen, denn verschmutzter Schnee schmilzt schneller als frischer, weißer Schnee. „Helle Oberflächen reflektieren den größten Teil des Sonnenlichts, der dunkel gewordene Schnee hingegen absorbiert die Strahlung und erwärmt sich“, erläutert die IASS-Wissenschaftlerin. Die Ergebnisse sollen eine Forschungslücke füllen, denn über die Zusammensetzung und den Transport von Aerosolpartikeln in Zentralasien ist noch wenig bekannt.

Schmale fährt bereits zum zweiten Mal mit einem Team des Deutschen Forschungszentrums für Geowissenschaften (GFZ), Kooperationspartner des IASS, nach Kirgisien. Unter der Leitung des GFZ wurde im Rahmen von CATCOS und in Zusammenarbeit mit dem Forschungsnetzwerk „Central Asian Water“ (CAWa) im August 2011 am Abramov-Gletscher eine neue hydro-meteorologische Station aufgebaut. Mit Messungen wollen die Forscher dort den Veränderungen des Gletschers auf die Spur kommen.

Fotos: (c) Daniel Farinotti