Headline: Lokales Engagement für eine globale Agenda: IASS Policy Brief empfiehlt neue Wege beim Schutz der Ozeane

(c) Janna Shakeroff Theisen
(c) Janna Shakeroff Theisen

Das Bestreben von Menschen und Regierungen um eine gute Governance der Ozeane zu stärken, darauf zielt das neue IASS Policy Brief „Capacity Development for Oceans, Coasts, and the 2030 Agenda“ ab. Die Politikempfehlungen wurden während einer vom IASS organisierten Veranstaltung zu Ozeanen und der Agenda 2030 beim Weltkongress für Naturschutz vorgestellt.

Für den Schutz der Ozeane gab es lange kein umfassendes Konzept. Erst seit rund zehn Jahren erkennen Regierungen zunehmend, dass Einzelaktionen die Zerstörung von Meeren, Küsten und maritimen Ressourcen nicht aufhalten können. Der so genannte Ökosystem-Ansatz der Meeresbewirtschaftung gilt als beste Strategie, um die langfristige Gesundheit der Ozeane und die Nachhaltigkeit ihrer Nutzung zu ermöglichen. Viele Länder und Praktiker haben beim Übergang zu diesem Ansatz schon gute Fortschritte gemacht, aber einige Regierungen, lokale Gemeinschaften und globale Partnerschaften brauchen mehr Unterstützung. Der Policy Brief erläutert die Vorteile des Ökosystem-Ansatzes und formuliert Empfehlungen für politische Maßnahmen, Investitionen und praktische Lösungsansätze. Nur mit einem integrierten Management, so die Autoren, können die Ziele für Ozeane und Küsten der Agenda 2030 erreicht werden – und mit ihnen eine nachhaltige Zukunft für die Menschen und Gesellschaften, denen die Meere als Existenzgrundlage dienen.

Für die Umsetzung sind jedoch bedeutende Hürden zu überwinden. Vor allem sind Maßnahmen zur Kapazitätsentwicklung notwendig, die lokale und regionale Fähigkeiten stärken und wichtige Institutionen bei ihrer Umsetzung des Ökosystem-Ansatzes unterstützen. Viele Regierungen und Organisationen engagieren sich für die Kapazitätsentwicklung, jedoch gibt es kaum anerkannte Leitlinien bezüglich Finanzierung, Strategie, Umsetzung und Evaluation von Maßnahmen. Das IASS hat deshalb eine Reihe von Dialogveranstaltungen organisiert, bei denen Teilnehmer aus aller Welt sich über ihre Erfahrungen mit verschiedenen Initiativen für den Schutz der Meere sowie mit Strategien zur Kapazitätsentwicklung austauschten. Die Erkenntnisse aus den Diskussionen sind in den Policy Brief eingeflossen, der von 16 Autoren aus verschiedenen Fachbereichen und Weltregionen verfasst wurde.

Die Autoren formulieren drei zentrale Politikempfehlungen, die jeweils einen zentralen Aspekt der notwendigen Entwicklung von menschlichen und institutionellen Fähigkeiten abdecken:

  1. Die Kapazitätsentwicklung sollte der Transformation der Governance der Ozeane dienen.
    Die Ziele der Agenda 2030 für Ozeane, Küsten und marine Ressourcen können nur erreicht werden, wenn Kapazitäten und Institutionen so gestärkt werden, dass sie den Ökosystem-Ansatz der Meeresbewirtschaftung umsetzen können.
  2. Förderung eines neuen Paradigmas der Kapazitätsentwicklung.
    Eine auf guten Vorbildern basierende Kapazitätsentwicklung ist unabdingbar für die Agenda 2030 für Ozeane und Küsten. Wir müssen eine neue Vision für die Kapazitätsentwicklung schaffen, mit einem Schwerpunkt auf der Koordination von Geldgebern, wirkungsvoller Entwicklungszusammenarbeit, langfristigen Investitionen, der Umsetzung eines lokalen, erfahrungsbezogenen Ansatzes sowie auf einer regionalen Governance der Ozeane und deren Anwendung auf nationaler und lokaler Ebene.
  3. Anwendung von Kapazitätsentwicklung und Ozean-Governance über Grenzen und Kontexte hinweg.
    Kapazitätsentwicklung kann in der Praxis helfen, die Governance der Ozeane über Grenzen und Kontexte hinweg wirkungsvoller zu machen und dabei seit langem bestehende Hürden für eine Sektoren und Ebenen übergreifende und ökosystembasierte Governance zu überwinden. Zu den Kernbestandteilen der Kapazitätsentwicklung gehören in der Praxis: die volle Anpassung an lokale Gegebenheiten von Anfang an, die Orientierung an den Ebenen der Ökosystem-Governance, die Anerkennung der Bedeutung von Werten und Beziehungen sowie der Fokus auf langfristiger, nachhaltiger Kapazität.

Shackeroff Theisen, J. M., Atkinson, S. R., Awad, A., Beaudoin, Y., Canals, P., Carole, D., Edwards, P. E. T., Gombos, M., Hornidge, A.-K., Lameier, M., Nakamura, T., Philibotte, J., Porché, I., Pratt, C., Robertson, L. F., Schwab, P., Unger, S. (2016): Capacity Development for Oceans, Coasts, and the 2030 Agenda. - IASS Policy Brief, 2016, 3.