Headline: Großes Potenzial, schwierige Finanzlage: Erneuerbare Energien für Afrika

Workshop zu nachhaltiger Energieversorgung und Entwicklung

Die Afrikanische Union und ihre Mitgliedsstaaten haben auf der COP21 eine neue Initiative für Erneuerbare Energien in Afrika (Africa Renewable Energy Initiative - AREI) bekannt gegeben. Sie zielt auf eine deutliche Erhöhung des Zugangs zu Energie und eine kohlenstoffarme Entwicklungsstrategie ab: Bis 2020 sollen die Erzeugungskapazitäten für erneuerbare Energie um mindestens 10 GW erweitert werden, bis 2030 um insgesamt 300 GW. Doch trotz Wirtschaftswachstums und einer dynamischen Entwicklung der netzfernen Energieversorgung geht der Ausbau der Erneuerbaren in Afrika nur langsam voran. Der Kontinent braucht mehr Investitionen – aber was sind die Voraussetzungen dafür? Darüber diskutierten Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft am 28. September am IASS.

Um die steigende Nachfrage zu decken und das Wirtschaftswachstum zu fördern, müsse der Energiesektor in Afrika seine Erzeugungskapazitäten erheblich ausbauen, sagte Yofi Grant von der ghanaischen Firma Grant-Dupuis Investment Management. Die Mittel dafür seien jedoch schwer zu mobilisieren. © IASS
Um die steigende Nachfrage zu decken und das Wirtschaftswachstum zu fördern, müsse der Energiesektor in Afrika seine Erzeugungskapazitäten erheblich ausbauen, sagte Yofi Grant von der ghanaischen Firma Grant-Dupuis Investment Management. Die Mittel dafür seien jedoch schwer zu mobilisieren. © IASS

AREI: Eine Initiative aus Afrika für Afrika

Etwa zwei Drittel der Afrikaner haben keinen Zugang zum Stromnetz. „Das ist eine immense Herausforderung. Aber es ist auch eine Chance. Es ist die Chance, das vorherrschende Paradigma einer kohlenstoffarmen und dezentralisierten Energieversorgung zu einer Entwicklungsmöglichkeit für Afrika zu machen“, sagte Rainer Quitzow vom IASS. Wichtige Fortschritte gebe es bereits bei der Entwicklung von Märkten für die dezentrale Versorgung von abgelegenen Regionen mit Solarenergie.

Youba Sokona von der AREI betonte, dass die Initiative im Gegensatz zu vielen anderen Vorhaben nicht von ausländischen Partnern, sondern von Afrikanern selbst gestartet wurde. Sie trage den Bedürfnissen der wichtigsten Produktionszweige Rechnung und sei offen für eine breite Partizipation verschiedener Interessengruppen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) leistet mit drei Milliarden Euro bis 2020 einen wesentlichen Beitrag zu den zehn Milliarden Dollar für die AREI, die beim Klimagipfel in Paris 2015 zugesagt wurden. Die Klimakonferenz in Marrakesch vom 7. bis 18. November biete eine „hervorragende Gelegenheit, die Fortschritte zu präsentieren", sagte Katrin Enting vom BMZ.

Marokko setzt auf Solarenergie

Über den Noor-Solarkomplex in Marokko berichtete Basma Bentaher von der marokkanischen Agentur für nachhaltige Energie (MASEN). Marokko hat nur wenige Öl- und Gasreserven und importiert mehr Strom als jedes andere Land der Region. Bis 2020 will Marokko 42 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken, bis 2030 sogar 52 Prozent. Kürzlich wurde das erste Kraftwerk des Solarkomplexes eröffnet, weitere sollen in den nächsten Jahren fertiggestellt werden. Ein Schlüssel zum Erfolg liege in einem aufwendigen Bieterverfahren, erläuterte Bentaher: „Es ermöglicht uns die Auswahl eines Entwicklers, der die höchsten internationalen Standards für Kraftwerke erreichen kann, mit einem optimierten Preis pro Kilowattstunde.“ MASEN nimmt die fertiggestellten Objekte ab und ist Minderheitsgesellschafter der Unternehmen.

Schwieriger als in Nordafrika ist die Lage südlich der Sahara, wie Yofi Grant von der ghanaischen Firma Grant-Dupuis Investment Management deutlich machte. Mit 24 Prozent habe die Region den weltweit niedrigsten Zugang zu Strom. Wichtige Probleme seien der zu geringe Umfang des Finanzsektors, Kapazitätsmangel, ein unzulänglicher Regulierungsrahmen und zu hohe Kosten für die Stromverbraucher.

Für eine deutliche Verbesserung der Stromversorgung dürfe sich die Politik allerdings nicht auf den Energiesektor konzentrieren, waren sich die Teilnehmer einig. „Energie ist die Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung. Aber die Entwicklung des Energiesektors hängt auch von Verbesserungen in anderen Sektoren ab, wie Finanzen, öffentliche Verwaltung und Steuerpolitik“, betonte Daniel Schultz von der dänischen Firma Frontier Investment Management.

Das IASS will mit seiner Forschung einen gleichberechtigten Zugang zu Energie aus erneuerbaren Quellen fördern. In einer Erhebung der bestehenden Programme zur Förderung einer nachhaltigen Energieversorgung in Afrika im Auftrag der Africa-EU Energy Partnership und der UN Initiative Sustainable Energy for All haben IASS-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler in diesem Jahr Empfehlungen für die Weiterentwicklung der internationalen Zusammenarbeit in dem Bereich erarbeitet.