Headline: Wie kann die Internationalisierung der Energiewende gelingen? Experten diskutieren am IASS

Erneuerbare Energie für alle

Windräder in Marokko. In dem nordafrikanischen Land gibt es starke politische Unterstützung für erneuerbare Energiequellen. (c) istock/VerdeeProduction
Windräder in Marokko. In dem nordafrikanischen Land gibt es starke politische Unterstützung für erneuerbare Energiequellen. (c) istock/VerdeeProduction

In den letzten 20 Jahren konnte sich Deutschland zum Vorreiter in der Nutzung erneuerbarer Energiequellen entwickeln. Seine ambitionierte Strategie hat nicht nur die Energiewende im eigenen Land vorangebracht, sondern auch viele andere Länder inspiriert, zunehmend auf grüne Energie umzusteigen. Das Engagement für die Erneuerbaren bildet ein wichtiges Element deutscher Außenpolitik. So ging von der Bundesrepublik die Initiative zur Gründung der International Renewable Energy Agency (IRENA) aus. Wo sollte künftig der Schwerpunkt des Engagements für die Internationalisierung der Energiewende liegen? Und wie kann die Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern vertieft und verbessert werden? Fragen wie diese wurden beim Workshop „Advancing an international Energiewende policy: Lessons from North Afrika“ am 29. Juni diskutiert, zu dem das IASS gemeinsam mit der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) eingeladen hatte.

Windräder in Marokko. In dem nordafrikanischen Land gibt es starke politische Unterstützung für erneuerbare Energiequellen. (c) istock/VerdeeProduction
Windräder in Marokko. In dem nordafrikanischen Land gibt es starke politische Unterstützung für erneuerbare Energiequellen. (c) istock/VerdeeProduction

Deutschland setzt sich in seiner Entwicklungszusammenarbeit schon seit rund 30 Jahren für die Förderung erneuerbarer Energien ein, sowohl in Nordafrika als auch in anderen Regionen. Im Bereich Energie stellte Deutschland 2014 mehr als drei Milliarden Euro in 25 vorrangigen Partnerländern zur Verfügung, mit Projekten in insgesamt 60 Ländern. Weltweit ist Deutschland der größte Geber bilateraler Entwicklungsgelder in diesem Bereich. Der Blick über die nationalen Grenzen hinaus sei wichtig, auch für die Bemühungen im eigenen Land, betonte Sebastian Helgenberger, Leiter der Plattform Energiewende am IASS, zum Auftakt des Workshops: „Die deutsche Energiewende wird nur dann gelingen, wenn sie dazu beiträgt, die Weltwirtschaft insgesamt unabhängig von fossilen und klimaschädlichen Energiequellen zu machen.“ Auch von der Abschaltung von Atomkraftwerken in Deutschland gingen wichtige Signale ins Ausland aus. Zu bedenken sei allerdings, dass dies ebenso für die hitzige Debatte in Deutschland über die Zukunft der Kohlekraft gelte.

In einigen nordafrikanischen Ländern gibt es starke Unterstützung für die Erneuerbaren

Im Zentrum des Workshops standen die nordafrikanischen Länder, die in ihrer Energieversorgung stark von fossilen Energieträgern abhängig sind. Subventionen für Öl und Gas sind weit verbreitet. „Es gibt daher Beharrungsinteressen, die einem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energiequellen entgegenstehen. Dennoch gibt es in einigen Ländern auch starke politische Unterstützung für eine Energiewende“, erläuterte Mike Enskat, Senior Programme Manager bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). So unterhält die Bundesregierung mit Marokko und Tunesien bilaterale Energiepartnerschaften, deren Schwerpunkt der Ausbau erneuerbarer Energien ist. Daneben sind der Ausbau der Stromnetze, Energieeffizienz und Energieforschung Gegenstand der Kooperation.

Nurzat Myrsalieva vom Regional Center for Renewable Energy and Energy Efficiency in Kairo sagte, dass viele nordafrikanische Länder in den letzten Jahren bessere Rahmenbedingungen geschaffen hätten, um private Investitionen in erneuerbare Energie anzuziehen. „Jetzt ist es wichtig, dass die Länder ihre Bemühungen darauf konzentrieren, die Funktionsfähigkeit dieser Vorhaben sicherzustellen, in dem sie vor allem Verwaltungsprozesse optimieren und bessere institutionelle Unterstützung für den Privatsektor bieten.“ Die Schaffung von Arbeitsplätzen könne der Energiewende weiteren Schwung verleihen.

Einigkeit herrschte bei den Workshop-Teilnehmern – 67 Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft – darüber, dass es für eine erfolgreiche internationale Energiewende-Politik nicht ausreiche, wenn Deutschland mit gutem Beispiel vorangehe. Die Energieversorgung in Deutschland wird von Jahr zu Jahr "grüner", der Beitrag der erneuerbaren Energien wächst beständig. Im Jahr 2013 trugen die erneuerbaren Energien bereits 25,3 Prozent zum Bruttostromverbrauch bei. Der Anteil erneuerbarer Energien am globalen Stromverbrauch lag 2012 nach Angaben der International Energy Agency bei 21 Prozent. Generell gehe es nicht nur darum, das eigene Wissen zu vermitteln, sondern auch zuzuhören, um die Erfahrungen anderer Länder kennenzulernen und aufzugreifen, sagte die Ökonomin und Politikwissenschaftlerin Sybille Röhrkasten, Wissenschaftlerin bei der Plattform Energiewende am IASS. Unerlässlich für künftige Aktivitäten, so ihr Fazit, sei auch ein kritischer Blick in die eigene Vergangenheit: „Für eine weitere Stärkung der internationalen Energiewende-Politik Deutschlands ist es wichtig, die bisherigen Erfahrungen auszuwerten und zu ermitteln, was funktioniert hat und was nicht.“

Die Plattform Energiewende des IASS arbeitet zu aktuellen Fragestellungen zur internationalen Dimension der Energiewende, darunter die Chancen erneuerbarer Energieträger in wasserarmen Regionen (Wasser-Energie Nexus) und das wirtschaftliche Potential erneuerbarer Energien in nationalen und globalen Wertschöpfungsketten.

Weitere Informationen:

  • Programm des Workshops „Advancing an international Energiewende policy: Lessons from North Afrika“

03.07.2015