Headline: Wie sauber ist die Berliner Luft? Erste Ergebnisse von Messkampagne bringen gute und schlechte Nachrichten

Forscher des IASS haben die Luftqualität in Berlin kürzlich aus einer neuen Perspektive untersucht – vom Fahrradsattel aus. Ihre Messungen tragen dazu bei, die Quellen und die Verteilung von Feinstaub in der Stadt besser zu verstehen. Eine Übersichtskarte mit Messergebnissen von ausgewählten Routen wird auf der Webseite des IASS veröffentlicht, sobald die Auswertungen abgeschlossen sind. Obwohl die Messergebnisse von Faktoren wie dem Wetter und der Tageszeit abhängen, ist eine Erkenntnis deutlich: Wer die Wahl hat, sollte mit seinem Fahrrad die Nähe von Grünflächen suchen und Fahrradspuren an Hauptverkehrsstraßen meiden – besonders wenn Busse zum Halten die Fahrradspuren kreuzen müssen. Bei der Messkampagne BÄRLIN-2014 kooperiert das IASS mit dem Berliner Senat, dem Forschungszentrum Jülich, dem Umweltbundesamt, der University of Leicester und dem Karlsruhe Institute of Technology.

Erste Auswertungen haben gezeigt, dass die Feinstaubteilchenkonzentration in der Nähe von Bussen häufig von rund 10.000 Teilchen pro Kubikzentimeter auf 100.000 und in Extremfällen auf über eine Million Teilchen pro Kubikzentimeter ansteigt. Autos mit laufenden Motoren an Kreuzungen und Ampeln verursachten einen Anstieg von bis zum achtfachen des Normalwertes. Baustellen können je nach Art der Bauarbeiten ähnlich belastend wirken. Eine gute Nachricht für Radfahrer ist, dass die vielen Grünflächen in Berlin sowohl hohe Feinstaub- als auch Ozonbelastungen merklich dämpfen. Feinstaub ist eine Art Cocktail aus verschiedenen Stoffen wie Ruß, Mineralstaub, Pollen, Bakterien, Nitraten und schwefelhaltigen Stoffen. Die kleinsten Teilchen können ungehindert in den menschlichen Körper, in Atemwege, Lunge und Blutbahn gelangen und dort großen Schaden anrichten: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Feinstaub als krebserregend ein. In der Europäischen Union gibt es seit 2005 Grenzwerte, die wegen der Gesundheitsauswirkungen nicht überschritten werden sollten.

Die IASS-Forscher maßen vom 2. Juni bis 29. August an einem festen Standort in Berlin-Neukölln und bei Fahrradtouren mit einem Messrucksack, das Forschungszentrum Jülich ergänzte die Kampagne zeitweise mit einem Messwagen. Ein Beispiel für die unterschiedlichen Belastungen in Berlin ist in der Abbildung von Feinstaubteilchenanzahlmessungen während einer Radtour gezeigt. Jeder Kreis stellt eine einzelne Messung dar – die Werte sind also keine Durchschnittswerte, sondern können stark variieren. Die Intensität der rötlichen Farbe zeigt die Feinstaubbelastung an dem Tag der Radtour. Man sieht generell geringe Werte in Grünbereichen, höhere entlang der Strecken in Wohngebieten und die höchsten Werte an Verkehrsschwerpunkten, Kreuzungen und bei der Fahrt auf Busspuren und entlang Haltestellen.

Die IASS-Forscher werten derzeit die Ergebnisse der Messungen aus. Wie schon während der Planungsphase und der Messkampagne treffen sich die IASS-Mitarbeiter dabei regelmäßig mit der Berliner Senatsverwaltung, um das Projekt sowie Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung zu diskutieren.

Karte:

Abbildung von Feinstaubteilchen-Messungen während einer Radtour.

15.09.2014