Headline: Ein starkes Argument für Wind und Sonne: IASS vergleicht den Wasserbedarf verschiedener Stromerzeugungsformen

Die meisten Technologien der Stromerzeugung verbrauchen viel Wasser – angefangen bei der Gewinnung von Rohstoffen und schließlich bei der Kühlung in Kraftwerken. Angesichts des weltweit rasant steigenden Energiebedarfs ist für Länder, in denen bereits heute oder in naher Zukunft Wasser ein knappes Gut ist, die nachhaltige Sicherung der Stromversorgung eine Herausforderung. Bei der World Water Week in Stockholm hat das IASS am 1. September mit dem Seminar „Producing electricity with less water – New perspectives for renewables in a water-constrained world“ auf den sogenannten Wasser-Energie-Nexus aufmerksam gemacht, also die komplexen Wechselwirkungen zwischen Verfügbarkeit von Wasser, Energieerzeugung und davon abhängigen Faktoren wie Nahrungsmittelversorgung und wirtschaftlicher Entwicklung. Zentrale Botschaften waren zum einen, dass mit Windenergie und Photovoltaik inzwischen zwei umweltfreundliche Technologien zur Verfügung stehen, die fast keinen Wasserbedarf haben – während zum Beispiel für Strom aus Kohle fast 2000 Liter Wasser pro Megawattstunde verbraucht werden. Zum anderen kommen diese Technologien schon heute auf Grund des technologischen Reifegrads und der zunehmenden Wirtschaftlichkeit in großem Maßstab zum Einsatz.

Dominik Schäuble (IASS Potsdam) machte in seinem Vortrag deutlich, dass Windenergie und Photovoltaik in Bezug auf Stromgestehungskosten unter günstigen Bedingungen bereits heute mit neuen Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken konkurrieren können. Zahlreiche Länder sähen erneuerbare Energien bereits als wichtige Säule ihrer Stromversorgung: Die Investitionen in den Kapazitätsaufbau von Windenergie und Photovoltaik überstiegen jene in konventionelle Kraftwerke im Jahr 2013 bereits deutlich.

Diego Rodriguez - Leiter der „Thirsty Energy Initiative“ der Weltbank - zeigte anhand von Länderstudien zu Südafrika, Marokko und China auf, wie das Wissen über den Wasser-Energie-Nexus durch Analyse und Modellierung in konkrete Planungsprozesse Eingang findet. Michael Taylor von der International Renewable Energy Agency – IRENA stellte ergänzend dazu Wege zu einer Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien am globalen Energieverbrauch bis 2030 vor, welche IRENA im Rahmen des „REmap Project“ erarbeitet.

In der anschließenden Podiumsdiskussion ging Ahmet M. Saatci vom Turkish Water Institute auf die Wasserversorgung und die wichtige Rolle der Wasserkraft in der Türkei ein. Peter McCornick (International Water Management Institute) legte seinen Schwerpunkt auf die Wassersituation in Südasien und die vielfältigen Verknüpfungen von Wasser und Energie im Bereich der Landwirtschaft. Thomas Stratenwerth vom Bundesumweltministerium unterstrich die Notwendigkeit im Wasser-Energie-Nexus über die etablierten Diskurse über Wasserkraft und Bioenergie hinauszugehen und andere erneuerbare Energien wie Wind und Photovoltaik miteinzubeziehen.

IASS-Exekutivdirektor Klaus Töpfer und Dominik Schäuble gaben während des Workshops Einblicke in den internationalen Stand der Diskussionen und die Herausforderungen im Energiesektor. Töpfer betonte, dass die deutsche Energiewende vor dem Hintergrund ihrer internationalen Anwendungsmöglichkeiten zu sehen sei. Am IASS ist das Thema der nachhaltigen Transformation der Energiesysteme ein Forschungsschwerpunkt. Die Wasserexperten des Seminars bestätigten anhand von Länderbeispielen die Notwendigkeit, den Blick in Zukunft stärker auf die Wasserintensität der Stromversorgung zu richten.

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