Headline: Erneuerbare Energien und umweltverträglichere Nutzung fossiler Brennstoffe: Prof. Rubbia zur „Zukunft der Energie“

Welche realistischen Wege gibt es, die Treibhausgasemissionen des Energiesektors zu verringern? Zu dieser Frage und damit zur „Zukunft der Energie“ hielt der Nobelpreisträger und wissenschaftliche Direktor des IASS, Prof. Carlo Rubbia, einen Gastvortrag am Joint Institute for Nuclear Research in Dubna, Russia.

Anhand historischer Entwicklungen verdeutlichte Prof. Rubbia zunächst, wie wichtig ein stabiles Klima für die nachhaltige Entwicklung der menschlichen Zivilisation sei. Gegenwärtig befinden wir uns im Zeitalter des Anthropozäns, in dem der Mensch sämtliche Bereiche des Erdsystems durch sein Handeln beeinflusst und seine Spuren hinterlässt. Vor allem die vom Menschen verursachte Erderwärmung müsse „dringend reduziert werden, um unumkehrbare Folgen zu verhindern“, betonte Carlo Rubbia.

In diesem Zusammenhang sprach er über einige Missverständnisse der vergangenen Jahre hinsichtlich des globalen Temperaturanstiegs, der niedriger ausgefallen sei als ursprünglich prognostiziert: Dies sei erklärbar durch sogenannte Maskierungseffekte, die kurzfristig wirkten, aber den grundsätzlichen Trend der Klimaerwärmung nicht änderten.

Daher müsse es vorrangiges Ziel bleiben, die Treibausgasemissionen vor allem im Energiesektor zu verringern. Carlo Rubbia schlug zwei gegensätzliche Strategien vor, um das zu erreichen, unterstrich dabei aber auch, dass fossiler Brennstoff in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle im Energiemix spielen wird:

  1. Entwicklung und schrittweise Ausbau erneuerbarer Energiequellen (RES)
  2. Umsetzung von effizienteren und umweltfreundlicheren Wegen zur Nutzung von fossilen Brennstoffen.

Die Zukunft erneuerbarer Energien als primärer Energieversorger hänge von mehreren Faktoren ab:

  • ihrer Konkurrenzfähigkeit
  • ihrer örtlichen Verfügbarkeit
  • und der Grundlasterzeugung

Ein Forschungsprojekt am IASS untersucht daher, wie die Kosteneffizienz konzentrierter Solarenergie (Concentrated Solar Power (CSP) verbessert und Potenziale zur Wärmespeicherung erschlossen werden können, um Tages- und Nachtauswirkungen zu minimalisieren. Ein weiteres Projekt erforscht die Entwicklung von Supraleitern als effiziente technologische Lösung für den Langstreckenenergietransport. Ziel ist es, einen höheren Anteil erneuerbarer Energien ins Elektrizitätsnetz zu einzuspeisen. Um die Energieversorgung vom Kohlendioxidausstoß zu entkoppeln, eröffnet das Energiepotenzial von Erdgas ohne CO2-Emissionen einen interessanten Ansatz, wenn es um fossile Brennstoffe geht.

Prof. Rubbia erwähnte auch über andere Ansätze, die sich mit Aspekten des anthropogenen Klimawandels und vor allem gezielten Eingriffen ins Klima, dem so genannten Climate Engineering, (oder Geoengineering) beschäftigen. Er unterstrich dabei allerdings, wie wichtig zusätzliche Forschung in diesem Bereich sei und dass zunächst die technische Durchführbarkeit, Risiken, Regulierung und ethische Überlegungen gründlich untersucht und erforscht werden müssten. Dies ist Fokus des interdisziplinären Mikrokosmos des SIWA-Clusters am IASS.

Carlo Rubbia «The Future of Energy», JINR, Dubna, 23.04.2014

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Das ‚Joint Institute for Nuclear Research (JINR)’ ist eine internationale Forschungsorganisation, die 1956 gegründet wurde und sich mit physikalischer Grundlagenforschung befasst.

Carlo Rubbia «The Future of Energy», JINR, Dubna, 23.04.2014

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