Governance https://www.rifs-potsdam.de/de de CO2-Fußabdrucksgesetzgebung, internationale Gerechtigkeit und Zusammenarbeit https://www.rifs-potsdam.de/de/blog/2024/03/co2-fussabdrucksgesetzgebung-internationale-gerechtigkeit-und-zusammenarbeit <span>CO2-Fußabdrucksgesetzgebung, internationale Gerechtigkeit und Zusammenarbeit</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2024-03-28T14:44:54+01:00" title="Donnerstag, März 28, 2024 - 14:44" class="datetime">Do, 03/28/2024 - 14:44</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/nino-jordan"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-05/Nino%20Jordan_Letz-PROFIL.jpg?h=29c66774&amp;itok=vCEbUT0n" width="384" height="384" alt="Nino Jordan" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/nino-jordan"> Dr. Nino Jordan </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/nino-jordan"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-05/Nino%20Jordan_Letz-PROFIL.jpg?h=29c66774&amp;itok=vCEbUT0n" width="384" height="384" alt="Nino Jordan" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/nino-jordan"> Dr. Nino Jordan </a></h3> </div> </article> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/cinematic_xxl/public/2024-03/image00007.jpeg?itok=RAYEI6TO" width="992" height="558" alt="Nino Jordan Workshop Genf" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Workshop in Genf mit dem Ziel, vier Politikinstrumente hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf internationale Gerechtigkeit, Zusammenarbeit und Konflikte zu vergleichen.</span> <span class="copyright">N. Jordan</span> </figcaption> </figure> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Klimapolitik wird stets nur mit angezogener Handbremse betrieben. Regierungen zögern dabei, ehrgeizigere Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Industrie zu ergreifen, da sie befürchten, dass strengere Vorschriften oder hohe CO2-Preise die industrielle Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen und Verbraucher auf billigere Produkte aus Ländern mit laxen Vorschriften umsteigen könnten. Doch es gibt eine Lösung: Maßnahmen, die nicht nur auf die Emissionen innerhalb der Landes- oder EU-Grenzen abzielen, sondern auch auf die Emissionen entlang der globalen Wertschöpfungsketten. Eine „CO2-Fußabdruckpolitik“ zielt auf die in den vorgelagerten Produktionsstufen der Lieferkette entstehenden Emissionen ab.</p><p>Politik und Wissenschaft haben dem Einbeziehen von Importen in den Emissionshandel (Stichwort „CBAM“) bereits viel Aufmerksamkeit geschenkt, aber alternative und komplementäre Instrumente vernachlässigt. Auch wenn die Einführung des CBAM ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist, handelt es sich dabei um ein spezielles politisches Instrument mit spezifischen Stärken und Schwächen - und nicht um die einzige verfügbare CO2-Fußabdruckpolitik. Um die Dekarbonisierung weltweit gehandelter Güter zu beschleunigen, müssen alle politischen Optionen auf den Tisch und gründlich auf ihre Auswirkungen auf internationale Gerechtigkeit und Zusammenarbeit hin geprüft werden.</p><p>Neben der Angleichung der CO2-Bepreisung für einheimische Produktion und Importe (border carbon adjustments) gibt es noch andere politische Instrumente für die Verringerung der CO2-Fußabdrücke, wie beispielsweise CO2-spezifische Zollschranken, gesetzliche Kohlenstoffhöchstwerte für Produkte und Steuerklassen auf der Grundlage der Lebenszyklusemissionen. Die Angleichung der für einheimische Produktion und Importe anfallenden CO2-Bepreisung kann durch Steuern oder die Verpflichtung zum Kauf von Emissionszertifikaten für Importe erzielt werden. Zollschranken könnten entsprechend der Größe des CO2-Fußabdrucks differenziert werden, wie etwa im Rahmen der Verhandlungen über das Globale Abkommen über nachhaltigen Stahl und Aluminium (GASSA) diskutiert wurde. Gesetzliche Höchstgrenzen für den CO2-Fußabdruck, wie etwa von Gebäuden oder Batterien, nehmen die klimaschädlichsten Produkte vom Markt. Die Besteuerung von Kraftfahrzeugen könnte verstärkt auf Lebenszyklus-Emissionen ausgerichtet werden, anstatt allein auf Maße wie PS oder Gewicht.</p><p>Solch diverse CO2-Fußabdruckpolitiken können die Hürden für eine ehrgeizigere Klimapolitik deutlich verringern. Zudem bieten sie grenzüberschreitende Anreize für die Messung und Reduzierung von Emissionen. Diese „Anreize“ können aber zugleich als Handelsdiskriminierung wahrgenommen werden und werfen damit Fragen der Klimagerechtigkeit auf.</p><p>Es besteht nicht nur die Gefahr, dass CO2-Fußabdruckspolitiken als protektionistisch und ungerecht wahrgenommen werden - es formiert sich bereits internationaler Widerstand gegen sie. Vor dem Hintergrund aktueller geopolitischer Spannungen und der Diskussionen über ein mögliches Auseinanderbrechen des internationalen Handelssystems ist das Thema besonders brisant.</p><p>Am 15. März 2024 leitete ich einen Workshop in Genf mit dem Ziel, die vier Politikinstrumente hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf internationale Gerechtigkeit, Zusammenarbeit und Konflikte zu vergleichen. An dem Workshop nahmen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und internationalen Organisationen teil: das Advisory Centre on WTO Law, Climate Strategies, die École Polytechnique Fédérale de Lausanne, die Friedrich-Ebert-Stiftung, das Institut für Europäische Umweltpolitik, das RIFS Potsdam, das University College London, die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, das South Centre und World Trade Institute.</p><p>Obwohl der Workshop darauf abzielte, die verschiedenen Arten von Politiken zu vergleichen, konzentrierten sich die Diskussionen eher auf Mechanismen, mit denen Importe in den Emissionshandel einbezogen werden können, wie etwa den CBAM der Europäischen Union, wo die Teilnehmenden bereits über das größte Fachwissen verfügten. In den Worten einer Teilnehmerin: „CBAM monopolisiert alle Aufmerksamkeit!“ Nichtsdestotrotz gab der Workshop den Anstoß für die Untersuchung anderer politischer Optionen und verhalf den Teilnehmenden zu einem besseren Verständnis des gesamten Spektrums politischer Maßnahmen zum CO2-Fußabdruck.</p><p>Um grenzüberschreitende Maßnahmen wirksam einsetzen zu können, müssen reformbereite Regierungen unterschiedliche Perspektiven einbeziehen, die zeitliche Abfolge der Einführung neuer Instrumente optimieren und ihre internationale Legitimität sicherstellen. Bei aller Sorge um die Optimierung des Bündels an geeigneten Maßnahmen bedarf es jedoch schnellen und entschlossenen Handelns, um der Klimakrise wirksam zu begegnen.<br>&nbsp;</p> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> Workshop <a href="/de/media/14955" hreflang="de">2403_KTF-Nino_Workshop</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=10190&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="9YH-yS_B8AG0kq36kYmb3sduuLSdkaZRRMfPelWDI3k"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/nino-jordan" hreflang="de">Nino Jordan</a> <a href="/de/forschungsbereich/energiewende-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Energiewende und gesellschaftlicher Wandel</a> Thu, 28 Mar 2024 13:44:54 +0000 slz 10190 at https://www.rifs-potsdam.de Nachhaltigkeit als demokratischen Prozess gestalten https://www.rifs-potsdam.de/de/news/nachhaltigkeit-als-demokratischen-prozess-gestalten <span>Nachhaltigkeit als demokratischen Prozess gestalten</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2024-01-08T11:24:05+01:00" title="Montag, Januar 8, 2024 - 11:24" class="datetime">Mo, 01/08/2024 - 11:24</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> Nachhaltigkeitsbeirat <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/solene-droy" hreflang="de">sdr</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/233">Soziale Gerechtigkeit</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/71">UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs)</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Am gemeinsamen Gespräch von Beirat und Landesregierung nahmen neben den Beiratsmitgliedern die Bevollmächtigte des Landes beim Bund, Staatssekretärin Friederike Haase, sowie Sozialministerin Ursula Nonnemacher, Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Bildungsminister Steffen Freiberg teil.</p><p>In dem Policy Brief weist das Autorenteam um <a href="https://www.rifs-potsdam.de/de/menschen/ortwin-renn"><strong>Prof. Ortwin Renn, früherer Direktor des RIFS</strong></a>, darauf hin, dass die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit beim politischen Handeln nicht in erster Linie als Klima- und Umweltpolitik zu verstehen sei, sondern weiter gefasst werden müsse: „Denn politische Programme zur Nachhaltigkeit wirken sich auch direkt und indirekt auf Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur aus“, gibt Beiratsvorsitzender Renn zu Bedenken.&nbsp;</p><p>Für die Landesregierung erklärt die Staatssekretärin in der Staatskanzlei, Friederike Haase: „Die Empfehlungen des Nachhaltigkeitsbeirates geben uns wichtige Hinweise, die wir in unserem politischen Handeln berücksichtigen wollen. Nachhaltigkeit kann nicht auf die selbstverständlich wichtigen Themen Umwelt und Klima eingeengt werden. So wirkt die soziale Dimension in nahezu alle Politikbereiche und ist deswegen ebenso ein unverzichtbarer Bestandteil von nachhaltigem Handeln. Sie ist das Fundament, auf dem das soziale Miteinander, eine wehrhafte Demokratie und der gesellschaftliche Zusammenhalt auch in Brandenburg aufbauen. Die Landesregierung wird das bei der Weiterentwicklung der Landesnachhaltigkeitsstrategie mit einbeziehen.“</p><p>In seinen Empfehlungen definiert das Autorenteam für die Landesregierung vier wesentliche Ziele: Zunächst seien Fairness und soziale Gerechtigkeit zu nennen, dann der soziale Zusammenhalt und die Identifikation mit dem demokratischen Gemeinwesen, zudem eine soziale, wirtschaftliche sowie kulturelle Teilhabe und Beteiligung, zu guter Letzt zählten Gesundheit und Wohlbefinden dazu.</p><h3>Querschnittsaufgabe für alle</h3><p>In seiner auf dem Policy Brief aufbauenden gemeinsamen Stellungnahme rät der Beirat dazu, vor dem Hintergrund der tatsächlichen Situation vor Ort konkrete Maßnahmen nach einer entsprechenden Analyse zu entwickeln. Zudem müssten die sozialen Nachhaltigkeitsziele identifiziert, in Strategien und Maßnahmen umgesetzt und dann in die Gesellschaft, in alle Ressorts der Landesregierung und in die Politik kommuniziert werden. „Wir empfehlen der Landesregierung, einen verbindlichen Nachhaltigkeits-Check vorzunehmen – und zwar, bevor über die Vergabe von Fördermitteln entschieden oder der Haushalt aufgestellt wird“, sagt Prof. Renn.</p><p>Dass soziale Nachhaltigkeit die sozialen und kulturellen Voraussetzungen für ein dauerhaft friedliches und gerechtes Zusammenleben ermöglicht, ist eine Folgerung des Beirates. Jedoch seien diese Ziele erreichbar, wenn sie als Querschnittsaufgabe für alle Ministerien und Behörden verbindlich verankert würden. Zudem müssten in dieser Frage Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam Probleme und Herausforderungen identifizieren und Lösungen für die verantwortlichen Entscheidungsinstanzen entwerfen.</p><p>Der Beirat hebt zudem hervor, dass soziale Nachhaltigkeit im Zielkonflikt mit anderen Zielen der Nachhaltigkeit stehen könne. Diese seien zu benennen und konstruktiv zu bearbeiten, denn Nachhaltigkeit sei als demokratischer Prozess zu leben. Wenn es Veränderungen gebe, müssten Menschen aller Generationen und gesellschaftlicher Gruppen die Möglichkeit haben, sie mitgestalten zu können, um sie später mitzutragen. Menschen sollten nicht nur über fertige Konzepte abstimmen, sondern von Anfang an bei der Konzeptentwicklung in einer sie ansprechenden und ihnen angemessenen Form beteiligt werden. Widersprüche und Konflikte sollen wahrgenommen und anerkannt werden, bevor eine gemeinsame Lösung gesucht werde.</p><p>•&nbsp;&nbsp;&nbsp; <a href="https://www.rifs-potsdam.de/sites/default/files/2024-01/Policy%20Brief%20Zusammenhalt%20und%20Demokratie%20in%20Brandenburg%2012.12.2023.finale.pdf"><strong>Policy Brief Transformation der Gesellschaft in Brandenburg: Sozialer Zusammenhalt in einer offenen Gesellschaft, Demokratie als Lebensform</strong>&nbsp;</a><br>•&nbsp;&nbsp;&nbsp; <a href="https://www.rifs-potsdam.de/sites/default/files/2024-01/Stellungnahme%20des%20NHBs%20zum%20Thema%20soziale%20Nachhaltigkeit%2012.12.2023.pdf"><strong>Stellungnahme Nachhaltigkeitsbeirat</strong></a></p><p><em>Brandenburgs Nachhaltigkeitsbeirat besteht aus Prof. Ortwin Renn, Prof. Gesine Grande, Prof. Ottmar Edenhofer, Prof. Uta Steinhardt, Silke Hansen und Rüdiger Kuhn. Er wurde im Februar 2021 vom Kabinett eingesetzt, um die Landesregierung bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele zu beraten und zu unterstützen.</em><br>&nbsp;</p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2024-01/shutterstock_Rawpixel-com_Partizipation_394800145.jpg" width="6625" height="3915" alt="Menschengruppe Partizipation Beteilgigung Demokratie" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Bürgerinnen und Bürger sollen nicht nur über fertige Konzepte abstimmen können, sondern von Anfang an in einer sie ansprechenden und ihnen angemessenen Form beteiligt werden.</span> <span class="copyright">Shutterstock/ Rawpixel.com</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> Der Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Brandenburg hat zum Thema „Sozialer Zusammenhalt in einer offenen Gesellschaft, Demokratie als Lebensform“ Empfehlungen für die Landesregierung erarbeitet. Die Empfehlungen beruhen auf einem Policy Brief, in dem das Autorenteam eine ressortübergreifende Strategie empfiehlt, um die Themen soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und eine hohe Lebensqualität für alle unter Anerkennung der planetaren Grenzen integrativ anzugehen. <a href="/de/media/14862" hreflang="de">2401_Menschengruppe-Partizipation</a> <p>Der Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Brandenburg hat zum Thema „Sozialer Zusammenhalt in einer offenen Gesellschaft, Demokratie als Lebensform“ Empfehlungen für die Landesregierung erarbeitet. Sie wurden am 8. Januar 2024 der Landesregierung übergeben. Die Empfehlungen beruhen auf dem <a href="https://www.rifs-potsdam.de/sites/default/files/2024-01/Policy%20Brief%20Zusammenhalt%20und%20Demokratie%20in%20Brandenburg%2012.12.2023.finale.pdf"><strong>Policy Brief </strong>"Transformation der Gesellschaft in Brandenburg: Sozialer Zusammenhalt in einer offenen Gesellschaft, Demokratie als Lebensform"</a>, in dem das Autorenteam eine ressortübergreifende Strategie empfiehlt, um die Themen soziale Gerechtigkeit und Teilhabe sowie das Ziel einer hohen Lebensqualität für alle unter Anerkennung der planetaren Grenzen integrativ anzugehen.</p> <a href="/de/forschung/nachhaltigkeitsplattform-brandenburg" hreflang="de">Nachhaltigkeitsplattform Brandenburg</a> <a href="/de/forschungsgruppe/nachhaltigkeitsplattform-beirat-brandenburg" hreflang="de">Nachhaltigkeitsplattform und Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Brandenburg</a> <a href="/de/forschungsbereich/plattformen-fuer-wissenschaft-und-gesellschaft" hreflang="de">Plattformen für Wissenschaft und Gesellschaft</a> <a href="/de/brandenburg" hreflang="de">Nachhaltigkeit in Brandenburg</a> 0 Mon, 08 Jan 2024 10:24:05 +0000 slz 10008 at https://www.rifs-potsdam.de Decarbonisation of construction and industry https://www.rifs-potsdam.de/en/blog/2023/11/decarbonisation-construction-and-industry <span>Strategien für eine Dekarbonisierung von Bau und Industrie</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2023-11-22T14:38:34+01:00" title="Mittwoch, November 22, 2023 - 14:38" class="datetime">Mi, 11/22/2023 - 14:38</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/nino-jordan"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-05/Nino%20Jordan_Letz-PROFIL.jpg?h=29c66774&amp;itok=vCEbUT0n" width="384" height="384" alt="Nino Jordan" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/nino-jordan"> Dr. Nino Jordan </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/christina-camier"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-09/S-IASS_ChristinaCamier_00263LotteOstermann_QF.jpg?h=0561ab5a&amp;itok=-1-bqLfD" width="384" height="384" alt="Christina Camier" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/christina-camier"> Christina Camier </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/nino-jordan"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-05/Nino%20Jordan_Letz-PROFIL.jpg?h=29c66774&amp;itok=vCEbUT0n" width="384" height="384" alt="Nino Jordan" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/nino-jordan"> Dr. Nino Jordan </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/christina-camier"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-09/S-IASS_ChristinaCamier_00263LotteOstermann_QF.jpg?h=0561ab5a&amp;itok=-1-bqLfD" width="384" height="384" alt="Christina Camier" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/christina-camier"> Christina Camier </a></h3> </div> </article> <figure class="figure figure--picture format--portrait"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/cinematic_xxl/public/2023-11/231107-Gruppenfoto.jpg?itok=ddXIH_gF" width="992" height="558" alt="Groupphoto Policies limiting the carbon footprint Key to accelerate decarbonization of industrial products and buildings" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Gruppenfoto der Teilnehmenden an der Konferenz im RIFS &quot;Policies limiting the carbon footprint. Schlüssel zur Beschleunigung der Dekarbonisierung von Industrieprodukten und Gebäuden&quot;.<br /> </span> <span class="copyright">RIFS/ Alexander Janetzko</span> </figcaption> </figure> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><strong>Nino Jordan, derzeit Klaus Töpfer Sustainability Fellow am RIFS und Associate Professor am University College London (UCL), und Rixt van der Valk, Doktorand am UCL, brachten Expertinnen und Experten zusammen, die sich mit der Buy Clean-Bewegung in den USA und den verbindlichen maximalen Kohlenstoffschwellenwerten für Gebäude in Dänemark, Frankreich und in den Niederlanden befassen. In interaktiven Sitzungen untersuchten sie die Grenzen und Möglichkeiten verschiedener Maßnahmen, um den Kohlenstoff-Fußabdruck von Industrieprodukten und Gebäuden einzudämmen.</strong></p> <p><em><strong>Die CO2-Emissionen von Gebäuden gewinnen zunehmend an Bedeutung. Nicht nur während der Nutzung entstehen CO2-Emissionen, sondern ebenso während des Baus und Rückbaus von Gebäuden. Wie verteilen sich die CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus?</strong></em></p> <p><strong>Rixt van der Valk (R. vd V.)</strong>: Weltweit ist die gebaute Umwelt jedes Jahr für etwa 14 Gigatonnen Kohlenstoff verantwortlich, was etwa 40 Prozent der globalen energiebedingten Kohlenstoffemissionen insgesamt entspricht. Etwa 27 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen sind betriebsbedingt, das heißt, sie entstehen, wie Sie erwähnt haben, bei der Nutzung des Gebäudes. Bei den anderen 13 Prozent handelt es sich um graue Emissionen, die mit der Gewinnung, der Herstellung, dem Transport und manchmal sogar mit der Demontage oder dem Ende der Lebensdauer von Materialien und Produkten in der gebauten Umwelt verbunden sind. Innerhalb der Lebenszyklusphasen der verkörperten Emissionen ist der größte Kohlenstoffverursacher die Produktion von Baumaterialien wie Zement und Stahl.</p> <p><em><strong>Warum sind Richtlinien zum CO2-Fußabdruck notwendig, um die Bauindustrie zu dekarbonisieren?</strong></em></p> <p><strong>R. vd V.</strong>: Die meisten politischen Maßnahmen haben sich bisher auf die betriebliche CO2-Reduktion konzentriert. Diese Richtlinien berücksichtigen nicht die anderen 13 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, für die die bebaute Umwelt verantwortlich ist, nämlich die verkörperten Emissionen. Wenn wir das im Pariser Abkommen festgelegte Ziel erreichen wollen, den globalen Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad oder auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, sind zwangsläufig politische Maßnahmen erforderlich, die sich auf die Emissionen über den gesamten Lebenszyklus hinweg konzentrieren.</p> <p><em><strong>Die CO2-Bepreisung ist das Flaggschiff der EU zur Bekämpfung des Klimawandels. Warum reicht das nicht aus, um Industrie und Bauwesen zu dekarbonisieren?</strong></em></p> <p><strong>Nino Jordan (NJ)</strong>: Die EU befürchtet, dass ein effektiver CO2-Preis für CO2-intensive, handelsabhängige Sektoren zu Wettbewerbsvorteilen für Regionen ohne oder mit niedrigeren CO2-Preisen führen würde. Aus diesem Grund haben sie bestimmten Industriezweigen, etwa der Stahl- und Zementindustrie, kostenlose Emissionszertifikate zugeteilt. Diese Branchen wurden effektiv von der CO2-Bepreisung abgeschirmt. Nun soll der CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) der EU das Problem lösen, indem er die CO2-Bepreisung für Importeure einführt und gleichzeitig kostenlose Emissionen für die heimische Industrie ausblendet. Dies ist jedoch ein langsamer und unsicherer Prozess, und die aktuellen politischen Entwicklungen in den Mitgliedstaaten machen es riskant, alles auf die nachhaltigen Klimaambitionen der EU zu setzen. Außerdem gibt es in den USA keinen CO2-Preis auf Bundesebene und daher sind andere Maßnahmen erforderlich.</p> <p><em><strong>Was ist das Besondere an der Buy Clean-Bewegung in den USA? Können Sie es in einem Satz beschreiben? Könnte dies eine Blaupause für die Europäische Union sein?</strong></em></p> <p><strong>R. vd V</strong>.: Die Buy Clean-Bewegung ist ein großartiges Beispiel für eine subnationale politische Initiative, die Industrie und staatliche Akteure zusammenbringt, um das Problem der Kohlenstoffemissionen in der gebauten Umwelt anzugehen. Es wurde von mehreren US-Bundesstaaten angenommen und auch in den Inflation Reduction Act aufgenommen. Es ist ein gutes Instrument als Teil einer Toolbox von Ansätzen zur Reduzierung der verkörperten Kohlenstoffemissionen.</p> <p><em><strong>Die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung koordiniert die Clean Energy Ministerial Industrial Deep Decarbonisation Initiative (IDDI), die an Regierungszusagen zur Beschaffung kohlenstoffarmer Materialien arbeitet. Ist es wahrscheinlich, dass wir mehr öffentliche und private Zusagen zum Kauf kohlenstoffarmer Produkte sehen werden?</strong></em></p> <p><strong>N. J. </strong>: Ich denke, wir werden irgendwann immer ehrgeizigere öffentliche und private Zusagen sehen, Produkte mit extrem niedrigem CO2-Ausstoß zu kaufen. Die Frage ist nur, ob dies schnell genug geschieht und wer die Führungsrolle übernehmen wird.</p> <p><em><strong>Wie funktionieren die dänischen Kohlenstoffgrenzwerte für die Lebenszyklusemissionen von Gebäuden?</strong></em></p> <p><strong>R. vd V.:</strong> Die dänischen Bauvorschriften verlangen, dass die Kohlenstoffemissionen eines Gebäudes während seiner gesamten Lebensdauer in der Planungsphase berechnet werden und bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten.</p> <p><em><strong>Der niederländische verbindliche Grenzwert für Gebäude umfasst eine ökologische Lebenszyklusanalyse (LCA) für elf Wirkategorien, einschließlich des verkörperten Kohlenstoffs. Welche Vorteile hat dies gegenüber dem dänischen Ansatz?</strong></em></p> <p><strong>R . vd V.:</strong> Das Treibhauspotenzial (GWP) von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen ist ein sehr wichtiger Umweltindikator, aber nicht der einzige. Auch andere Schadstoffe im Lebenszyklus von Produkten können erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt haben - und viele davon sind im niederländischen Grenzwert enthalten. Dieser Ansatz könnte dazu beitragen, den unverhältnismäßigen Anstieg anderer Umweltauswirkungen infolge der Bemühungen zur Reduzierung der Kohlenstoffintensität abzumildern.</p> <p><em><strong>Was sind die nächsten Schritte zur Weiterentwicklung der CO2-Fußabdruckpolitik für den Bau- und Industriesektor? Überwiegen die Vorteile verbindlicher Standards für den gesamten Lebenszyklus die Herausforderungen für politische Entscheidungsträger und Industrie?</strong></em></p> <p><strong>R. vd V.</strong>: Es ist klar, dass wir mehr Länder sehen werden, die Richtlinien zum CO2-Fußabdruck einführen. Die schwierigere Frage ist: Welchen Ansatz sollten diese Richtlinien verfolgen? Es gibt unterschiedliche Vor- und Nachteile bei der Einführung von Richtlinien, die sich entweder auf Materialien oder Gebäude konzentrieren und regulatorische, wirtschaftliche oder strategische Investitionsinstrumente oder eine Kombination davon verwenden. Ich vermute, dass wir eine Mischung aus all dem sehen werden.</p> <p><strong>NJ:</strong> Die Konferenz hat gezeigt, dass es in der Praxis bereits konkrete Richtlinien gibt. Jetzt müssen wir von ihnen lernen, an den Rändern herumbasteln und uns an die örtlichen Gegebenheiten anpassen.</p> <p><em>Das Interview mit den beiden führte Christina Camier.</em></p> <h3><br /> Mehr Informationen:</h3> <p>Grubb, Michael und Jordan, Nino David und Hertwich , Edgar und Neuhoff, Karsten und Das, Kasturi und Bandyopadhyay, Kaushik Ranjan und van Asselt, Harro und Sato, Misato und Wang, Ranran und Pizer , William A. und Oh, Hyungna , Carbon Leckage, Verbrauch und Handel (Oktober 2022). Jahresrückblick auf Umwelt und Ressourcen, Bd. 47, S. 753-795, 2022. Verfügbar bei SSRN: <a href="https://ssrn.com/abstract=4252380 oder http://dx.doi.org/10.1146/annurev-environ-120820-053625">https://ssrn.com/abstract=4252380 oder http://dx.doi.org/10.1146/annurev-environ-120820-053625</a></p> <p>&nbsp;</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--gallery paragraph--view-mode--default"> <h3 class="gallery-title"> </h3> <div class="m-gallery"> <div class="m-gallery__item"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-11/KT.jpg?itok=mQxl9-ch" width="1180" height="787" alt="Mark Lawrence, Klaus Töpfer und Nino Jordan" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Mark Lawrence, Klaus Töpfer und Nino Jordan (v.l.n.r.). Klaus Töpfer, ehemaliger deutscher Umweltminister, ehemaliger UNEP-Direktor, Gründungsdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) - jetzt RIFS - hielt die Eröffnungsrede der Konferenz.<br /> </span> <span class="copyright">RIFS/Alexander Janetzko</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="m-gallery__item"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-11/Jan-Willem%20Groot_2180.png?itok=TkxIH4a8" width="1180" height="885" alt="Jan-Willem Groot Dutch" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Jan-Willem Groot, Direktor der Stiftung NMD, spricht über die niederländische Politik der gebundenen Emissionen.</span> <span class="copyright">RIFS/ Rixt van der Valk</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="m-gallery__item"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-11/Helle%20Redder%20Momsen%20%28right%29%20_2172.png?itok=mRegbY6a" width="1180" height="885" alt="Helle Redder Momsen" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Helle Redder Momsen (rechts) aus Dänischemark vom Amt für soziale Dienste und Wohnungswesen, Mona Abdulghani Naji Mohammed (Mitte) von der UNEP und Moderatorin Julia Vismann (links). </span> <span class="copyright">RIFS/ Rixt van der Valk</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="m-gallery__item"> <figure class="figure figure--picture format--portrait"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-11/231107-Gruppenfoto.jpg?itok=P7GhV4of" width="1180" height="1770" alt="Groupphoto Policies limiting the carbon footprint Key to accelerate decarbonization of industrial products and buildings" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Gruppenfoto der Teilnehmenden an der Konferenz im RIFS &quot;Policies limiting the carbon footprint. Schlüssel zur Beschleunigung der Dekarbonisierung von Industrieprodukten und Gebäuden&quot;.<br /> </span> <span class="copyright">RIFS/ Alexander Janetzko</span> </figcaption> </figure> </div> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> Konferenz <a href="/de/media/14787" hreflang="de">2311_Accelerator Grouphoto dt</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=9907&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="KTuhWs1NkYHrINChs3acO7tTn_QPRHDJ6bl2ozje0LE"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/nino-jordan" hreflang="de">Nino Jordan</a> <a href="/de/menschen/christina-camier" hreflang="de">cca</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> Wed, 22 Nov 2023 13:08:11 +0000 slz 9907 at https://www.rifs-potsdam.de Wie können grenzüberschreitende Emissionen reguliert werden? https://www.rifs-potsdam.de/de/news/wie-koennen-grenzueberschreitende-emissionen-reguliert-werden <span>Wie können grenzüberschreitende Emissionen reguliert werden?</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2023-06-13T15:00:01+02:00" title="Dienstag, Juni 13, 2023 - 15:00" class="datetime">Di, 06/13/2023 - 15:00</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> Fellowship <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/nino-jordan" hreflang="de">Nino Jordan</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/211">Fellows</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/76">Governance</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/154">Globalisierung</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><em><strong>Herr Jordan, woran arbeiten Sie gerade wissenschaftlich?</strong></em><br /> <strong>Nino Jordan:</strong> Der Klimawandel ist ein globales Problem. Bisher beschränkt sich die Regulierung von Treibhausgas-Ausstößen aber fast ausschließlich auf die Orte, wo sie direkt emittiert werden. Dies berücksichtigt internationale gehandelte Waren nur unzureichend. Die mangelnde Regulierung von grenzüberschreitenden Lieferketten führt dazu, dass Staaten auch auf nationaler Ebene jene Industrieprodukte nur unzureichend regulieren, die dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind, um die Wettbewerbsfähigkeit von heimischen Produkten nicht zu gefährden. Denn wenn diese durch eine CO2-Bepreisung oder Ähnliches an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, könnte die Nachfrage nach emissionsintensiven Produkten aus dem Ausland ansteigen, so dass sich nur die Orte der Emissionsausstöße verschieben, während die Emissionen selbst nicht sinken. Deshalb ist es wichtig, auch die grenzüberschreitenden Treibhausgasausstöße zu regulieren. Eben jene, die sich über die verschiedenen Stufen der Produktion und des Transportes von Gütern ansammeln.</p> <p><em><strong>Mit welchem Projekt haben Sie sich fürs Fellowship am RIFS beworben?</strong></em><br /> <strong>N. J.:</strong> Bisher gibt es nur wenige Politikansätze, welche die sogenannten eingebundenen Emissionen in Produkten regulieren, dies sind die über die verschiedenen Produktionsstufen sowie den Transport angesammelten Treibhausgasausstöße. Während meines Fellowships möchte ich diese Ansätze näher untersuchen und das Wissen darüber schnellstmöglich verbreiten. Hierfür habe ich verschiedene Veranstaltungen geplant, wo Menschen, die gerne Ähnliches umsetzen möchten, direkt von den Leuten lernen können, die bereits im Umsetzungsprozess sind.</p> <p><em><strong>Was hat das mit dem Leben von uns allen zu tun?</strong></em><br /> <strong>N. J.: </strong>Sobald Menschen auch nur ein ungefähres Bewusstsein davon entwickeln, welche Umweltauswirkungen über die verschiedenen Produktionsstufen sowie den Transport und die Entsorgung von Waren entstehen, hören die Dinge auf, sich als unbewegte Objekte darzustellen, sondern verwandeln sich in bloße Momentaufnahmen von Material- und Energieflüssen – faszinierend, überfordernd und uns alle verbindend.&nbsp;</p> <p><em><strong>Welche Rolle spielen Netzwerke für Ihre Arbeit?</strong></em><br /> <strong>N. J.: </strong>Meine Fragestellung ist ja, wie können Akteure auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen Regionen bestmöglich voneinander über neue Politikansätze lernen. Und wie können diese Akteure ihre Ansätze bestmöglich koordinieren. Eben dafür sind Netzwerke wichtig, weil ein großer Teil des Lernens und der Koordinierung über diese Netzwerke passiert.</p> <p><em><strong>Welche Forschungsfrage würden Sie gern nach Ihrer Zeit als Fellow hier bei uns am RIFS beantworten können?</strong></em><br /> <strong>N. J.: </strong>Wie lassen sich Obergrenzen für die in Produkten eingebundenen Emissionen so gestalten, dass sie gern von anderen Akteuren übernommen und adaptiert werden, dass sie weiterverbreitet, eine positive, sich selbst verstärkende Dynamik entsteht und es nicht zu einem Rückschlag kommt? Wie können verschiedene Akteure in verschiedenen Regionen auf verschiedenen Ebenen ihre Aktivitäten koordinieren, um zusammen eine größere Wirkung zu erzielen als sie allein hätten?</p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2023-06/Nino%20Jordan_1541.jpg" width="1600" height="900" alt="Nino Jordan ist Klaus-Töpfer-Fellow am RIFS mit den Forschungsschwerpunkten Umweltpolitik und Governance. " /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Nino Jordan ist Klaus-Töpfer-Fellow am RIFS mit den Forschungsschwerpunkten Umweltpolitik und Governance. </span> <span class="copyright">RIFS/S. Letz</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> Nino Jordan ist Fellow am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) mit den Forschungsschwerpunkten Umweltpolitik und Governance. Während seines Klaus-Töpfer-Fellowships am RIFS wird er zu „Internationales politisches Lernen für die schnelle Bewertung, Anpassung und Verbreitung von Emissionsstandards“ forschen. Im Interview erklärt er seinen Ansatz und weshalb er auf Netzwerke setzt. <a href="/de/media/14605" hreflang="de">Nino Jordan_21x9.jpg</a> <p>Nino Jordan ist Fellow am Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) mit den Forschungsschwerpunkten Umweltpolitik und Governance. Während seines Klaus-Töpfer-Fellowships am RIFS wird er zu „Internationales politisches Lernen für die schnelle Bewertung, Anpassung und Verbreitung von Emissionsstandards“ forschen. Im Interview erklärt er seinen Ansatz und weshalb er auf Netzwerke setzt.</p> <a href="/de/forschung/umsetzung-des-paris-abkommens-hindernisse-ueberkommen-und-treiber-fuer-eine-effektive" hreflang="de">Umsetzung des Paris-Abkommens - Hindernisse überkommen und Treiber für eine effektive Klima-Governance identifizieren</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> 0 Tue, 13 Jun 2023 13:00:01 +0000 slz 9639 at https://www.rifs-potsdam.de Die Lausitz als Modellregion für die Transformation https://www.rifs-potsdam.de/de/news/die-lausitz-als-modellregion-fuer-die-transformation <span>Die Lausitz als Modellregion für die Transformation</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2023-03-01T16:15:00+01:00" title="Mittwoch, März 1, 2023 - 16:15" class="datetime">Mi, 03/01/2023 - 16:15</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> RIFS Policy Brief <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/david-loew-beer" hreflang="de">dlb</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/konrad-guertler" hreflang="de">kgu</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/71">UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs)</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/93">Zukünfte</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Das Investitionsgesetz für Kohleregionen schreibt vor, dass in ehemaligen Braunkohlerevieren geförderte Projekte mit der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie in Einklang stehen müssen. Zusammen mit ihrer Projektskizze müssen Antragsstellende in Brandenburg daher eine Nachhaltigkeitserklärung abgeben. Alle 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) müssen dafür geprüft und es muss erläutert werden, wie das jeweilige Projekt einen positiven Beitrag zu zwei SDGs leistet. Eines davon muss ein ökologisches Entwicklungsziel sein. Wenn ein Projekt einen weitergehenden Nachhaltigkeitsanspruch verfolgt, verbessert dies die Förderbedingungen jedoch nicht, so die Autoren. &nbsp;</p> <p>Löw Beer und Gürtler plädieren zunächst für ein Nachhaltigkeitsmonitoring. Damit ließe sich beurteilen, welchen Beitrag der Strukturwandel zur nachhaltigen Entwicklung leiste. „Mit einem solchen Monitoring könnte der modellhafte Charakter des Strukturwandels herausgestellt oder bei Defiziten nachgesteuert werden“, sagt RIFS-Wissenschaftler Löw Beer. Die Förderbedingungen sollten angepasst werden, so lautet die zweite Empfehlung. Wenn ein Projekt besonders nachhaltig ist, sollte es mehr Förderung erhalten. Zusätzlich zu zwei positiven Beiträgen sollten die Projekte zudem nicht gravierend negativ auf eines der anderen 17 Entwicklungsziele einzahlen.</p> <p>Die dritte Empfehlung basiere auf der Erfahrung von vor Ort, so die Wissenschaftler, dass Antragsstellende oft nicht wüssten, welche Möglichkeiten für ambitionierte Nachhaltigkeitsbeiträge bestünden. Die Projektberatung, wie sie derzeit von der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) geleistet werde, müsse deshalb ausgeweitet werden. Wer darüber nachdenke, einen Antrag zu stellen, sollte Checklisten und Blueprints erhalten, die dabei unterstützen, im jeweiligen Themenfeld die passenden Maßnahmen zu ergreifen. Die Autoren sprechen sich für einen verpflichtenden Beratungsprozess aus, mit dem passende Lösungen gefunden würden.</p> <p><a href="https://www.rifs-potsdam.de/sites/default/files/2023-03/ONLINE_brief_3_DE_230301.pdf"><strong>Zum Nachlesen - hier der Policy Brief "Nachhaltigkeit im Brandenburger Strukturwandel" als PDF</strong></a></p> <p><strong>Publikation:</strong><br /> Löw Beer, D., Gürtler, K.: <strong>Nachhaltigkeit im Brandenburger Strukturwandel. Wie die Lausitz zu einer Modellregion für die Transformation werden könnte</strong>, RIFS Policy Brief, März 2023, Potsdam. DOI: 10.48481/rifs.2023.007</p> <p>&nbsp;</p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2023-03/Optigr%C3%BCn_Solargr%C3%BCndach_Zuschnitt.jpg" width="5020" height="3203" alt="Eine Solaranlage auf einem Gründach. " /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Eine Solaranlage auf einem Gründach. </span> <span class="copyright">Optigrün</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> Am 10. März 2023 beschäftigt sich der Sonderausschuss Strukturentwicklung in der Lausitz des Brandenburger Landtags mit der Nachhaltigkeit im Strukturwandel. In einem Policy Brief des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit (RIFS) liefern die beiden Autoren David Löw Beer und Konrad Gürtler drei umsetzbare und kostengünstige Vorschläge, um den Strukturwandel nachhaltiger zu gestalten. <a href="/de/media/14471" hreflang="de">2303_Solardach auf Gründach</a> <p>Am <strong>10. März 2023</strong> beschäftigt sich der <strong>Sonderausschuss Strukturentwicklung in der Lausitz des Brandenburger Landtags</strong> mit der Nachhaltigkeit im Strukturwandel. In einem Policy Brief des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit (RIFS) liefern die beiden Autoren David Löw Beer und Konrad Gürtler drei umsetzbare und kostengünstige Vorschläge, um den Strukturwandel nachhaltiger zu gestalten.</p> <a href="/de/forschung/nachhaltigkeitsplattform-brandenburg" hreflang="de">Nachhaltigkeitsplattform Brandenburg</a> <a href="/de/forschung/wissenschaftliche-begleitung-des-nachhaltigkeitsbeirats-des-landes-brandenburg" hreflang="de">Wissenschaftliche Begleitung des Nachhaltigkeitsbeirats des Landes Brandenburg</a> <a href="/de/forschungsgruppe/regionale-nachhaltigkeitstransformationen" hreflang="de">Regionale Nachhaltigkeitstransformationen</a> <a href="/de/forschungsbereich/plattformen-fuer-wissenschaft-und-gesellschaft" hreflang="de">Plattformen für Wissenschaft und Gesellschaft</a> <a href="/de/brandenburg" hreflang="de">Nachhaltigkeit in Brandenburg</a> 0 Wed, 01 Mar 2023 15:15:00 +0000 slz 9379 at https://www.rifs-potsdam.de Grabbing the Land or Benefitting Communities? Renewable Hydrogen in the Norwegian Arctic https://www.rifs-potsdam.de/en/blog/2023/01/grabbing-land-or-benefitting-communities-renewable-hydrogen-norwegian-arctic <span>Landraub oder Nutzen für Gemeinden? Erneuerbarer Wasserstoff in der norwegischen Arktis</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2023-02-15T14:16:07+01:00" title="Mittwoch, Februar 15, 2023 - 14:16" class="datetime">Mi, 02/15/2023 - 14:16</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/benno-fladvad"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-08/Benno%20Fladvad_0.jpg?h=e97d90be&amp;itok=3AuVbVrc" width="384" height="384" alt="Benno Fladvad" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/benno-fladvad"> Dr. Benno Fladvad </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/aliaksei-patonia"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-08/Alex%20Patonia%20Fellow.png?h=f1d644da&amp;itok=O0LyszrI" width="384" height="384" alt="Aliaksei Patonia" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/aliaksei-patonia"> Aliaksei Patonia </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/benno-fladvad"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-08/Benno%20Fladvad_0.jpg?h=e97d90be&amp;itok=3AuVbVrc" width="384" height="384" alt="Benno Fladvad" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/benno-fladvad"> Dr. Benno Fladvad </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/aliaksei-patonia"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-08/Alex%20Patonia%20Fellow.png?h=f1d644da&amp;itok=O0LyszrI" width="384" height="384" alt="Aliaksei Patonia" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/aliaksei-patonia"> Aliaksei Patonia </a></h3> </div> </article> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/cinematic_xxl/public/2023-01/Windpark__B%20Fladvad.JPG?itok=vPRTgHxQ" width="992" height="558" alt="A wind farm in the Far North" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Wasserstoff ist eine vielversprechende Lösung für die Energiespeicherung in abgelegenen Gebieten, in denen erneuerbare Energiequellen im Überfluss vorhanden sind.</span> <span class="copyright">RIFS / B Fladvad</span> </figcaption> </figure> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><strong>Grüner Wasserstoff (H2) gilt als ein Schlüsselelement der Energiewende, da er auf Basis erneuerbarer Energien und der Aufspaltung von Wasser hergestellt wird, der sogenannten Elektrolyse.</strong> <strong>Er birgt daher ein enormes Potenzial, <a href="https://www.energymonitor.ai/tech/hydrogen/hydrogen-vital-decarbonisation-heavy-industry/">schwer zu elektrifizierende Sektoren zu dekarbonisieren </a>- wie etwa die Stahl- und Düngemittelproduktion oder <a href="https://changing-transport.org/ptx-decarbonizing-transport/">die See- und Luftfahrt</a>. Auch seine Fähigkeit, Energie zu speichern und sie über weite Strecken zu transportieren, machen grünen Wasserstoff zu einem vielversprechenden Wirtschaftszweig für abgelegene und dünn besiedelte Gebiete mit einem hohen Angebot an erneuerbaren Energiequellen.</strong></p> <p>Vor allem in Regionen wie der norwegischen Arktis ist das Potenzial für Windenergie enorm. Aufgrund des geringen Energiebedarfs in diesem dünn besiedelten Gebiet und der schwachen Netzanbindung an die südlichen Regionen Norwegens, die einen Export von überschüssiger Energie verhindern, kann dieses Potenzial jedoch nicht vollständig ausgenutzt werden. Genau hier könnten grüner Wasserstoff und grünes Ammoniak – ein Wasserstoff-Derivat, das sich leichter speichern und transportieren lässt – ins Spiel kommen.</p> <p>Als transportable „Großbatterie“ könnte grünes Ammoniak es ermöglichen, überschüssige Energie aus Windparks zu speichern und in andere Regionen und Länder zu liefern. Dieser potenzielle neue Exportsektor und die damit verbundene Entwicklung einer <a href="https://a9w7k6q9.stackpathcdn.com/wpcms/wp-content/uploads/2020/11/Ammonia-as-a-storage-solution-for-future-decarbonized-systems-EL-42.pdf"><strong>grünen Wasserstoffinfrastruktur könnten den lokalen Gemeinden erhebliche Vorteile verschaffen</strong></a> und die sozioökonomischen Bedingungen im hohen Norden verbessern. Sie bringen aber auch neue Herausforderungen und Unsicherheiten mit sich.</p> <h3>Große Erwartungen</h3> <p>Der Bezirk Ost-Finnmark im äußersten Norden Norwegens eignet sich besonders gut als ein künftiges Zentrum für die <a href="https://www.tffk.no/tjenester/plan-og-horinger/gjeldende-planer-og-strategier/hydrogensone-arktis-strategier-for-hydrogensatsing-i-troms-og-finnmark-2021/"><strong>Erzeugung von grünem Wasserstoff</strong></a>. In den Küsten- und Gebirgsregionen wehen die arktischen Winde sehr konstant, und es gibt reichlich Süßwasser – das wichtigste Ausgangsmaterial für die Elektrolyse und damit die Produktion von grünem Wasserstoff. Zudem ist die existierende Netzinfrastruktur zu schwach, um überschüssige Energie in Form von Strom in die südlichen Regionen zu transportieren. Vor diesem Hintergrund hat die kleine Fischergemeinde Berlevåg auf der Varanger-Halbinsel (<em>zirka 1.000 Einwohner</em>) Pläne entwickelt, <a href="https://thebarentsobserver.com/en/node/7554"><strong>zu einem Wasserstoff-Vorreiter in Europa zu werden</strong></a>. Diese bestehen darin, die überschüssige Energie aus dem bestehenden 100-MW-Windpark Raggovidda – einem der effizientesten Onshore-Windparks in Europa mit 27 Windturbinen – zu nutzen, um grünen Ammoniak im industriellen Maßstab sowohl für regionale Zwecke (insbesondere die arktische Schifffahrt) als auch für den Export zu produzieren.</p> <p>Die derzeitigen Pläne sehen vor, die kommerzielle Produktion von grünem Ammoniak bis 2024 aufzunehmen und den Windpark bis 2026 um weitere 16 Turbinen (<em>etwa 100 MW</em>) zu vergrößern. Das von der <a href="https://www.haeolus.eu/"><strong>Europäischen Union finanzierte Projekt</strong></a> weckt <a href="https://arcticeconomiccouncil.com/news/winds-of-change/"><strong>hohe Erwartungen bei lokalen und nationalen Politikern</strong></a>. Die Hoffnung besteht darin, Berlevåg zu einem Zentrum für erneuerbare Energien in der Arktis zu machen und auch die Nebenprodukte der Wasserstoffproduktion – Wärme und Sauerstoff – für andere wirtschaftliche Aktivitäten wie Fischzucht und vertikale Landwirtschaft zu nutzen. Dies würde eine Reihe an neuen Arbeitsplätzen in der Region schaffen und dazu beitragen, dem deutlichen Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken, der <a href="https://www.highnorthnews.com/en/norwegian-pm-jonas-gahr-store-we-cannot-leave-empty-void-border-russia-and-arctic"><strong>die Region sowohl wirtschaftlich als auch sicherheitspolitisch vor große Herausforderungen stellt.</strong></a></p> <p>&nbsp;</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-01/Hydrogen__B%20Fladvad.JPG?itok=rjpCeMy8" width="1180" height="885" alt="Hydrogen is a promising energy storage solution for remote areas with an abundance of renewable energy resources." /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Wasserstoff ist eine vielversprechende Lösung für die Energiespeicherung in abgelegenen Gebieten, in denen erneuerbare Energiequellen im Überfluss vorhanden sind.</span> <span class="copyright">RIFS / B Fladvad</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <h3>Herausforderungen auf dem Weg zum Erfolg</h3> <p>Der Ausbau der Windenergie ist in Norwegen jedoch höchst umstritten. Vor allem indigene Sámi-Gemeinden, die Rentierzucht betreiben, lehnen die Entwicklung neuer Windparks ab, weil sie die Wanderungsbewegungen der Tiere beeinträchtigen und sich negativ auf die Zucht und damit auf indigene Lebensweise auswirken. Daher wird die Energiewende, und vor allem die Ausbreitung der Windenergie, in Norwegen von samischen Politiker:innen und Forscher:innen oft als <a href="https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/jcop.22422"><strong>ein „grüner Kolonialismus“</strong></a> und als Verletzung der Rechte indigener Völker kritisiert – eine Ansicht, die von norwegischen Gerichten durchaus gestützt wird.</p> <p>Im <a href="https://www.earthisland.org/journal/index.php/articles/entry/indigenous-sami-win-landmark-case-against-wind-power/"><strong>Jahr 2021 entschied das Oberste Norwegische Gericht</strong></a>, dass zwei Windparks auf der Fosen Halbinsel in Westnorwegen gegen Artikel 27 der Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR) verstoßen, der besagt, dass „ethnischen, religiösen oder sprachlichen Minderheiten [...] nicht das Recht vorenthalten werden [darf], ihr eigenes kulturelles Leben zu pflegen, ihre eigene Religion zu bekennen und auszuüben oder sich ihrer eigenen Sprache zu bedienen.“ In Berlevåg sind die Pläne zur Erweiterung des Windparks Raggovidda bislang zwar nicht auf öffentlichen Protest gestoßen, aber es gibt durch <a href="https://www.nrk.no/sapmi/presses-av-det-gronne-skiftet_-_-na-er-det-vi-som-skal-ofres-1.15854612"><strong>Kritik seitens des betroffenen Rentierzuchtdistrikts</strong></a> sowie von <strong><a href="https://www.nrk.no/tromsogfinnmark/sametinget-sier-nei-til-mer-vindkraft-i-berlevag-og-utvidelse-av-raggovidda-vindkraftverk-1.15715300">Mitgliedern des samischen Parlaments</a></strong>, die argumentieren, dass der Windpark und die geplante Erweiterung die Rentierwanderungen beeinträchtigen werden. Auch wenn das Projekt in Berlevåg nicht Gegenstand öffentlicher Debatten ist, ist es nicht unumstritten und birgt die Gefahr, künftig soziale Spannungen und Landkonflikte zu erzeugen.</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-01/Protest_B%20Fladvad.JPG?itok=Mp6EBlPp" width="1180" height="885" alt="Plans to expand wind farms in the Far North have met with opposition." /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Pläne zum Ausbau von Windparks im hohen Norden stießen auf Widerstand.</span> <span class="copyright">RIFS / B Fladvad</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Abgesehen von den Problemen, die mit dem Ausbau von Windparks verbunden sind, bringt grünes Ammoniak selbst einige Herausforderungen mit sich. <a href="https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK546677/"><strong>Ammoniak ist eine sehr giftige Substanz</strong></a>, die bei übermäßiger Exposition zu Gehirnschäden oder sogar zum Tod führen kann. Wenn es, beispielsweise im Fall von Leckagen, ins Meer gelangt, gefährdet es daher nicht nur das Leben im Wasser, sondern fördert darüber hinaus auch die <a href="https://ec.europa.eu/environment/marine/good-environmental-status/descriptor-5/index_en.htm"><strong>Eutrophierung</strong></a>, was zu einem verstärkten Algenwachstum führt. Dies würde wahrscheinlich zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung in der Barentssee führen. Angesichts der extremen Fragilität der arktischen Umwelt müssen Projekte dieser Art mit großer Sorgfalt durchgeführt werden und erfordern besondere Vorsichtsmaßnahmen. Gerade weil die Begeisterung für grünen Wasserstoff und grünes Ammoniak so groß ist, ist es daher wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass es sich dabei um durchaus sehr riskante Technologien handelt.</p> <h3>Künftige Ungewissheiten</h3> <p>Zusätzlich zu diesen Herausforderungen und Konflikten ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Pläne für eine Energiewende in der Finnmark nicht eine rein grüne Wasserstoffzukunft vorsehen. Im Gegensatz zur EU-Wasserstoffstrategie, die langfristig grünen Wasserstoff priorisiert, setzt Norwegen verstärkt auch auf sog. blauen Wasserstoffder aus Erdgas in Kombination mit Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (<em>Carbon Capture and Storage</em>) hergestellt wird. In der für die Provinz Troms og Finnmark erstellten <a href="https://www.tffk.no/_f/p1/i3f36468c-45d7-48b7-9c3d-510fb113e912/hydrogenstrategier-troms-og-finnmark-hilde-bersvendsen-og-simon-jessen.pdf"><strong>Wasserstoffstrategie und Machbarkeitsstudie</strong></a> wird beispielsweise geschätzt, dass das Verhältnis von grünem zu blauem Wasserstoff im Jahr 2025 etwa 1:20 und im Jahr 2045 etwa 1:10 betragen wird. In Anbetracht solcher Schätzungen und der großen Bedeutung des Öl- und Gassektors für die arktischen Regionen ist daher eher unwahrscheinlich, dass grüner Wasserstoff langfristig auf fossilen Ausgangsstoffen basierenden Wasserstoff ersetzen kann.</p> <p>Auch die gesamtwirtschaftliche und energiepolitische Situation verdeutlicht dies: Während in der <a href="https://www.arctictoday.com/a-green-ammonium-production-plant-could-come-to-norways-finnmark/">Ost-Finnmark noch weitere zum Teil umstrittenere Projekte für grünen Wasserstoff und Ammoniak geplant sind</a>, ist nicht klar, ob diese mit den fossilen Wasserstoff-Alternativen konkurrieren werden können. Zwar hat die anhaltende Energiekrise zu Erdgaspreisen in Rekordhöhe geführt, die die <a href="https://www.ft.com/content/015d1c83-ef27-4c98-a1b2-5964557f8ebb"><strong>Produktion von grünem Wasserstoff in Europa erstmals wettbewerbsfähig</strong></a> gemacht haben, doch wird die Produktion von blauem Wasserstoff immer noch als <a href="https://www.irena.org/news/pressreleases/2020/Dec/Making-Green-Hydrogen-a-Cost-Competitive-Climate-Solution"><strong>zwei- bis dreimal günstiger eingeschätzt als die Erzeugung von grünem Wasserstoff unter „normalen“ Bedingungen</strong></a>. Ob Gemeinden wie Berlevåg in der Lage sein werden, erneuerbaren Wasserstoff zu einem wettbewerbsfähigen Preis zu erzeugen, bleibt daher abzuwarten.</p> <p>Gleichzeitig ist es angesichts der <a href="https://www.saamicouncil.net/news-archive/rastigaisa-fell-area-must-not-be-turned-into-an-industrial-area"><strong>aktuellen Kontroversen um den Ausbau der Windenergie und anderer Infrastrukturen</strong></a> von entscheidender Bedeutung, dass die Entwicklung von grünem Wasserstoff in der Region nicht nur neue grüne Arbeitsplätze schafft, sondern auch in einer Weise erfolgt, die die Rechte, die Kultur und die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung anerkennt und respektiert. Nur dann kann grüner Wasserstoff zu einem wirklich gerechten Übergang beitragen, der sowohl den jeweiligen Kommunen als auch den indigenen Gemeinschaften zugutekommt, anstatt zu einer neuen Form des grünen Landraubs beizutragen.</p> <p><em>Dieser Artikel ist erschienen in <a href="https://www.newsecuritybeat.org/">New Security Beat</a></em>.</p> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> <a href="/de/media/14433" hreflang="de">Far North wind farm dt</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=9322&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="hjqk_USo7UhkF9v2k1Kaqgz0triajxDTZg2L9ycSmjI"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/benno-fladvad" hreflang="de">Benno Fladvad</a> <a href="/de/menschen/aliaksei-patonia" hreflang="de">Aliaksei Patonia</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-arktis" hreflang="de">Governance der Arktis</a> Fri, 27 Jan 2023 11:34:01 +0000 dha 9322 at https://www.rifs-potsdam.de Die Macht von Geschichten – Warum brauchen wir neue Narrative für eine nachhaltige Zukunft – und wie können quantitative Analysen diese unterstützen? https://www.rifs-potsdam.de/de/blog/2022/12/die-macht-von-geschichten-warum-brauchen-wir-neue-narrative-fuer-eine-nachhaltige <span>Die Macht von Geschichten – Warum brauchen wir neue Narrative für eine nachhaltige Zukunft – und wie können quantitative Analysen diese unterstützen?</span> <span><span>Felix Beger</span></span> <span><time datetime="2022-12-08T18:18:24+01:00" title="Donnerstag, Dezember 8, 2022 - 18:18" class="datetime">Do, 12/08/2022 - 18:18</time> </span> <div class="user-link"> Merle Remy </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/cinematic_xxl/public/2022-12/shutterstock_Tunatura.jpg?itok=627P0fNE" width="992" height="558" alt="Die Wege zur Nachhaltigkeit sind vielfältig." /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Die Wege zur Nachhaltigkeit sind vielfältig.</span> <span class="copyright">shutterstock_Tunatura</span> </figcaption> </figure> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><em>Von Ariel Macaspac Hernandez (IDOS), Dorothee Keppler (PIK), Merle Remy IASS) und Ines Dombrowsky (IDOS)</em></p> <p>Während die Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung universell sind, sind die Wege, die zu ihnen führen, vielfältig. Länder haben aufgrund ihrer unterschiedlichen biophysischen, sozio-ökonomischen und politisch-kulturellen Ausgangsbedingungen unterschiedliche Leitvorstellungen davon, wie die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) erreicht werden sollen, und sie verfügen über unterschiedliche Ansatzpunkte und Hebel hierfür. Nachhaltige Entwicklungspfade, die machbare und aus Sicht unterschiedlicher Akteure erstrebenswerte Wege zur Erreichung der Agenda 2030 und der Pariser Klimaziele beschreiben, müssen diese Faktoren und deren Vielfalt berücksichtigen. Es reicht daher nicht aus, nur eine einzige Pfadoption vorzuschlagen und deren potenzielle Wirkungen zu analysieren. Jeder dieser „nachhaltigen Entwicklungspfade“ erfordert zudem Transformationsprozesse, die einen disruptiven Paradigmenwechsel und einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel mit sich bringen. Es bedarf daher positiver, an unterschiedliche Gegebenheiten anknüpfende Leitvorstellungen (“Visionen”). Diese sind am ehesten in einer Kombination aus qualitativen Erzählungen oder Narrativen sowie darauf aufbauender, quantitativer Szenarien zu vermitteln. Analysen können dann die positiven Wechselwirkungen sowie mögliche Zielkonflikte zwischen den einzelnen SDGs und hierfür vorgesehenen Maßnahmen beschreiben und dazu beitragen, Synergien zu verstärken sowie wechselseitige Beeinträchtigungen oder Blockaden zu vermeiden oder zu minimieren.</p> <p>Die Herausforderung, solche Nachhaltigen Entwicklungspfade (Sustainable Development Pathways – SDPs) zu identifizieren und zu beschreiben, greift das Projekt SHAPE (“Sustainable development pathways achieving Human well-being while safeguarding the climate And Planet Earth”) auf. Ein interdisdziplinäres Team von Wissenschaftler*innen entwickelt und analysiert derzeit neue, holistische Narrative und Szenarien, die Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels mit Strategien zur Erreichung der anderen Nachhaltigkeitsziele verbinden. Um Pfadoptionen zu identifizieren, die den genannten Anforderungen entsprechen, werden diese Mithilfe Integrated Assessment Models durchgerechnet und anschließend gemeinsam analysiert.</p> <p>Wie wurden die Narrative entwickelt?</p> <p>Die neuen Narrative für die Sustainable Development Pathways wurden von einem interdisziplinären Team, bestehend aus Modellierer*innen und Sozialwissenschaftler*innen und im engen Austausch mit einer Gruppe internationaler Stakeholder aus Praxis und Forschung, und somit in einem transdisziplinären Prozess, entwickelt. Die Narrative entstanden in drei Hauptschritten, die aufeinander folgten und aufeinander aufbauten:</p> <ol> <li>Die Identifizierung von Themenbereichen („Dimensionen“), die für das Erreichen einer nachhaltigen Entwicklung relevant sind und die möglichst im Kontext von Integrated Assessment Modelling modelliert werden können;</li> <li>Die Beschreibung alternativer Strategien für jede dieser Dimensionen;</li> <li>Die Konstruktion und Beschreibung von umfassenden Erzählungen, die sich aus Kombinationen der verschiedenen Strategien ergeben (siehe Abbildung 1).</li> </ol> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2022-12/Abbildung%20komplett_Narrativ%20f%C3%BCr%20nachhaltige%20Entwicklung_2.png?itok=lIW1GeKu" width="1180" height="667" alt="Abbildung 1: Die Entstehung der Narrative" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Abbildung 1: Die Entstehung der Narrative</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--portrait"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2022-12/The%20SDP%20narratives_deutsch%20%282%29.png?itok=8oS45S3r" width="1180" height="1192" alt="Abbildung 2: Die SHAPE-Narrative" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Abbildung 2: Die SHAPE-Narrative</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <h3>Welche Stärken haben die neuen SDP Narrative und Szenarien?</h3> <p>Aufgrund der Methodik ihrer Entwicklung zeichnen sich die neuen Narrative und Szenarien durch folgende Aspekte aus:</p> <ul> <li><strong>Zielgerichtetheit (“target seeking”):</strong> Die Narrative sind auf die Erreichung der Ziele der Agenda 2030 einschließlich der Bewältigung des Klimawandels ausgerichtet und zielen darauf, unterschiedliche Lösungsvarianten zu identifizieren. Im Gegensatz zu explorativen Narrativen, die Beschreibungen von möglichen Variationen der Zukunft liefern, geben zielorientierte (target-seeking) Narrative Antworten auf die Frage nach wünschenswerten Zukünften. Sie erfassen Informationen sowohl über den gewünschten „Endpunkt“ der Entwicklung als auch über Wege, diesen Endpunkt unter den aktuellen Bedingungen zu erreichen (IPBES, 2016).</li> <li><strong>Ganzheitlichkeit:</strong> Die Narrative decken alle Dimensionen nachhaltiger Entwicklung ab, wenn auch in unterschiedlicher Breite und Detailgenauigkeit. Dies schließt auch unterschiedliche Governance-Ansätze (Hierarchien, Märkte, Netzwerke) ein. Sie bieten somit auch einen geeigneten Ansatz, um die für die Implementierung so wichtigen Fragen der Governance und Machtverhältnisse kritisch zu beleuchten. Mit der systematischen Analyse der Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Bereichen der Politikumsetzung (z. B. Klima, biologische Vielfalt, internationale Entwicklungszusammenarbeit usw.) können vorhandene Ansätze kritisch reflektiert und gegebenenfalls zielgerichtete Vorschläge für Anpassungen entwickelt werden (Dombrowsky et al., 2022; Hernandez, 2021)</li> <li><strong>Flexibilität:</strong> Der modulare Aufbau des Ansatzes (siehe letzter Abschnitt) mit seinen zahlreichen Dimensionen, für die wiederum mehrere Entwicklungsalternativen beschrieben werden, ermöglicht es zukünftigen Nutzer*innen, eigene nachhaltige Entwicklunspfade mitzugestalten, die ihre jeweiligen Paradigmen und Realitäten in ihrem Handlungsraum reflektieren.</li> <li><strong>Anknüpfung an laufende Diskurse in Praxis und Wissenschaft: </strong>Die Narrative und darauf aufbauenden Szenarien knüpfen an aktuelle Diskurse zur Nachhaltigkeitstransformation an und greifen eine Bandbreite an geäußerten, unterschiedlichen Perspektiven auf (z.B. Degrowth vs. Wachstumsorientierung). Da sie das Ergebnis eines langfristigen Kommunikationsprozesses zwischen Forschenden und Akteuren aus der Praxis sind, zeigt der Geneseprozess der SDPs somit auch, wie man Kommunikationsbarrieren zwischen normalerweise weitestgehend voneinander getrennten Diskurszusammenhängen aufweichen kann.</li> </ul> <h3>Fazit</h3> <p>Die Narrative für nachhaltige Entwicklungspfade (SDPs), die durch mit „Zahlen“ unterfütterte Szenarien quantifiziert werden, bieten einerseits positive Visionen für eine nachhaltige Zukunft und zeigen andererseits die Bedingungen, die erfüllt werden müssen, um diese Visionen zu erreichen. Sie sind damit eine wichtige Grundlage für eine dringend erforderliche gesellschaftliche Debatte, die die Agenda 2030 auf konkrete, dimensionen- und skalenübergreifende Handlungs- und Entwicklungsoptionen herunterbricht. Sie können damit den Diskurs um kohärente, wirksame und möglichst gesellschaftsverträgliche politische Maßnahmen unterstützen und voranbringen.</p> <p>Die neuen Narrative sind positive Geschichten zur Erreichung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele, die helfen, das Gesamtbild von nachhaltiger Entwicklung zu sehen, während die modellbasierten, quantitativen Analysen dazu dienen, komplexe Wechselwirkungen und Synergien zwischen den betroffenen Systemen besser zu verstehen und damit die Konsequenzen der Entscheidung für die eine oder andere Pfadalternative besser abschätzen zu können. Die inter- und transdisziplinäre Erarbeitung der Narrative ermöglichte es außerdem, wissenschaftliche Ansätze und Erkenntnisse zu generieren, die näher an der komplexen Realität und damit für die Anwendung geeigneter und attraktiver sind.</p> <p><strong><em>Dieser Artikel wurde zuerst am 5. Dezember 2022 <a href="https://www.sdsngermany.de/die-macht-von-geschichten-warum-brauchen-wir-neue-narrative-fuer-eine-nachhaltige-zukunft-und-wie-koennen-quantitative-analysen-diese-unterstuetzen/">auf dem Blog von SDSN Germany</a> veröffentlicht.</em></strong></p> <h3>Quellen:</h3> <p>Dombrowsky, I., Lenschow, A., Meergans, F., Schütze, N., Lukat, E., Stein, U., &amp; Yousefi, A. (2022). Effects of policy and functional (in)coherence on coordination – A comparative analysis of cross-sectoral water management problems. <em>Environment Science and Policy</em>, 131, 118-127.</p> <p>Hernandez, A. M. (2021). SDG-aligned Futures and the Governance of Transformation to Sustainability. Reconsidering Governance Perspectives on the Futures We Aspire to <em>DIE Discussion Paper Series</em>(Discussion Paper 30/2021). doi:10.23661/dp30.2021</p> <p>IPBES. (2016). <em>The methodological assessment report on scenarios and models of biodiversity and ecosystem services.</em> Retrieved from Bonn, Germany.</p> <p>&nbsp;</p> <hr /> <p>Das Forschungsprojekt Projekt SHAPE (“Sustainable development pathways achieving Human well-being while safeguarding the climate And Planet Earth”) läuft noch bis Ende Juni 2023. Im Rahmen der virtuellen Abschlusskonferenz des Projektes am 16. Februar 2023 werden der Ansatz und die Ergebnisse des Projektes ausführlich vorgestellt und diskutiert.</p> <p>SHAPE ist Teil von AXIS, einer von der JPI Climate initiierten ERA-NET Initiative. Es wird von FORMAS (SE), BMBWF/FFG (AT), DLR/BMBF (DE, Grant No. 01LS1907A-B-C), NWO (NL) und RCN (NO) und sowie einer Kofinanzierung durch die Europäische Union (Grant No. 776608) finanziert. Beteiligt sind Wissenschaftler*innen des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), des German Institute of Development and Sustainability (IDOS), des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS), des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA), der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU), des Stockholm Resilience Centres (SRC) und der Universität Utrecht (UU).</p> <p>Nähere Informationen zum Projekt unter <a href="https://shape-project.org/">https://shape-project.org/</a>.</p> <p>&nbsp;</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2022-12/Logo_Shape_RGB_72dpi_Subline.jpg?itok=t-HNaHbP" width="1180" height="429" alt="SHAPE Logo" /> </div> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2022-12/Bild1.png?itok=_4JJB5LY" width="1180" height="141" alt="Logoleiste SHAPE" /> </div> </figure> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> <a href="/de/media/14356" hreflang="de">shutterstock_Tunatura.jpg</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=9240&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="s0OCtx61iwKQdu6adtDwJWOvqeB1IpkHpnyv2j7KXVw"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/merle-remy" hreflang="de">Merle Remy</a> <a href="/de/forschungsgruppe/climate-action-climact" hreflang="de">Klimaschutzmaßnahmen in nationalen und internationalen Prozessen (ClimAct)</a> <a href="/de/forschungsbereich/plattformen-fuer-wissenschaft-und-gesellschaft" hreflang="de">Plattformen für Wissenschaft und Gesellschaft</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/die-nachhaltigen-entwicklungsziele-sdgs" hreflang="de">Agenda 2030, SDGs und die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie</a> Thu, 08 Dec 2022 17:18:24 +0000 Felix Beger 9240 at https://www.rifs-potsdam.de Countdown zum Tiefseebergbau läuft https://www.rifs-potsdam.de/de/news/countdown-zum-tiefseebergbau-laeuft <span>Countdown zum Tiefseebergbau läuft</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2022-08-26T12:10:30+02:00" title="Freitag, August 26, 2022 - 12:10" class="datetime">Fr, 08/26/2022 - 12:10</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> Tiefsee <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/pradeep-singh" hreflang="de">psi</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/92">Ozeane</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/76">Governance</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Der pazifische Inselstaat Nauru hat der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) am 25. Juni 2021 seine Absicht mitgeteilt, sich mit Wirkung vom 9. Juli 2021 auf Abschnitt 1 Nummer 15 des Durchführungsübereinkommens von 1994 (<em>siehe Auszug unten - übersetzt aus dem Englischen</em>) zu berufen, da das unter seiner Schirmherrschaft stehende Bergbauunternehmen Nauru Ocean Resources ("NORI") beabsichtigt, die Genehmigung eines Arbeitsplans für die Ausbeutung gemäß dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) zu beantragen. Die ISA ist ein autonomes zwischenstaatliches Gremium, das für die Regulierung von Bergbauaktivitäten in internationalen Gewässern zuständig ist.</p> <p>Nauru wiederum ist eine kleine Insel im Pazifischen Ozean und liegt nordöstlich von Australien. Sie ist mit ihren 21 Quadratkilometern flächenmäßig der drittkleinste Staat der Erde. Es leben etwa 11.500 Menschen auf Nauru. Das Unternehmen Nori, in Nauru gegründet und registriert, ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des in Kanada ansässigen Unternehmens „The Metals Company“ (zuvor Deep Green).</p> <h3>Zwei-Jahres-Regel ausgelöst</h3> <p>Die Berufung auf die „Zwei-Jahres-Regel“ gibt dem ISA-Rat zwei Jahre Zeit - in diesem Fall bis zum 9. Juli 2023 - um ein Regelwerk für die Ausbeutung von Mineralien auf dem internationalen Meeresboden zu verabschieden, nach dem die Einnahmen aus dem Bergbau und andere Vorteile gerecht unter den Staaten aufgeteilt werden sollen. Sollte der Rat die Vorschriften nicht innerhalb dieser Frist verabschieden und ein Antrag auf Ausbeutung eingereicht werden, müsste der Rat diesen trotzdem „prüfen“ und „vorläufig genehmigen“.</p> <p>Bislang hat die ISA ein Regelwerk für Abbautätigkeiten in Bezug auf drei verschiedene Arten von Mineralien geschaffen: für polimetallische Knollen im Jahr 2000, für polimetallische Sulfide im Jahr 2010 und für kobaltreiche Ferromangankrusten im Jahr 2012. Bis zum 1. Januar 2022 hat die ISA 31 Explorationsverträge vergeben, aber es wurden noch keine Anträge oder Verträge für den Abbau geprüft oder vergeben. Ein Hauptgrund dafür ist laut Pradeep Singh, dem Autor der Studie, dass „die Entwicklung von Vorschriften zur Erleichterung von Abbauaktivitäten noch nicht abgeschlossen ist“.</p> <h3>Die vielen Unbekannten der Tiefsee</h3> <p>Ein Argument gegen den Tiefseebergbau ist die Existenz bisher unbekannter Arten in der Tiefsee, darunter der kürzlich entdeckte Biremis-Spaghettiwurm und das herrlich seltsame Gummieichhörnchen. Diese Entdeckungen verdeutlichen den Mangel an verfügbaren Daten über die Lebensräume der Tiefsee, die zur Bewertung der grundlegenden Umweltbedingungen in den Zielgebieten herangezogen werden könnten. Unser Wissen über die Lebensräume und Ökosystemfunktionen der Tiefsee (einschließlich ihrer Rolle bei der Klimaregulierung und der Unterstützung des Nahrungsnetzes) und darüber, wie Bergbautätigkeiten sie beeinträchtigen könnten, ist noch lange nicht umfassend.</p> <p>Obwohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse nach wie vor spärlich sind, können die Wissenschaftler bereits vorhersagen, dass die Umweltauswirkungen, die sich aus der Gewinnung von Mineralien aus dem Meeresboden ergeben könnten, erheblich und weitgehend irreversibel wären. Daher hat eine Gruppe von über sechshundert Meereswissenschaftlern und -experten dazu aufgerufen, den Übergang der ISA von der Exploration zur Ausbeutung zu unterbrechen, bis kritische Wissenslücken geschlossen sind.</p> <p>Vor diesem Hintergrund müssen die ISA-Mitgliedstaaten nun ein „akzeptables“ Maß an Umweltschäden durch den Tiefseebergbau aushandeln und festlegen. Bis vor kurzem haben jedoch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie den Rat daran gehindert, persönlich zusammenzukommen, um die Verhandlungen voranzutreiben. Seit der Pandemie konnte der Rat nur insgesamt vier Wochen lang persönlich über die Verordnungen verhandeln und soll später in diesem Jahr noch einmal für zwei Wochen zusammenkommen.</p> <p>Gleichzeitig wirft die Aufgabe, einen Schwellenwert für Umweltschäden festzulegen, auch Fragen der rechtlichen Haftung auf, erklärt der Rechtswissenschaftler Pradeep Singh, Fellow am IASS. „Wir können nur hoffen, dass die ISA versuchen wird, durch die Herausgabe von Standards und Leitlinien klarere Vorgaben zu machen, was ein ‚akzeptabler Schaden‘ und was ein ‚nicht akzeptabler Schaden‘ ist. Und welche Kriterien wir bei der Bewertung von Umweltschäden anwenden sollten“, sagt Singh. „Diese Dinge müssen vereinbart werden, damit Akteure, die die von der ISA gesetzten Grenzen überschreiten, für ihre Handlungen haftbar gemacht werden können. Leider ist die Frage der rechtlichen Haftung in den bisherigen Diskussionen weitgehend vernachlässigt worden“, erklärt Singh.</p> <h3>Bergbau muss allen Menschen zugutekommen</h3> <p>Ein Hauptanliegen derjenigen, die die Bergbauvorschriften (zusammenfassend als Bergbaugesetz bezeichnet) ausarbeiten, ist, dass der Tiefseebergbau auf dem internationalen Meeresboden zum Nutzen der gesamten Menschheit erfolgen muss. Da die Verabschiedung der Vorschriften den Weg für die Aufnahme des kommerziellen Bergbaus ebnen würde, müssen die Mitgliedstaaten darauf vertrauen können, dass das von ihnen gebilligte Regime tatsächlich den Interessen aller dient und nicht nur einer Handvoll von Akteuren.</p> <p>In der Studie kommt Pradeep Singh zu dem Schluss, dass die so genannte Frist keine absolute Frist ist und sich ihr Versäumen aus rechtlicher Sicht als weitgehend folgenlos erweisen könnte. Ein übereiltes Einhalten der Frist, ohne sicherzustellen, dass die Regelung zunächst „zweckmäßig“ ist, könnte weitaus schwerwiegendere Folgen haben, einschließlich der Gefahr, dass die ISA gerichtlich belangt wird und ihren Ruf schädigt. Er fordert die ISA-Mitgliedsstaaten daher dringend auf, sich die nötige Zeit für die Entwicklung eines robusten und vorsorglichen Systems zu nehmen, und rät dazu: „Die ISA sollte sich nicht zu sehr unter Druck gesetzt fühlen, die Verordnungen fertig zu stellen, insbesondere wenn dies bedeutet, dass minderwertige, inkohärente oder unvollständige Anforderungen eingeführt werden, um die gefühlte Frist einzuhalten.“</p> <p>Gleichzeitig ist die Genehmigung eines Arbeitsplans nicht automatisch oder garantiert, wenn die Frist verpasst und ein Antrag auf Nutzung eingereicht wird. Der ISA-Rat könnte einen solchen Antrag ablehnen, wenn Bedenken hinsichtlich des Schutzes der Meeresumwelt vor den schädlichen Auswirkungen der Bergbautätigkeiten im Rahmen des Plans oder hinsichtlich der Angemessenheit der Umweltinformationen und -maßnahmen wie Folgenabschätzungen oder Überwachung bestehen. „Die Uhr tickt schnell und die Frist rückt näher, aber es gibt keinen Grund zur Eile“, fügt er hinzu.</p> <h3>Hintergrundmaterial zu dieser Pressemitteilung:</h3> <p><em>Abschnitt 1 Absatz 15 lautet wie folgt in einer aus dem Englischen übersetzen Version:<br /> &nbsp;&nbsp;&nbsp; Die [ISA] arbeitet gemäß Artikel 162 Absatz 2 Buchstabe o) Ziffer ii) des Übereinkommens [RRP] aus, die auf den in den Abschnitten 2, 5, 6, 7 und 8 dieses Anhangs enthaltenen Grundsätzen beruhen, sowie alle zusätzlichen [RRP], die zur Erleichterung der Genehmigung von Arbeitsplänen für Explorations- oder Abbauarbeiten erforderlich sind, und nimmt sie gemäß den folgenden Unterabsätzen an:<br /> &nbsp;&nbsp;&nbsp; (a) Der Rat kann eine solche Ausarbeitung jederzeit vornehmen, wenn er der Auffassung ist, dass alle oder einige dieser [RRP] für die Durchführung von Tätigkeiten im Gebiet erforderlich sind, oder wenn er feststellt, dass eine kommerzielle Nutzung unmittelbar bevorsteht, oder auf Ersuchen eines Staates, dessen Staatsangehöriger beabsichtigt, die Genehmigung eines Arbeitsplans für den Abbau zu beantragen;<br /> &nbsp;&nbsp;&nbsp; (b) Wird ein Ersuchen von einem unter Buchstabe a) genannten Staat gestellt, so schließt der Rat gemäß Artikel 162 Absatz 2 Buchstabe o) des Übereinkommens die Annahme solcher [RRP] innerhalb von zwei Jahren nach dem Ersuchen ab;<br /> &nbsp;&nbsp;&nbsp; (c) Hat der Rat die Ausarbeitung der [RRP] für die Nutzung nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist abgeschlossen und ist ein Antrag auf Genehmigung eines Arbeitsplans für die Nutzung anhängig, so prüft und genehmigt er diesen Arbeitsplan gleichwohl vorläufig auf der Grundlage der Bestimmungen des Übereinkommens und der [RRP], die der Rat gegebenenfalls vorläufig angenommen hat, oder auf der Grundlage der im Übereinkommen enthaltenen Normen und der in dieser Anlage enthaltenen Bedingungen und Grundsätze sowie des Grundsatzes der Nichtdiskriminierung unter den Vertragspartnern.</em></p> <p><strong>Publikation:</strong><br /> Pradeep Singh: The Invocation of the ‘Two-Year Rule’ at the International Seabed Authority: Legal Consequences and Implications, The International Journal of Marine and Coastal Law, 07/2022. DOI: <a href="https://doi.org/10.1163/15718085-bja10098">https://doi.org/10.1163/15718085-bja10098</a></p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2022-08/shutterstock_Jan%20Finsterbusch.jpg" width="4608" height="3456" alt="Tiefsee" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Ein Argument gegen den Tiefseebergbau ist die Existenz bisher unbekannter Arten in der Tiefsee.</span> <span class="copyright">Shutterstock/ J. Finsterbusch</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/ozeane-arktis" hreflang="de">Ozeane &amp; Arktis</a> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> Die Uhr tickt, aber ist Eile geboten? Im Jahr 2021 hat der Inselstaat Nauru eine als „Zwei-Jahres-Regel“ bekannte Vertragsbestimmung ausgelöst, die die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) verpflichtet, innerhalb von 24 Monaten Vorschriften für den Tiefseebergbau auszuarbeiten und zu verabschieden. Diese Frist läuft im Juli 2023 ab. Der Wissenschaftler Pradeep Singh vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) untersucht die rechtlichen Auswirkungen dieser Bestimmung. <a href="/de/media/14146" hreflang="de">2208_Tiefsee</a> <p>Die Uhr tickt, aber ist Eile geboten? Im Jahr 2021 hat der Inselstaat Nauru eine als „Zwei-Jahres-Regel“ bekannte Vertragsbestimmung ausgelöst, die die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) verpflichtet, innerhalb von 24 Monaten Vorschriften für den Tiefseebergbau auszuarbeiten und zu verabschieden. Diese Frist läuft im Juli 2023 ab. Der Wissenschaftler Pradeep Singh vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) untersucht die rechtlichen Auswirkungen dieser Bestimmung.</p> <a href="/de/forschung/bergbau-am-tiefseeboden-versuchsbergbau-und-fairer-vorteilsausgleich" hreflang="de">Bergbau am Tiefseeboden - Versuchsbergbau und fairer Vorteilsausgleich</a> <a href="/de/forschung/oekologische-leitplanken-fuer-den-tiefseebergbau" hreflang="de">Ökologische Leitplanken für den Tiefseebergbau</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/ozean-abkommen" hreflang="de">Biodiversität: UN-Abkommen zum Schutz des Ozeans</a> 0 Fri, 26 Aug 2022 10:10:30 +0000 slz 8950 at https://www.rifs-potsdam.de Torfitz: „Das ist ja wie bei uns!“ https://www.rifs-potsdam.de/de/news/torfitz-das-ist-ja-wie-bei-uns <span>Torfitz: „Das ist ja wie bei uns!“</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2022-07-01T08:36:25+02:00" title="Freitag, Juli 1, 2022 - 08:36" class="datetime">Fr, 07/01/2022 - 08:36</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> Spiel <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/victoria-luh" hreflang="de">vlu</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/75">Energiewende</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/208">Kohleausstieg</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/70">Demokratie</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Bei der Vorstellung des neuen Spiels, das als Plan- oder Rollenspiel konzipiert ist, berichtet der sächsische Lehrer und Testspieler Robert Jünger, dass eine Schülerin der 12. Klasse nach drei Spielminuten urteilte: „Das ist ja wie bei uns!“ Jünger lobt das Spiel als „idealen Einstieg“ aufgrund seiner spielerischen Annäherung an das Thema Strukturwandel. „Es sensibilisiert für Wirtschaftspolitik – und es macht Spaß“, so sein Fazit. Es sollte nach dem Spielen allerdings immer ein wenig Zeit für die Reflektion und das Gespräch darüber eingeplant werden, so sein Tipp an andere Lehrkräfte, die mit dem Spiel arbeiten möchten. Es ist kostenlos erhältlich für Lehrerinnen und Lehrer bei der Brandenburgischen Landeszentrale für Politische Bildung.&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; &nbsp;</p> <h3>Ungewisse Zukunft? Selbst gestalten ist das Motto</h3> <p>Ricarda Budke, jugendpolitische Sprecherin der Grünen in Brandenburgs Landtag, betonte wie selten aus Forschungsprojekten „etwas für Jugendliche“ entstehe. Es sei aber ihrer Meinung nach wichtig, denn sie würden sonst nicht beteiligt. Jugendliche ab dem Alter von 14 Jahren „mit diesem Spiel dazu anzuregen, etwas selbst zu gestalten und zu formen“, dies sei die Intention von Martin Thiele-Schwez, der als Geschäftsführer stellvertretend für die Spieleentwicklerinnen und -entwickler von Playing History bei der virtuellen Vorstellung des Spiels sprach.</p> <p>„Torfitz – Das Planspiel zum Strukturwandel“ kann in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit eingesetzt werden. Es richtet sich an Schüler und Schülerinnen ab der neunten Klasse, Auszubildende und Studierende. Torfitz spielt in einer fiktiven Region mit fiktiven Kommunen, aber das Ganze orientiert sich an der Lausitz. Da viele Regionen und Kommunen an anderen Orten vor ähnlichen Herausforderungen stehen, kann es bundesweit gespielt werden. Das Spiel wurde vom IASS Potsdam in Kooperation mit Playing History entwickelt. Ab Juli kann Torfitz kostenlos von Lehrkräften und anderen Bildungsanbietenden bei der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung bestellt werden.</p> <p><strong>Mehr über Torfitz: <a href="https://www.iass-potsdam.de/de/torfitz">https://www.iass-potsdam.de/de/torfitz</a></strong></p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2022-06/Torfitz.png" width="1338" height="891" alt="Torfitz" /> </div> </figure> <a href="/de/forschung/thema/narrative-grundhaltungen" hreflang="de">Narrative &amp; Grundhaltungen</a> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> Obwohl der Strukturwandel in Regionen wie beispielsweise der Lausitz alle betrifft, werden Jugendliche wenig einbezogen. Dabei sollten bei der Zukunftsgestaltung doch alle mitreden dürfen! Durch das Forschungsprojekt „Sozialer Strukturwandel und responsive Politikberatung in der Lausitz“ am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) ist ein Planspiel für Jugendliche entstanden. Gemeinsam mit Spieleentwicklern von „Playing History“ wurde es für sechs bis 30 Spielende herausgebracht und ist gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. <a href="/de/media/14075" hreflang="de">Torfitz.png</a> <p>Obwohl der Strukturwandel in Regionen wie beispielsweise der Lausitz alle betrifft, werden Jugendliche wenig einbezogen. Dabei sollten bei der Zukunftsgestaltung doch alle mitreden dürfen! Durch das Forschungsprojekt „Sozialer Strukturwandel und responsive Politikberatung in der Lausitz“ am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) ist ein Planspiel für Jugendliche entstanden. Gemeinsam mit Spieleentwicklern von „Playing History“ wurde es für sechs bis 30 Spielende herausgebracht und ist gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.</p> <a href="/de/forschung/regionale-nachhaltigkeitstransformationen" hreflang="de">Regionale Nachhaltigkeitstransformationen</a> <a href="/de/forschung/eine-demokratische-konfliktkultur-fuer-die-energiewende" hreflang="de">Eine demokratische Konfliktkultur für die Energiewende</a> <a href="/de/forschungsgruppe/regionale-nachhaltigkeitstransformationen" hreflang="de">Regionale Nachhaltigkeitstransformationen</a> <a href="/de/forschungsbereich/demokratie-und-nachhaltigkeit" hreflang="de">Demokratie und Nachhaltigkeit</a> <a href="/de/schwerpunktthema/gerechtigkeit-und-nachhaltigkeit" hreflang="de">Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit</a> 0 Fri, 01 Jul 2022 06:36:25 +0000 slz 8797 at https://www.rifs-potsdam.de IASS begleitet Kommunen bei Beteiligungsprozessen https://www.rifs-potsdam.de/de/news/iass-begleitet-kommunen-bei-beteiligungsprozessen <span>IASS begleitet Kommunen bei Beteiligungsprozessen</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2022-06-03T11:08:35+02:00" title="Freitag, Juni 3, 2022 - 11:08" class="datetime">Fr, 06/03/2022 - 11:08</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> Interview <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/daniel-oppold" hreflang="de">Daniel Oppold</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/76">Governance</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/133">Ko-Kreation</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><em><strong>Beim Projekt Losland werden Kommunen begleitet, mit mehr Bürgerbeteiligung den Aufbruch zu einer nachhaltigeren Gesellschaft zu schaffen. An welchem Punkt steht Losland jetzt?</strong></em><br /> <strong>Daniel Oppold: </strong>Mit Losland begleiten wir zehn deutsche Kommunen dabei, passgenaue Bürgerbeteiligungsprozesse aufzusetzen zur Fragestellung: „Wie können wir hier bei uns vor Ort eine „enkeltaugliche“ Zukunft gestalten?“ Da es rund 11.000 Kommunen in Deutschland gibt, wären wir vermutlich überschwemmt worden, hätten wir eine Ausschreibung gemacht. Daher sind wir andersherum vorgegangen: Wir haben recherchiert nach Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern mit einer „Beteiligungsagenda“. Nach solchen, die bereits erste Erfahrungen mit Beteiligung gesammelt haben, gerade neu in ihr Amt gekommen sind oder einfach Zukunftsthemen angehen wollen. So haben wir mittlerweile unsere zehn Kommunen gefunden. Aktuell läuft noch die Planungsphase in den meisten Kommunen, aber die ersten Losland-Zukunftsräte finden demnächst statt.</p> <p><em><strong>Was ist denn ein „Zukunftsrat“?</strong></em><br /> <strong>D. O.:&nbsp; </strong>Der Zukunftsrat ist der Kern unserer Beteiligungsprozesse. Diese Räte sind inspiriert vom Modell der Vorarlberger Bürgerräte. Aber wir haben sie mit einem Eigennamen versehen, weil sie sich inhaltlich um die Zukunft der Kommunen drehen – und weil mittlerweile viele Beteiligungsprozesse „Bürgerrat“ heißen. Im Mittelpunkt steht dabei die Gruppenarbeit von rund 20 Personen, die per Losverfahren aus dem Melderegister ausgewählt wurden. Sie erarbeiten im Auftrag des Stadt- oder Gemeinderates Empfehlungen zu einer Frage, die zuvor formuliert wurde. Mit dem Losprinzip werden Personen jenseits der „üblichen Verdächtigen“ einbezogen. Und durch eine professionelle Moderation wird sichergestellt, dass ihre Sichtweisen und Ideen einfließen. Fast alle Losland-Zukunftsräte sind schon terminiert: der Erste findet im Juni statt (<em>Flecken Ottersberg am 15. Juni 2022. Anm. Redaktion</em>).</p> <p><em><strong>In welcher Form sind diese Beteiligungsprozesse mit der Lokalpolitik verknüpft?</strong></em><br /> <strong>D. O.:&nbsp; </strong>Voraussetzung für die Teilnahme war, dass sich die Kommunen mit einem Ratsbeschluss für die Teilnahme an Losland entschieden haben. In diesen Beschlüssen haben die Stadt- und Gemeinderäte meist schon festgelegt, welchen Schwerpunkt der Beteiligungsprozess haben soll. Die Leitfrage zur enkeltauglichen Zukunft, ist sehr weit gefasst und wird von jeder Kommune zu einem anderen Thema oder -komplex bespielt.</p> <p><em><strong>Was sind denn das für Themen?</strong></em><br /> <strong>D. O.</strong>: Durchweg Zukunftsthemen – das kann von eher sozialen Themen wie der Entwicklung der Qualität des Zusammenlebens und des Miteinanders reichen bis zu ganz konkreten Dorfumgestaltungen. Aber auch Fragen nach dem lokalen Umgang mit großen Herausforderungen wie etwa demographischen Veränderungen oder dem Klimawandel sind dabei. Manche Kommunen werden konkret nur eine Fragestellung in den Blick nehmen. Andere Kommunen stellen dem Zukunftsrat offenere Fragen und lassen mehr Themen zu.</p> <p><em><strong>Wie lange dauert so ein „Zukunftsrat“ denn?</strong></em><br /> <strong>D. O.:</strong> Der Zukunftsrat dauert in allen Kommunen nur eineinhalb bis zwei Tage – außer, wenn noch eine „Lernphase“ vorgeschaltet wird. Meist beginnen sie am Freitagnachmittag und tagen den ganzen Samstag - dann stehen die Empfehlungen. Das stellen unsere Moderatoren sicher, die einen ko-kreativen Austauschraum schaffen, in dem sofort Tacheles gesprochen wird und schließlich eine gemeinsame Erklärung entsteht. Wichtig ist jedoch, dass der Prozess damit nicht vorbei ist: Die Ergebnisse des Zukunftsrates werden kurz danach in einer öffentlichen Veranstaltung der Bürgermeisterin oder dem Bürgermeister sowie dem Gemeinderat übergeben. Auch dies läuft interaktiv ab zwischen den Teilnehmenden des Zukunftsrates und den Lokalpolitikerinnen und -politikern, ebenso Personen aus der Verwaltung sowie alle Interessierten aus der Bürgerschaft können teilnehmen.</p> <p><em><strong>Unterscheidet sich das Vorgehen in den Gemeinden?</strong></em><br /> <strong>D. O.:</strong> Ja, nur ein Beispiel: In Ottersberg sollen Kinder mitbestimmen. Sie einzubeziehen ist schwieriger, weil sie im Zukunftsrat der Erwachsenen nicht gut mitmachen könnten. Daher gibt es parallel zum Zukunftsrat noch eine separate Zukunftswerkstatt mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse einer Ottersberger Grundschule. Sie werden unter fachkundiger Anleitung von Kinder-Beteiligungsexperten zu den gleichen Fragstellungen „tagen“ und ihre Empfehlungen stehen dann gleichwertig neben denen des Rats der Erwachsenen. Wir haben so das Prozessdesign immer den jeweiligen Anforderungen angepasst. Es kann genauso eine vorgelagerte Informationsveranstaltung stattfinden, wo etwa der Gemeinderat eine Planung oder ein Konzept vorstellt – und damit den Zukunftsrat mit Fakten versorgt.</p> <p><em><strong>Können noch weitere Kommunen zum aktuellen Losland-Verfahren dazustossen?</strong></em><br /> <strong>D. O</strong>.: Leider nein, das Losland-Projekt ist zeitlich begrenzt und die Bundeszentrale für politische Bildung finanziert die Arbeit mit zehn Gemeinden, die wir bereits gefunden haben.</p> <p><em><strong>Was genau ist denn die Zielsetzung von Losland?</strong></em><br /> <strong>D. O.:</strong> Es gibt zwei Ziele: Einmal vor Ort wirklich etwas zu bewegen – in Bezug auf die Fragestellung der jeweiligen Gemeinde wollen wir mit den Bürgerinnen und Bürgern einen Fortschritt erzielen zu erzielen mit den Bürgerinnen und Bürgern. Das zweite Ziel ist, dass wir die Erfahrungen aus diesen zehn Prozessen, die nun parallel den Sommer und Herbst über laufen, systematisch sammeln und diese mit vorangegangen Erfahrungen von anderen Beteiligungsprozessen vergleichen. Wenn die Prozesse abgeschlossen sind wollen wir gemeinsam mit allen Beteiligten Empfehlungen für die Landes- und Bundespolitik formulieren, um die Rahmenbedingungen für kommunale Beteiligung in Deutschland zu verbessern.</p> <p><em><strong>Welche Rolle hat das IASS an dem Projekt?</strong></em><br /> <strong>D. O.:</strong> Für das IASS bin ich in die Arbeit des Kernteams eingebunden und berate die Kommunen zusammen mit den Losland-Kolleginnen und Kollegen von Mehr Demokratie. Zugleich bin ich verantwortlich für den Forschungsteil: Mit weiteren Kolleginnen und Kollegen vom IASS analysiere ich unterschiedliche Aspekte der Beteiligungsprozesse und führe dazu beispielsweise Umfragen unter den Beteiligten durch und interviewe die Bürgermeisterinnen und -meister. Am Ende werden diese Erkenntnisse die Empfehlungen an die Bundes- und Landespolitik empirisch untermauern.<br /> &nbsp;<br /> <em><strong>Worin liegt das Besondere oder Neue am Losland-Verfahren?</strong></em><br /> <strong>D. O.:</strong> Unser Vorgehen ist nicht wirklich neu. Wir stehen auf den Schultern von vielen erfolgreichen Beteiligungsprozessen – insbesondere Bürgerräten – und greifen auf deren Wirkungslogiken und Prozesselemente zurück. Wichtig ist uns aber, nicht mit einem Schema F in den Kommunen aufzuschlagen, weil jede Kommune ihre eigenen Themen und Beteiligungserfahrungen hat. Wir brauchen diesen Kontext, um die Zukunftsräte so in die Gegebenheiten vor Ort einzubetten, dass sie eine bestmögliche Wirkung entfalten.</p> <p>Mehr über dieses Projekt und die einzelnen Kommunen erfahren Sie auf der <a href="https://losland.org/"><strong>Losland-Webseite</strong></a>.</p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2022-06/S-IASS_DanielOppold_10422_QF.jpg" width="800" height="600" alt="Daniel Oppold" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Daniel Oppold arbeitet seit Oktober 2016 am Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) im Forschungsprojekt „Ko-Kreation und zeitgemäße Politikberatung&quot;.</span> <span class="copyright">IASS/ Lotte Ostermann</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> <a href="/de/forschung/thema/ko-kreation" hreflang="de">Ko-Kreation</a> Das Team von Losland, eine Kooperation des IASS mit dem Verein Mehr Demokratie, unterstützt Kommunen dabei, ihre Zukunft nachhaltig zu gestalten. Dafür entwickelt es zusammen mit den Kommunen individuell angepasste Beteiligungsprozesse. Der IASS-Politikwissenschaftler Daniel Oppold begleitet den Prozess wissenschaftlich seit 2021. Im Interview erklärt Oppold wie das Projekt abläuft, was ein Zukunftsrat ist und das Ziel. <a href="/de/media/14050" hreflang="de">Daniel Oppold dt</a> <p>Das Team von Losland, eine Kooperation des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) mit dem Verein Mehr Demokratie, unterstützt Kommunen dabei, ihre Zukunft nachhaltig zu gestalten. Dafür entwickelt das Team zusammen mit den Kommunen individuell angepasste Beteiligungsprozesse - inspiriert von unterschiedlichen Bürgerbeteiligungsformen. Der IASS-Politikwissenschaftler Daniel Oppold begleitet den Prozess wissenschaftlich seit dem Jahr 2021. Im Interview erklärt Oppold wie das Projekt abläuft, was ein Zukunftsrat ist und das Ziel.</p> <a href="/de/forschung/ko-kreation-und-zeitgemaesse-politikberatung" hreflang="de">Ko-Kreation und zeitgemäße Politikberatung</a> <a href="/de/forschungsgruppe/ko-kreation" hreflang="de">Ko-Kreation in der demokratischen Praxis</a> <a href="/de/forschungsgruppe/oekopolitische-transformationen" hreflang="de">Demokratische Governance für ökopolitische Transformationen</a> <a href="/de/forschungsbereich/demokratie-und-nachhaltigkeit" hreflang="de">Demokratie und Nachhaltigkeit</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/die-nachhaltigen-entwicklungsziele-sdgs" hreflang="de">Agenda 2030, SDGs und die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie</a> 0 Fri, 03 Jun 2022 09:08:35 +0000 slz 8721 at https://www.rifs-potsdam.de