Ozeane &amp; Arktis https://www.rifs-potsdam.de/de de Building a network for sustainable research relationships https://www.rifs-potsdam.de/en/blog/2023/04/building-network-sustainable-research-relationships <span>Aufbau eines Netzwerks für nachhaltige Forschungsbeziehungen</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2023-04-14T13:37:12+02:00" title="Freitag, April 14, 2023 - 13:37" class="datetime">Fr, 04/14/2023 - 13:37</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/evie-morin"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/Wey_Evie_Morin_QF.jpg?h=bb8d3d71&amp;itok=JdDRyOas" width="384" height="384" alt="Evie Morin" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/evie-morin"> Evie Morin </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/evie-morin"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/Wey_Evie_Morin_QF.jpg?h=bb8d3d71&amp;itok=JdDRyOas" width="384" height="384" alt="Evie Morin" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/evie-morin"> Evie Morin </a></h3> </div> </article> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/cinematic_xxl/public/2023-04/Bild3.jpg?itok=8_zs5hVT" width="992" height="558" alt="reflection" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Nach einigen Minuten des Nachdenkens tauschten die benachbarten Teilnehmenden ihre Gedanken und Erinnerungen aus, während sie eine Orange hielten.</span> <span class="copyright">RIFS/ Hannah Plüss</span> </figcaption> </figure> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Ende Februar 2023 fand im Rahmen des Forschungsprojekts „DÁVGI: Co-creation for biocultural diversity in the Arctic“ die zweite Serie von Workshops statt, die ein Kollektiv gleichgesinnter indigener und nicht-indigener Forscherinnen und Forscher stärken sollen. Partner von Instituten aus der gesamten Arktis und aus Europa, darunter der Saami Council, die Universität von Alaska Fairbanks (UAF), das Ecologic Institute, Ikaarvik, die Oulu Universität, das Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS) und die Universität von Tromsø (UiT), trafen sich persönlich in Wien anlässlich der Konferenz Arctic Science Summit Week, um darüber nachzudenken, wie die Gruppe bisher zusammengearbeitet hat und wie sie dies weiter tun kann. Der Workshop bot Zeit und Raum, um gemeinsam über Wege der Zusammenarbeit, gemeinsame Ziele und Prämissen zu reflektieren und darüber, wie diese Arbeit potenziellen Partnerinnen und Partnern vermittelt werden kann. Der Prozess der Mitgestaltung einer Website ist ein zentrales Element der Workshop-Reihe, da er ein Instrument und eine Methode darstellt, um mit dem Netzwerk "mitzudenken" und Perspektiven, Meinungen und Gedanken auszutauschen.</p> <h3>Mitgestaltung des Workshop-Programms</h3> <p>Im Kern zielt DÁVGI darauf ab, co-kreative Methoden anzuwenden und über das Wesen co-kreativer Partnerschaften zu reflektieren. Dementsprechend hatten alle Partner und Partnerinnen die Möglichkeit, den Workshop mitzugestalten, um eine wirkungsvolle Erfahrung zu schaffen. Inhalt und Struktur des Programms bauten auf den Impulsen und Erkenntnissen des vorangegangenen Workshops auf und wurden in anschließenden Online-Meetings weiter verfeinert. Das Programm wurde an die Bedürfnisse und Erkenntnisse von CO-CREATE angepasst, die sich in den Monaten vor dem Wiener Workshop entwickelt hatten. Dieser Ansatz stellte sicher, dass das endgültige Programm sowohl relevant als auch ansprechend war. Alle CO-CREATE-Partner trugen mit ihrer Zeit, ihren Fähigkeiten und ihren Interessen dazu bei, dass der Workshop ein Erfolg wurde.</p> <h3>Würdigung von Beziehungen</h3> <p>Eine Zeremonie ist eine Reihe von sorgfältig durchdachten Handlungen für einen wichtigen Anlass; CO-CREATE versteht die Zusammenarbeit als eine Zeremonie, die unsere Beziehungen zueinander und das geteilte und produzierte Wissen ehrt. Für die dekoloniale, ko-kreative Arbeit ist es wichtig, in erster Linie ein Mensch und erst in zweiter Linie ein Forschender zu sein. Daher bot der Workshop ausreichend Raum, um die Teilnehmer dabei zu unterstützen, sich in einem kulturellen Kontext kennenzulernen; die Sitzungen stützten sich auf die Hintergründe und persönlichen Erfahrungen der Teilnehmer.</p> <p>Der Workshop begann am 24. Februar in einem informellen Rahmen und nicht in einem herkömmlichen Tagungsraum. Die Gastgeberin Gertrude Saxinger (Universität Wien) hieß CO-CREATE in Wien willkommen und bereitete Museumsbesuche vor, um die Wiener Kultur zu teilen und Diskussionen über die Arktisforschung und die Notwendigkeit dekolonialer Methoden anzuregen, einschließlich eines Besuchs des Weltmuseums, wo die TeilnehmerInnen die Rückführungspolitik und die Museologie rund um Objekte im Museumsarchiv diskutierten (Abbildung 1). Während der drei Tage stärkten die Teilnehmer ihre Beziehungen und schmiedeten Pläne für die künftige Zusammenarbeit. Die Teilnehmer tauschten auch ihre Erwartungen an die Überlegungen der folgenden drei Tage aus.</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--portrait"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-04/Bild1_0.png?itok=T7anek9R" width="1180" height="1574" alt="Weltmuseum archives Vienna " /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Abbildung 1: Einkleidung für eine Führung durch die Archive des Weltmuseums, Wien.</span> <span class="copyright">RIFS/Anne Chahine</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <h2> Reflexion über die gemeinsame Arbeit </h2> <p>Die Reflexionssitzungen begannen am 27. Februar. Jan-Erik Henriksen, ein Sámi Ältester und Professor für Sozialarbeit (UiT), leitete die Sitzungen mit einleitenden und abschließenden Gedanken und Übungen zur Zentrierung. Zunächst leitete Charleen Fisher (UAF) eine Sitzung über die Kommunikationsprotokolle der Gwich'in-Indigenen und regte eine Diskussion darüber an, welche Protokolle den CO-CREATE-Teilnehmern gemeinsam sein könnten, z. B. Zuhören, um zu verstehen, sichere Räume für schwierige Gespräche zu schaffen, Humor zu schätzen, sich mit Generationen zu verbinden und den Jahreszeiten zu folgen. Anschließend leiteten Evie Morin (RIFS) und Thora Herrmann (Universität Oulu) eine Sitzung, in der die Teilnehmer Zeit hatten, individuell über ihre Beweggründe für die Zusammenarbeit mit CO-CREATE und über künftige Ziele des Kollektivs nachzudenken (<em>Abbildung 2</em>).</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-04/Bild2_0.png?itok=YXIaiBZa" width="1180" height="885" alt="CO-CREATE" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Abb. 2: Individuelle Beweggründe für die Teilnahme an CO-CREATE und einschneidende Momente als Teil der Gruppe, geschrieben auf Notizzettel und auf eine Linie gehängt.</span> <span class="copyright">RIFS/ Hannah Plüss</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Am nächsten Tag leiteten Jan-Erik Henriksen und Nina Hermansen von der Forschungsgruppe Indigenous Voices (IVO) an der UiT) kreative Sitzungen über die Arbeitsbeziehungen von CO-CREATE und deren symbolische Darstellung. Sie begannen mit einer Würdigung junger samischer Aktivisten, die gegen den weiteren Betrieb von Windkraftanlagen protestieren, die nach Ansicht des Obersten Gerichtshofs Norwegens die geschützten kulturellen Rechte der Samen verletzen. Als Nächstes stellte Jan-Erik ein Kommunikationsmodell der Sámi vor, das unter anderem zeigt, wie man Gäste willkommen heißt, mit Konflikten umgeht und das Schweigen versteht. Nina Hermansen stellte dann einige spielerische Kleingruppenübungen vor, um die Gruppendynamik zu veranschaulichen und zu überlegen, wie CO-CREATE zusammenarbeiten wird (Abbildung 3). Dieses stärkere interne Verständnis davon, wie das Kollektiv zusammenarbeiten wird, bildete die Grundlage für die anschließende Diskussion darüber, wie CO-CREATE durch einen Namen und ein Logo nach außen hin kommuniziert werden kann.</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-04/Bild3.jpg?itok=zBahsK8W" width="1180" height="531" alt="reflection" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Nach einigen Minuten des Nachdenkens tauschten die benachbarten Teilnehmenden ihre Gedanken und Erinnerungen aus, während sie eine Orange hielten.</span> <span class="copyright">RIFS/ Hannah Plüss</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Anne Chahine (RIFS) begann den letzten Tag mit einer Erzählrunde, um die unterschiedlichen Auffassungen und Erklärungen von Co-Creation innerhalb der Gruppe zu verdeutlichen, die bestimmen, wie und warum CO-CREATE zusammenarbeitet. Jeder Teilnehmer wurde gebeten, einen Gegenstand mitzubringen, der für ihn Co-Creation bedeutet, und zu erklären, warum. Die Beispiele reichten von Forschungs- und Arbeitserfahrungen bis hin zu Haushaltsgegenständen und Kunstwerken (Abbildung 4). Anschließend leitete Nina Döring eine Diskussion über die nächsten Schritte für DÁVGI und CO-CREATE als Ganzes. Jan-Erik Henriksen schloss die Sitzung mit einer Bewertung des Workshops. Im Nachhinein waren die Teilnehmer der Meinung, dass die meisten ihrer ursprünglichen Erwartungen an den Workshop und die gemeinsame Zeit erfüllt worden waren.</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-04/Bild4.jpg?itok=Asj-_fsg" width="1180" height="531" alt="Co-Creation processes" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Abb. 4: Teilnehmende erzählen Geschichten über persönliche Objekte oder Erfahrungen, die ihr Verständnis von Co-Creation repräsentieren.</span> <span class="copyright">RIFS/ Hannah Plüss</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <h3>Nächste Schritte</h3> <p>Der DÁVGI CO-CREATE Reflexionsworkshop erinnerte die Teilnehmer an den Ursprung des Kollektivs - eine Gruppe von Gleichgesinnten mit dem Ziel, die arktische Forschung und Politik positiv zu beeinflussen. Mit neuer Motivation hat sich CO-CREATE verpflichtet, im Rahmen des DÁVGI-Projekts an verschiedenen Ergebnissen mitzuarbeiten. Neben der Website werden diese Ergebnisse die Dokumentation der co-kreativen Protokolle von CO-CREATE, die Hervorhebung wichtiger Überlegungen für die europäische Arktispolitik und den Austausch von Erfahrungen über co-kreative und gerechte Forschungsbeziehungen umfassen. Im Herbst 2023 wird CO-CREATE zum dritten und letzten DÁVGI-Treffen zusammenkommen, um die Erforschung ko-kreativer und dekolonialer arktischer Forschungsmethoden fortzusetzen, über die kollektive Arbeit durch DÁVGI zu reflektieren und zu feiern und zukünftige CO-CREATE-Projekte zu erwägen. Während dieses Prozesses werden sich die CO-CREATE-Partner weiterhin verpflichten, die Arbeit der anderen zu unterstützen, co-kreative und dekoloniale Prinzipien auf andere Projekte anzuwenden, ihren kollaborativen Ansatz zu reflektieren und nach weiteren Projekten zu suchen, die mit ihrer gemeinsamen Mission übereinstimmen, einen gerechten Austausch und Co-Kreation für die biokulturelle Vielfalt in der Arktis zu fördern.</p> <p>&nbsp;</p> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> <a href="/de/media/14527" hreflang="de">2304 Evie Blog Figure 3 dt</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=9494&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="iY5nG7G926N0l9mpr5naYsvAHiLj_633B33A0Zamr0M"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/evie-morin" hreflang="de">emo</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-arktis" hreflang="de">Governance der Arktis</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> Thu, 13 Apr 2023 12:29:26 +0000 slz 9494 at https://www.rifs-potsdam.de Grabbing the Land or Benefitting Communities? Renewable Hydrogen in the Norwegian Arctic https://www.rifs-potsdam.de/en/blog/2023/01/grabbing-land-or-benefitting-communities-renewable-hydrogen-norwegian-arctic <span>Landraub oder Nutzen für Gemeinden? Erneuerbarer Wasserstoff in der norwegischen Arktis</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2023-02-15T14:16:07+01:00" title="Mittwoch, Februar 15, 2023 - 14:16" class="datetime">Mi, 02/15/2023 - 14:16</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/benno-fladvad"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-08/Benno%20Fladvad_0.jpg?h=e97d90be&amp;itok=3AuVbVrc" width="384" height="384" alt="Benno Fladvad" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/benno-fladvad"> Dr. Benno Fladvad </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/aliaksei-patonia"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-08/Alex%20Patonia%20Fellow.png?h=f1d644da&amp;itok=O0LyszrI" width="384" height="384" alt="Aliaksei Patonia" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/aliaksei-patonia"> Aliaksei Patonia </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/benno-fladvad"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-08/Benno%20Fladvad_0.jpg?h=e97d90be&amp;itok=3AuVbVrc" width="384" height="384" alt="Benno Fladvad" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/benno-fladvad"> Dr. Benno Fladvad </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/aliaksei-patonia"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2022-08/Alex%20Patonia%20Fellow.png?h=f1d644da&amp;itok=O0LyszrI" width="384" height="384" alt="Aliaksei Patonia" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/aliaksei-patonia"> Aliaksei Patonia </a></h3> </div> </article> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/cinematic_xxl/public/2023-01/Windpark__B%20Fladvad.JPG?itok=vPRTgHxQ" width="992" height="558" alt="A wind farm in the Far North" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Wasserstoff ist eine vielversprechende Lösung für die Energiespeicherung in abgelegenen Gebieten, in denen erneuerbare Energiequellen im Überfluss vorhanden sind.</span> <span class="copyright">RIFS / B Fladvad</span> </figcaption> </figure> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><strong>Grüner Wasserstoff (H2) gilt als ein Schlüsselelement der Energiewende, da er auf Basis erneuerbarer Energien und der Aufspaltung von Wasser hergestellt wird, der sogenannten Elektrolyse.</strong> <strong>Er birgt daher ein enormes Potenzial, <a href="https://www.energymonitor.ai/tech/hydrogen/hydrogen-vital-decarbonisation-heavy-industry/">schwer zu elektrifizierende Sektoren zu dekarbonisieren </a>- wie etwa die Stahl- und Düngemittelproduktion oder <a href="https://changing-transport.org/ptx-decarbonizing-transport/">die See- und Luftfahrt</a>. Auch seine Fähigkeit, Energie zu speichern und sie über weite Strecken zu transportieren, machen grünen Wasserstoff zu einem vielversprechenden Wirtschaftszweig für abgelegene und dünn besiedelte Gebiete mit einem hohen Angebot an erneuerbaren Energiequellen.</strong></p> <p>Vor allem in Regionen wie der norwegischen Arktis ist das Potenzial für Windenergie enorm. Aufgrund des geringen Energiebedarfs in diesem dünn besiedelten Gebiet und der schwachen Netzanbindung an die südlichen Regionen Norwegens, die einen Export von überschüssiger Energie verhindern, kann dieses Potenzial jedoch nicht vollständig ausgenutzt werden. Genau hier könnten grüner Wasserstoff und grünes Ammoniak – ein Wasserstoff-Derivat, das sich leichter speichern und transportieren lässt – ins Spiel kommen.</p> <p>Als transportable „Großbatterie“ könnte grünes Ammoniak es ermöglichen, überschüssige Energie aus Windparks zu speichern und in andere Regionen und Länder zu liefern. Dieser potenzielle neue Exportsektor und die damit verbundene Entwicklung einer <a href="https://a9w7k6q9.stackpathcdn.com/wpcms/wp-content/uploads/2020/11/Ammonia-as-a-storage-solution-for-future-decarbonized-systems-EL-42.pdf"><strong>grünen Wasserstoffinfrastruktur könnten den lokalen Gemeinden erhebliche Vorteile verschaffen</strong></a> und die sozioökonomischen Bedingungen im hohen Norden verbessern. Sie bringen aber auch neue Herausforderungen und Unsicherheiten mit sich.</p> <h3>Große Erwartungen</h3> <p>Der Bezirk Ost-Finnmark im äußersten Norden Norwegens eignet sich besonders gut als ein künftiges Zentrum für die <a href="https://www.tffk.no/tjenester/plan-og-horinger/gjeldende-planer-og-strategier/hydrogensone-arktis-strategier-for-hydrogensatsing-i-troms-og-finnmark-2021/"><strong>Erzeugung von grünem Wasserstoff</strong></a>. In den Küsten- und Gebirgsregionen wehen die arktischen Winde sehr konstant, und es gibt reichlich Süßwasser – das wichtigste Ausgangsmaterial für die Elektrolyse und damit die Produktion von grünem Wasserstoff. Zudem ist die existierende Netzinfrastruktur zu schwach, um überschüssige Energie in Form von Strom in die südlichen Regionen zu transportieren. Vor diesem Hintergrund hat die kleine Fischergemeinde Berlevåg auf der Varanger-Halbinsel (<em>zirka 1.000 Einwohner</em>) Pläne entwickelt, <a href="https://thebarentsobserver.com/en/node/7554"><strong>zu einem Wasserstoff-Vorreiter in Europa zu werden</strong></a>. Diese bestehen darin, die überschüssige Energie aus dem bestehenden 100-MW-Windpark Raggovidda – einem der effizientesten Onshore-Windparks in Europa mit 27 Windturbinen – zu nutzen, um grünen Ammoniak im industriellen Maßstab sowohl für regionale Zwecke (insbesondere die arktische Schifffahrt) als auch für den Export zu produzieren.</p> <p>Die derzeitigen Pläne sehen vor, die kommerzielle Produktion von grünem Ammoniak bis 2024 aufzunehmen und den Windpark bis 2026 um weitere 16 Turbinen (<em>etwa 100 MW</em>) zu vergrößern. Das von der <a href="https://www.haeolus.eu/"><strong>Europäischen Union finanzierte Projekt</strong></a> weckt <a href="https://arcticeconomiccouncil.com/news/winds-of-change/"><strong>hohe Erwartungen bei lokalen und nationalen Politikern</strong></a>. Die Hoffnung besteht darin, Berlevåg zu einem Zentrum für erneuerbare Energien in der Arktis zu machen und auch die Nebenprodukte der Wasserstoffproduktion – Wärme und Sauerstoff – für andere wirtschaftliche Aktivitäten wie Fischzucht und vertikale Landwirtschaft zu nutzen. Dies würde eine Reihe an neuen Arbeitsplätzen in der Region schaffen und dazu beitragen, dem deutlichen Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken, der <a href="https://www.highnorthnews.com/en/norwegian-pm-jonas-gahr-store-we-cannot-leave-empty-void-border-russia-and-arctic"><strong>die Region sowohl wirtschaftlich als auch sicherheitspolitisch vor große Herausforderungen stellt.</strong></a></p> <p>&nbsp;</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-01/Hydrogen__B%20Fladvad.JPG?itok=rjpCeMy8" width="1180" height="885" alt="Hydrogen is a promising energy storage solution for remote areas with an abundance of renewable energy resources." /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Wasserstoff ist eine vielversprechende Lösung für die Energiespeicherung in abgelegenen Gebieten, in denen erneuerbare Energiequellen im Überfluss vorhanden sind.</span> <span class="copyright">RIFS / B Fladvad</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <h3>Herausforderungen auf dem Weg zum Erfolg</h3> <p>Der Ausbau der Windenergie ist in Norwegen jedoch höchst umstritten. Vor allem indigene Sámi-Gemeinden, die Rentierzucht betreiben, lehnen die Entwicklung neuer Windparks ab, weil sie die Wanderungsbewegungen der Tiere beeinträchtigen und sich negativ auf die Zucht und damit auf indigene Lebensweise auswirken. Daher wird die Energiewende, und vor allem die Ausbreitung der Windenergie, in Norwegen von samischen Politiker:innen und Forscher:innen oft als <a href="https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/jcop.22422"><strong>ein „grüner Kolonialismus“</strong></a> und als Verletzung der Rechte indigener Völker kritisiert – eine Ansicht, die von norwegischen Gerichten durchaus gestützt wird.</p> <p>Im <a href="https://www.earthisland.org/journal/index.php/articles/entry/indigenous-sami-win-landmark-case-against-wind-power/"><strong>Jahr 2021 entschied das Oberste Norwegische Gericht</strong></a>, dass zwei Windparks auf der Fosen Halbinsel in Westnorwegen gegen Artikel 27 der Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR) verstoßen, der besagt, dass „ethnischen, religiösen oder sprachlichen Minderheiten [...] nicht das Recht vorenthalten werden [darf], ihr eigenes kulturelles Leben zu pflegen, ihre eigene Religion zu bekennen und auszuüben oder sich ihrer eigenen Sprache zu bedienen.“ In Berlevåg sind die Pläne zur Erweiterung des Windparks Raggovidda bislang zwar nicht auf öffentlichen Protest gestoßen, aber es gibt durch <a href="https://www.nrk.no/sapmi/presses-av-det-gronne-skiftet_-_-na-er-det-vi-som-skal-ofres-1.15854612"><strong>Kritik seitens des betroffenen Rentierzuchtdistrikts</strong></a> sowie von <strong><a href="https://www.nrk.no/tromsogfinnmark/sametinget-sier-nei-til-mer-vindkraft-i-berlevag-og-utvidelse-av-raggovidda-vindkraftverk-1.15715300">Mitgliedern des samischen Parlaments</a></strong>, die argumentieren, dass der Windpark und die geplante Erweiterung die Rentierwanderungen beeinträchtigen werden. Auch wenn das Projekt in Berlevåg nicht Gegenstand öffentlicher Debatten ist, ist es nicht unumstritten und birgt die Gefahr, künftig soziale Spannungen und Landkonflikte zu erzeugen.</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2023-01/Protest_B%20Fladvad.JPG?itok=Mp6EBlPp" width="1180" height="885" alt="Plans to expand wind farms in the Far North have met with opposition." /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Pläne zum Ausbau von Windparks im hohen Norden stießen auf Widerstand.</span> <span class="copyright">RIFS / B Fladvad</span> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Abgesehen von den Problemen, die mit dem Ausbau von Windparks verbunden sind, bringt grünes Ammoniak selbst einige Herausforderungen mit sich. <a href="https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK546677/"><strong>Ammoniak ist eine sehr giftige Substanz</strong></a>, die bei übermäßiger Exposition zu Gehirnschäden oder sogar zum Tod führen kann. Wenn es, beispielsweise im Fall von Leckagen, ins Meer gelangt, gefährdet es daher nicht nur das Leben im Wasser, sondern fördert darüber hinaus auch die <a href="https://ec.europa.eu/environment/marine/good-environmental-status/descriptor-5/index_en.htm"><strong>Eutrophierung</strong></a>, was zu einem verstärkten Algenwachstum führt. Dies würde wahrscheinlich zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung in der Barentssee führen. Angesichts der extremen Fragilität der arktischen Umwelt müssen Projekte dieser Art mit großer Sorgfalt durchgeführt werden und erfordern besondere Vorsichtsmaßnahmen. Gerade weil die Begeisterung für grünen Wasserstoff und grünes Ammoniak so groß ist, ist es daher wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass es sich dabei um durchaus sehr riskante Technologien handelt.</p> <h3>Künftige Ungewissheiten</h3> <p>Zusätzlich zu diesen Herausforderungen und Konflikten ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Pläne für eine Energiewende in der Finnmark nicht eine rein grüne Wasserstoffzukunft vorsehen. Im Gegensatz zur EU-Wasserstoffstrategie, die langfristig grünen Wasserstoff priorisiert, setzt Norwegen verstärkt auch auf sog. blauen Wasserstoffder aus Erdgas in Kombination mit Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (<em>Carbon Capture and Storage</em>) hergestellt wird. In der für die Provinz Troms og Finnmark erstellten <a href="https://www.tffk.no/_f/p1/i3f36468c-45d7-48b7-9c3d-510fb113e912/hydrogenstrategier-troms-og-finnmark-hilde-bersvendsen-og-simon-jessen.pdf"><strong>Wasserstoffstrategie und Machbarkeitsstudie</strong></a> wird beispielsweise geschätzt, dass das Verhältnis von grünem zu blauem Wasserstoff im Jahr 2025 etwa 1:20 und im Jahr 2045 etwa 1:10 betragen wird. In Anbetracht solcher Schätzungen und der großen Bedeutung des Öl- und Gassektors für die arktischen Regionen ist daher eher unwahrscheinlich, dass grüner Wasserstoff langfristig auf fossilen Ausgangsstoffen basierenden Wasserstoff ersetzen kann.</p> <p>Auch die gesamtwirtschaftliche und energiepolitische Situation verdeutlicht dies: Während in der <a href="https://www.arctictoday.com/a-green-ammonium-production-plant-could-come-to-norways-finnmark/">Ost-Finnmark noch weitere zum Teil umstrittenere Projekte für grünen Wasserstoff und Ammoniak geplant sind</a>, ist nicht klar, ob diese mit den fossilen Wasserstoff-Alternativen konkurrieren werden können. Zwar hat die anhaltende Energiekrise zu Erdgaspreisen in Rekordhöhe geführt, die die <a href="https://www.ft.com/content/015d1c83-ef27-4c98-a1b2-5964557f8ebb"><strong>Produktion von grünem Wasserstoff in Europa erstmals wettbewerbsfähig</strong></a> gemacht haben, doch wird die Produktion von blauem Wasserstoff immer noch als <a href="https://www.irena.org/news/pressreleases/2020/Dec/Making-Green-Hydrogen-a-Cost-Competitive-Climate-Solution"><strong>zwei- bis dreimal günstiger eingeschätzt als die Erzeugung von grünem Wasserstoff unter „normalen“ Bedingungen</strong></a>. Ob Gemeinden wie Berlevåg in der Lage sein werden, erneuerbaren Wasserstoff zu einem wettbewerbsfähigen Preis zu erzeugen, bleibt daher abzuwarten.</p> <p>Gleichzeitig ist es angesichts der <a href="https://www.saamicouncil.net/news-archive/rastigaisa-fell-area-must-not-be-turned-into-an-industrial-area"><strong>aktuellen Kontroversen um den Ausbau der Windenergie und anderer Infrastrukturen</strong></a> von entscheidender Bedeutung, dass die Entwicklung von grünem Wasserstoff in der Region nicht nur neue grüne Arbeitsplätze schafft, sondern auch in einer Weise erfolgt, die die Rechte, die Kultur und die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung anerkennt und respektiert. Nur dann kann grüner Wasserstoff zu einem wirklich gerechten Übergang beitragen, der sowohl den jeweiligen Kommunen als auch den indigenen Gemeinschaften zugutekommt, anstatt zu einer neuen Form des grünen Landraubs beizutragen.</p> <p><em>Dieser Artikel ist erschienen in <a href="https://www.newsecuritybeat.org/">New Security Beat</a></em>.</p> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> <a href="/de/media/14433" hreflang="de">Far North wind farm dt</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=9322&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="hjqk_USo7UhkF9v2k1Kaqgz0triajxDTZg2L9ycSmjI"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/benno-fladvad" hreflang="de">Benno Fladvad</a> <a href="/de/menschen/aliaksei-patonia" hreflang="de">Aliaksei Patonia</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-arktis" hreflang="de">Governance der Arktis</a> Fri, 27 Jan 2023 11:34:01 +0000 dha 9322 at https://www.rifs-potsdam.de Countdown zum Tiefseebergbau läuft https://www.rifs-potsdam.de/de/news/countdown-zum-tiefseebergbau-laeuft <span>Countdown zum Tiefseebergbau läuft</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2022-08-26T12:10:30+02:00" title="Freitag, August 26, 2022 - 12:10" class="datetime">Fr, 08/26/2022 - 12:10</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> Tiefsee <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/pradeep-singh" hreflang="de">psi</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/92">Ozeane</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/76">Governance</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Der pazifische Inselstaat Nauru hat der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) am 25. Juni 2021 seine Absicht mitgeteilt, sich mit Wirkung vom 9. Juli 2021 auf Abschnitt 1 Nummer 15 des Durchführungsübereinkommens von 1994 (<em>siehe Auszug unten - übersetzt aus dem Englischen</em>) zu berufen, da das unter seiner Schirmherrschaft stehende Bergbauunternehmen Nauru Ocean Resources ("NORI") beabsichtigt, die Genehmigung eines Arbeitsplans für die Ausbeutung gemäß dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) zu beantragen. Die ISA ist ein autonomes zwischenstaatliches Gremium, das für die Regulierung von Bergbauaktivitäten in internationalen Gewässern zuständig ist.</p> <p>Nauru wiederum ist eine kleine Insel im Pazifischen Ozean und liegt nordöstlich von Australien. Sie ist mit ihren 21 Quadratkilometern flächenmäßig der drittkleinste Staat der Erde. Es leben etwa 11.500 Menschen auf Nauru. Das Unternehmen Nori, in Nauru gegründet und registriert, ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des in Kanada ansässigen Unternehmens „The Metals Company“ (zuvor Deep Green).</p> <h3>Zwei-Jahres-Regel ausgelöst</h3> <p>Die Berufung auf die „Zwei-Jahres-Regel“ gibt dem ISA-Rat zwei Jahre Zeit - in diesem Fall bis zum 9. Juli 2023 - um ein Regelwerk für die Ausbeutung von Mineralien auf dem internationalen Meeresboden zu verabschieden, nach dem die Einnahmen aus dem Bergbau und andere Vorteile gerecht unter den Staaten aufgeteilt werden sollen. Sollte der Rat die Vorschriften nicht innerhalb dieser Frist verabschieden und ein Antrag auf Ausbeutung eingereicht werden, müsste der Rat diesen trotzdem „prüfen“ und „vorläufig genehmigen“.</p> <p>Bislang hat die ISA ein Regelwerk für Abbautätigkeiten in Bezug auf drei verschiedene Arten von Mineralien geschaffen: für polimetallische Knollen im Jahr 2000, für polimetallische Sulfide im Jahr 2010 und für kobaltreiche Ferromangankrusten im Jahr 2012. Bis zum 1. Januar 2022 hat die ISA 31 Explorationsverträge vergeben, aber es wurden noch keine Anträge oder Verträge für den Abbau geprüft oder vergeben. Ein Hauptgrund dafür ist laut Pradeep Singh, dem Autor der Studie, dass „die Entwicklung von Vorschriften zur Erleichterung von Abbauaktivitäten noch nicht abgeschlossen ist“.</p> <h3>Die vielen Unbekannten der Tiefsee</h3> <p>Ein Argument gegen den Tiefseebergbau ist die Existenz bisher unbekannter Arten in der Tiefsee, darunter der kürzlich entdeckte Biremis-Spaghettiwurm und das herrlich seltsame Gummieichhörnchen. Diese Entdeckungen verdeutlichen den Mangel an verfügbaren Daten über die Lebensräume der Tiefsee, die zur Bewertung der grundlegenden Umweltbedingungen in den Zielgebieten herangezogen werden könnten. Unser Wissen über die Lebensräume und Ökosystemfunktionen der Tiefsee (einschließlich ihrer Rolle bei der Klimaregulierung und der Unterstützung des Nahrungsnetzes) und darüber, wie Bergbautätigkeiten sie beeinträchtigen könnten, ist noch lange nicht umfassend.</p> <p>Obwohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse nach wie vor spärlich sind, können die Wissenschaftler bereits vorhersagen, dass die Umweltauswirkungen, die sich aus der Gewinnung von Mineralien aus dem Meeresboden ergeben könnten, erheblich und weitgehend irreversibel wären. Daher hat eine Gruppe von über sechshundert Meereswissenschaftlern und -experten dazu aufgerufen, den Übergang der ISA von der Exploration zur Ausbeutung zu unterbrechen, bis kritische Wissenslücken geschlossen sind.</p> <p>Vor diesem Hintergrund müssen die ISA-Mitgliedstaaten nun ein „akzeptables“ Maß an Umweltschäden durch den Tiefseebergbau aushandeln und festlegen. Bis vor kurzem haben jedoch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie den Rat daran gehindert, persönlich zusammenzukommen, um die Verhandlungen voranzutreiben. Seit der Pandemie konnte der Rat nur insgesamt vier Wochen lang persönlich über die Verordnungen verhandeln und soll später in diesem Jahr noch einmal für zwei Wochen zusammenkommen.</p> <p>Gleichzeitig wirft die Aufgabe, einen Schwellenwert für Umweltschäden festzulegen, auch Fragen der rechtlichen Haftung auf, erklärt der Rechtswissenschaftler Pradeep Singh, Fellow am IASS. „Wir können nur hoffen, dass die ISA versuchen wird, durch die Herausgabe von Standards und Leitlinien klarere Vorgaben zu machen, was ein ‚akzeptabler Schaden‘ und was ein ‚nicht akzeptabler Schaden‘ ist. Und welche Kriterien wir bei der Bewertung von Umweltschäden anwenden sollten“, sagt Singh. „Diese Dinge müssen vereinbart werden, damit Akteure, die die von der ISA gesetzten Grenzen überschreiten, für ihre Handlungen haftbar gemacht werden können. Leider ist die Frage der rechtlichen Haftung in den bisherigen Diskussionen weitgehend vernachlässigt worden“, erklärt Singh.</p> <h3>Bergbau muss allen Menschen zugutekommen</h3> <p>Ein Hauptanliegen derjenigen, die die Bergbauvorschriften (zusammenfassend als Bergbaugesetz bezeichnet) ausarbeiten, ist, dass der Tiefseebergbau auf dem internationalen Meeresboden zum Nutzen der gesamten Menschheit erfolgen muss. Da die Verabschiedung der Vorschriften den Weg für die Aufnahme des kommerziellen Bergbaus ebnen würde, müssen die Mitgliedstaaten darauf vertrauen können, dass das von ihnen gebilligte Regime tatsächlich den Interessen aller dient und nicht nur einer Handvoll von Akteuren.</p> <p>In der Studie kommt Pradeep Singh zu dem Schluss, dass die so genannte Frist keine absolute Frist ist und sich ihr Versäumen aus rechtlicher Sicht als weitgehend folgenlos erweisen könnte. Ein übereiltes Einhalten der Frist, ohne sicherzustellen, dass die Regelung zunächst „zweckmäßig“ ist, könnte weitaus schwerwiegendere Folgen haben, einschließlich der Gefahr, dass die ISA gerichtlich belangt wird und ihren Ruf schädigt. Er fordert die ISA-Mitgliedsstaaten daher dringend auf, sich die nötige Zeit für die Entwicklung eines robusten und vorsorglichen Systems zu nehmen, und rät dazu: „Die ISA sollte sich nicht zu sehr unter Druck gesetzt fühlen, die Verordnungen fertig zu stellen, insbesondere wenn dies bedeutet, dass minderwertige, inkohärente oder unvollständige Anforderungen eingeführt werden, um die gefühlte Frist einzuhalten.“</p> <p>Gleichzeitig ist die Genehmigung eines Arbeitsplans nicht automatisch oder garantiert, wenn die Frist verpasst und ein Antrag auf Nutzung eingereicht wird. Der ISA-Rat könnte einen solchen Antrag ablehnen, wenn Bedenken hinsichtlich des Schutzes der Meeresumwelt vor den schädlichen Auswirkungen der Bergbautätigkeiten im Rahmen des Plans oder hinsichtlich der Angemessenheit der Umweltinformationen und -maßnahmen wie Folgenabschätzungen oder Überwachung bestehen. „Die Uhr tickt schnell und die Frist rückt näher, aber es gibt keinen Grund zur Eile“, fügt er hinzu.</p> <h3>Hintergrundmaterial zu dieser Pressemitteilung:</h3> <p><em>Abschnitt 1 Absatz 15 lautet wie folgt in einer aus dem Englischen übersetzen Version:<br /> &nbsp;&nbsp;&nbsp; Die [ISA] arbeitet gemäß Artikel 162 Absatz 2 Buchstabe o) Ziffer ii) des Übereinkommens [RRP] aus, die auf den in den Abschnitten 2, 5, 6, 7 und 8 dieses Anhangs enthaltenen Grundsätzen beruhen, sowie alle zusätzlichen [RRP], die zur Erleichterung der Genehmigung von Arbeitsplänen für Explorations- oder Abbauarbeiten erforderlich sind, und nimmt sie gemäß den folgenden Unterabsätzen an:<br /> &nbsp;&nbsp;&nbsp; (a) Der Rat kann eine solche Ausarbeitung jederzeit vornehmen, wenn er der Auffassung ist, dass alle oder einige dieser [RRP] für die Durchführung von Tätigkeiten im Gebiet erforderlich sind, oder wenn er feststellt, dass eine kommerzielle Nutzung unmittelbar bevorsteht, oder auf Ersuchen eines Staates, dessen Staatsangehöriger beabsichtigt, die Genehmigung eines Arbeitsplans für den Abbau zu beantragen;<br /> &nbsp;&nbsp;&nbsp; (b) Wird ein Ersuchen von einem unter Buchstabe a) genannten Staat gestellt, so schließt der Rat gemäß Artikel 162 Absatz 2 Buchstabe o) des Übereinkommens die Annahme solcher [RRP] innerhalb von zwei Jahren nach dem Ersuchen ab;<br /> &nbsp;&nbsp;&nbsp; (c) Hat der Rat die Ausarbeitung der [RRP] für die Nutzung nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist abgeschlossen und ist ein Antrag auf Genehmigung eines Arbeitsplans für die Nutzung anhängig, so prüft und genehmigt er diesen Arbeitsplan gleichwohl vorläufig auf der Grundlage der Bestimmungen des Übereinkommens und der [RRP], die der Rat gegebenenfalls vorläufig angenommen hat, oder auf der Grundlage der im Übereinkommen enthaltenen Normen und der in dieser Anlage enthaltenen Bedingungen und Grundsätze sowie des Grundsatzes der Nichtdiskriminierung unter den Vertragspartnern.</em></p> <p><strong>Publikation:</strong><br /> Pradeep Singh: The Invocation of the ‘Two-Year Rule’ at the International Seabed Authority: Legal Consequences and Implications, The International Journal of Marine and Coastal Law, 07/2022. DOI: <a href="https://doi.org/10.1163/15718085-bja10098">https://doi.org/10.1163/15718085-bja10098</a></p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2022-08/shutterstock_Jan%20Finsterbusch.jpg" width="4608" height="3456" alt="Tiefsee" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Ein Argument gegen den Tiefseebergbau ist die Existenz bisher unbekannter Arten in der Tiefsee.</span> <span class="copyright">Shutterstock/ J. Finsterbusch</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/ozeane-arktis" hreflang="de">Ozeane &amp; Arktis</a> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> Die Uhr tickt, aber ist Eile geboten? Im Jahr 2021 hat der Inselstaat Nauru eine als „Zwei-Jahres-Regel“ bekannte Vertragsbestimmung ausgelöst, die die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) verpflichtet, innerhalb von 24 Monaten Vorschriften für den Tiefseebergbau auszuarbeiten und zu verabschieden. Diese Frist läuft im Juli 2023 ab. Der Wissenschaftler Pradeep Singh vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) untersucht die rechtlichen Auswirkungen dieser Bestimmung. <a href="/de/media/14146" hreflang="de">2208_Tiefsee</a> <p>Die Uhr tickt, aber ist Eile geboten? Im Jahr 2021 hat der Inselstaat Nauru eine als „Zwei-Jahres-Regel“ bekannte Vertragsbestimmung ausgelöst, die die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) verpflichtet, innerhalb von 24 Monaten Vorschriften für den Tiefseebergbau auszuarbeiten und zu verabschieden. Diese Frist läuft im Juli 2023 ab. Der Wissenschaftler Pradeep Singh vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) untersucht die rechtlichen Auswirkungen dieser Bestimmung.</p> <a href="/de/forschung/bergbau-am-tiefseeboden-versuchsbergbau-und-fairer-vorteilsausgleich" hreflang="de">Bergbau am Tiefseeboden - Versuchsbergbau und fairer Vorteilsausgleich</a> <a href="/de/forschung/oekologische-leitplanken-fuer-den-tiefseebergbau" hreflang="de">Ökologische Leitplanken für den Tiefseebergbau</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/ozean-abkommen" hreflang="de">Biodiversität: UN-Abkommen zum Schutz des Ozeans</a> 0 Fri, 26 Aug 2022 10:10:30 +0000 slz 8950 at https://www.rifs-potsdam.de Klima und Meere gemeinsam schützen – Politikempfehlungen für Deutschland https://www.rifs-potsdam.de/de/news/klima-und-meere-gemeinsam-schuetzen-politikempfehlungen-fuer-deutschland <span>Klima und Meere gemeinsam schützen – Politikempfehlungen für Deutschland</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2022-05-16T09:50:56+02:00" title="Montag, Mai 16, 2022 - 09:50" class="datetime">Mo, 05/16/2022 - 09:50</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> IASS Studie <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/lina-roeschel" hreflang="de">lro</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/92">Ozeane</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Der Ozean absorbiert 20 bis 35 Prozent der von Menschen verursachten CO2-Emissionen, was ihn global betrachtet zur signifikantesten CO2-Senke macht. Eine neue IASS-Studie widmet sich dem Konzept des „Blue Carbons“: Der Begriff steht für Kohlenstoff, der im Ozean und in Küstenökosystemen gespeichert ist. Blue Carbon wird als Gegenstück zu Kohlenstoff, welcher durch fossile Brennstoffe emittiert wird <em>(„black carbon“ oder „brown carbon“</em>), verstanden und gilt als Pendant zu „green carbon“ – dieser steht für von Wäldern und in Sedimenten gespeicherter Kohlenstoff. Das Konzept Blue Carbon wird seit der 15. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention (COP15) als Klimaschutzmaßnahme erforscht und in politische Prozesse eingebracht, allerdings verzögert sich die Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in klimapolitische Aktivitäten.</p> <h3>Wie wirkt der Klimawandel auf die Meeresnatur?</h3> <p>Anthropogene Einträge haben den Kohlenstoffgehalt in den Weltmeeren über Jahrzehnte erhöht. Ebenso steigt durch den Klimawandel unter anderem die Meerestemperatur an. Die folgenden klimabedingten Belastungen sind vor allem für die Meeresumwelt relevant:</p> <ul> <li>Erwärmung des Ozeans</li> <li>Versauerung des Ozeans</li> <li>Meeresspiegelanstieg</li> <li>Häufigere und stärkere Stürme und Sturmfluten</li> <li>Sauerstoffverlust</li> </ul> <p>Neben einem Verlust der Artenvielfalt in den Meeren führen diese Veränderungen auch zu einer Beeinträchtigung des Beitrages der Meere zum Klimaschutz. Das Autorenteam der IASS-Studie erörtert die durch das sich ändernde Klima hervorgerufenen Belastungen auf die Meeresumwelt und das globale Ausmaß unter besonderer Berücksichtigung der sogenannten Blue-Carbon-Ökosysteme.</p> <h3>Blue Carbon kann zu „negativen Emissionen“ führen</h3> <p>Das über Blue-Carbon-Ökosysteme gebundene CO2 darf im Rahmen der globalen Kohlenstoffsenken zu sogenannten „negativen Emissionen" gezählt werden. Dieser Ansatz darf jedoch nicht dazu führen, dass die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Schritte in Richtung einer CO2-neutralen Zukunft vernachlässigt werden. Vielmehr sollte die Wiederherstellung und Rehabilitation von Blue-Carbon-Ökosystemen als natürlichen Kohlenstoffsenken als zusätzliches Mittel für signifikante globale Emissionsreduktionen eingesetzt werden, so das Autorenteam. Zugleich könnten durch Blue-Carbon-Maßnahmen auch positive Effekte für den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume sowie für die von intakten Meeren abhängigen Küstenbewohnern erzielt werden.</p> <p>Auf globaler Ebene können derzeit die küstennahen Blue-Carbon-Ökosysteme wie Mangroven, Seegraswiesen und Salzwiesen jedes Jahr über 80 Millionen Tonnen Kohlenstoff einlagern. Dieses Potential, den Kohlenstoff zu speichern und zu binden, sollte in nationalen und globalen Klimaschutzstrategien berücksichtigt werden.</p> <p>Wird das Blue Carbon-Konzept in klimapolitische Ansätze einbezogen, sollten allerdings die folgenden Aspekte berücksichtigt werden, so die Autorinnen und Autoren:</p> <ul> <li>Um den in Sedimenten von Blue-Carbon-Ökosystemen gespeicherten Kohlenstoff auf unbestimmte Zeit zu binden muss das Ökosystem ungestört bleiben. Bemühungen zur Wiederherstellung und zum Erhalt von Blue-Carbon-Ökosystemen zum langfristigen Erzielen von negativen Emissionen müssen demnach genauso langfristig gestaltet werden.</li> <li>Verschiedene Einschränkungen derzeitiger Methoden zur Datensammlung führen zu Unsicherheiten in der Berechnung des regionalen und globalen CO2-Sequestrierungspotentials von Blue-Carbon-Ökosystemen. Genauere Schätzungen der globalen Ausdehnung von Blue-Carbon-Ökosystemen sind daher Voraussetzung für die Beitragsbewertung zum globalen Kohlenstoffkreislauf.</li> <li>Auch wenn unter klimapolitischer Ansicht das Ausschöpfen des Speicherpotentials von Blue-Carbon-Ökosystemen auf globaler Ebene als primäre Zielsetzung gelten sollte, müssen lokale Begebenheiten und Kompromisse bei der Nutzung von Ökosystemen bei Maßnahmen zum Erhalt und zur Wiederherstellung mit berücksichtigt werden. Die Einbindung von lokalen Nutzern des Ökosystems erleichtert die langfristige Planung und Management von Blue-Carbon-Projekten und ist für deren Erfolg notwendig.</li> </ul> <h3>Klimarelevante Co-Benefits beim Erhalt von Blue-Carbon-Ökosystemen</h3> <p>Über die CO2-Sequestrierung hinaus wirken Blue-Carbon-Ökosystemleistungen und -funktionen zum Beispiel als Regulierungs- und Schutzmechanismus vor den Auswirkungen des Klimawandels auf die Meeresnatur. Folgende weitere klimarelevante Co-Benefits von Blue-Carbon-Ökosystemen können identifiziert werden:</p> <ul> <li>Mangrovenwälder, Seegraswiesen (<em>Nord- und Ostsee</em>) und Salzwiesen können zum Küstenschutz beitragen und vor Erosion, Stürmen und Sturmfluten schützen. Intakte Mangrovenwälder können auflaufende Wellenhöhen um 80 Prozent reduzieren, auch Salzwiesen können Wellen dämpfen und somit Küstenregionen vor Erosion, Sturmfluten und Überschwemmungen schützen.</li> <li>Alle Blue-Carbon-Ökosysteme tragen durch die Förderung der marinen Kohlenstoffsenke zur Entsäuerung des Ozeans bei. Manche Blue-Carbon-Ökosysteme, wie Seegraswiesen oder Kelpwälder, können ebenso die Folgen von Ozeanversauerung eindämmen.</li> <li>Mangrovenwälder und Seegraswiesen vermögen die lokalen Folgen von Sauerstoffverlust im Ozean auf umliegende Ökosysteme zu reduzieren. Manche Mangrovenarten können weitere Nährstoffe wie Nitrite, Ammoniumstickstoff und reaktiven Phosphor in Küstengewässern verringern, während Salzwiesen das Meerwasser von Metallen reinigen.</li> </ul> <p>Über ihre klimarelevanten Funktionen hinaus können Blue-Carbon-Ökosysteme weitere Bereiche der globalen nachhaltigen Entwicklung stärken und soziokulturellen Nutzen für die lokale Bevölkerung haben. Dazu zählt der Schutz der Biodiversität mit positivem Effekt auf die lokale Fischereiwirtschaft, Tourismusbranche und die Nahrungssicherung in der jeweiligen Region.</p> <h3>Sechs Empfehlungen für die deutsche Meerespolitik</h3> <ol> <li>Rehabilitation, Ausweitung und Schutz von Blue-Carbon-Ökosystemen im Bereich der deutschen Küsten an Nord- und Ostsee</li> <li>Strategische Integration von Klima- und Meeresschutzzielen sowie synergetische Zielsetzungen zwischen Meeres- und Biodiversitätsschutz in Deutschland auch durch Einbindung von Blue-Carbon-Ökosystemen in ein integriertes Küstenmanagement und in die Meeres-Raumplanung</li> <li>Berücksichtigung von nationalen Blue-Carbon-Ökosystemen (<em>Seegraswiesen und Salzwiesen</em>) in Nationally Determined Contributions (NDCs) der EU und Einbeziehung des Blue-Carbon-Konzepts in die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie sowie das deutsche Klimaschutzprogramm 2030</li> <li>Engagement Deutschlands in der UNFCCC und anderen relevanten multilateralen Prozessen, um die Integration des Blue-Carbon-Konzepts in verschiedene Politikbereiche- und politische Prozesse zu unterstützen</li> <li>Relevante internationale Allianzen, die sich für die Anerkennung von Blue Carbon in internationale klimapolitische Prozesse einsetzen, unterstützen und so auch vom Wissensstand anderer Partner profitieren</li> <li>Verstärkte Förderung von Blue-Carbon-Projekten im internationalen Raum mit nationalen Regulierungs- und Finanzierungsmechanismen etwa über die „Internationale Klimaschutzinitiative“ (IKI), übergreifende Abstimmung bestehender Finanzierungs-instrumente der Bundesregierung</li> </ol> <p><em>Diese politischen Handlungsempfehlungen wurden gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz entwickelt.</em></p> <h3>Publikation:</h3> <p>Röschel, L., Unger, S., Thiele, T., Neumann, B., &amp; Boteler, B. (2022). <a href="https://publications.iass-potsdam.de/rest/items/item_6001747_1/component/file_6001748/content">Klimaschutz durch Meeresnatur: Potentiale und Handlungsoptionen. IASS Studie</a>, 2022. DOI : 10.48481/iass.2022.010</p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2022-05/shutterstock_Erika%20Cristina%20Manno_2098351099.jpg" width="1000" height="667" alt="Mangroven Brasilien CO2-Senke" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Küstennahe Blue-Carbon-Ökosysteme wie etwa Mangrovenwälder wie auf dem Foto, aber auch Seegraswiesen lagern jedes Jahr über 80 Millionen Tonnen Kohlenstoff ein.</span> <span class="copyright">Shutterstock/ Erika Cristina Manno</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/ozeane-arktis" hreflang="de">Ozeane &amp; Arktis</a> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> Mangrovenwälder, Seegraswiesen und Meeressedimente: Diese marinen Ökosysteme können atmosphärisches CO2 aufnehmen und langfristig speichern. Aufbauend auf einer Literaturstudie wurden für eine Publikation des IASS Empfehlungen für die deutsche Meeres- und Klimapolitik entwickelt. <a href="/de/media/14021" hreflang="de">220516_Mangroven</a> <p>Mangrovenwälder, Seegraswiesen oder Salzwiesen, Makroalgen und Meeressedimente: Diese marinen Ökosysteme können atmosphärisches CO2 aufnehmen und langfristig speichern. Aufbauend auf einer Literaturstudie wurden für eine Publikation des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) Empfehlungen für die deutsche Meeres- und Klimapolitik entwickelt.</p> <a href="/de/forschung/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/ozean-abkommen" hreflang="de">Biodiversität: UN-Abkommen zum Schutz des Ozeans</a> 0 Mon, 16 May 2022 07:50:56 +0000 slz 8671 at https://www.rifs-potsdam.de Seabed mining: Negotiating the fate of the common heritage of humankind https://www.rifs-potsdam.de/en/blog/2022/03/seabed-mining-negotiating-fate-common-heritage-humankind <span>Tiefseebergbau: Verhandeln über das Schicksal des gemeinsamen Erbes der Menschheit</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2022-03-21T13:08:38+01:00" title="Montag, März 21, 2022 - 13:08" class="datetime">Mo, 03/21/2022 - 13:08</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/aline-jaeckel"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2020-12/Aline%20Jaeckel.jpg?h=4ec96092&amp;itok=W7GWNc1P" width="384" height="384" alt="Aline Jaeckel" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/aline-jaeckel"> Dr. Aline Jaeckel </a></h3> </div> </article> <div class="user-link"> Dr. Sabine Christiansen </div> <div class="user-link"> Sebastian Unger </div> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/pradeep-singh"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2024-02/Wey_pradeep_singh_QF_web.jpg?h=1e66e246&amp;itok=vZqa3F0f" width="384" height="384" alt="Pradeep Singh" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/pradeep-singh"> Pradeep Singh </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/aline-jaeckel"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2020-12/Aline%20Jaeckel.jpg?h=4ec96092&amp;itok=W7GWNc1P" width="384" height="384" alt="Aline Jaeckel" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/aline-jaeckel"> Dr. Aline Jaeckel </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/pradeep-singh"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2024-02/Wey_pradeep_singh_QF_web.jpg?h=1e66e246&amp;itok=vZqa3F0f" width="384" height="384" alt="Pradeep Singh" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/pradeep-singh"> Pradeep Singh </a></h3> </div> </article> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/cinematic_xxl/public/2022-03/ISA-Assembley.jpg?itok=s0R8yFUz" width="992" height="558" alt="ISA Versammlung" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Die Verhandlungen über Abbauvorhaben in der Tiefsee sind in eine neue Phase eingetreten und finden bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) statt, sie ist die durch das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen geschaffene globale Regulierungsbehörde. </span> <span class="copyright">IASS/ S. Christiansen</span> </figcaption> </figure> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><strong>Die Verhandlungen über internationale Regelungen für den Tiefseeboden werden von den teilnehmenden Regierungen vom 21. März bis 1. April 2022 bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) fortgesetzt. Ein Team vom IASS wird im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Umweltstandards im Tiefseebergbau an der 27. Sitzung des ISA-Rates teilnehmen.</strong></p> <p>Die Verhandlungen über den Abbau von Mineralien wie Kupfer und Kobalt in der Tiefsee sind in eine neue Phase eingetreten. Nachdem Nauru im Juni 2021 den so genannten <a href="https://dsmobserver.com/2021/09/commentary-can-the-invocation-of-the-two-year-rule-at-the-international-seabed-authority-be-challenged "><strong>"Zweijahreszeitraum"</strong></a> (<em>im Englischen: two year trigger</em>) ausgelöst hat, muss die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA), die durch das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen geschaffene globale Regulierungsbehörde, bis Mitte 2023 ihre Vorschriften fertigstellen, die es erlauben würden, mit dem Tiefseebergbau zu beginnen. Die ISA regelt den gesamten Mineralienabbau auf dem Meeresboden unterhalb der Hohen See, in Gebieten außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit.</p> <p>Der Abbau von Bodenschätzen auf dem Meeresboden ist nach wie vor <a href="https://geographical.co.uk/opinion/item/3717-deep-seabed-mining-could-inflict-considerable-direct-and-indirect-harm-sabine-christiansen-and-sebastian-unger "><strong>sehr umstritten</strong></a>, da er zwar einen Beitrag zu den Rohstoffversorgungsketten leisten kann, aber auch erhebliche Umweltrisiken mit sich bringen würde. Zu den Umweltauswirkungen des Tiefseebergbaus gehören der wahrscheinliche <strong><a href="http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fmars.2018.00053/full ">Verlust der biologischen Vielfalt</a></strong> und andere lang anhaltende und unumkehrbare Folgen. Ein zentrales Problem ist auch der <a href="https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0308597X22000537?via%3Dihub "><strong>Mangel an wissenschaftlichen Erkenntnissen</strong></a> über die Tiefsee, der eine genaue Vorhersage des Ausmaßes der schädlichen Auswirkungen des Tiefseebergbaus erschwert, wie etwa das Aussterben von Meeresarten. Der Mangel an Daten ist besonders gravierend, da die Bergbautechnologie noch nicht erprobt ist und die ISA den <a href="https://www.iass-potsdam.de/de/forschung/bergbau-am-tiefseeboden-versuchsbergbau-und-fairer-vorteilsausgleich"><strong>Testbergbau noch nicht angemessen geregelt</strong></a> hat.</p> <p>Immer mehr große Unternehmen haben begonnen, die Nutzung von Mineralien aus der Tiefsee wegen der ungewissen, aber potenziell erheblichen Umweltauswirkungen <a href="https://www.reuters.com/business/sustainable-business/google-bmw-volvo-samsung-sdi-sign-up-wwf-call-temporary-ban-deep-sea-mining-2021-03-31/ "><strong>abzulehnen</strong></a>. Wissenschaftler fordern eine <a href="https://www.seabedminingsciencestatement.org/ "><strong>Pause beim Abbau von Bodenschätzen</strong></a> bis die <a href="https://www.iass-potsdam.de/en/blog/2015/13/deep-sea-mining-possible-it-permissible"><strong>Auswirkungen besser bekannt sind</strong></a> und die Position der Bergbauunternehmen, dass Bodenschätze zu einer grünen Wirtschaft beitragen würden, überprüft und aus der Perspektive des gesamten Lebenszyklus bewertet werden können. Neben den Umweltrisiken gibt es noch zahlreiche <a href="https://www.rnz.co.nz/international/pacific-news/461094/seabed-mining-equity-dilemmas-in-the-pacific "><strong>ethische Bedenken</strong></a> im Zusammenhang mit dem Tiefseebergbau, auch für die <a href="https://www.rnz.co.nz/international/pacific-news/461094/seabed-mining-equity-dilemmas-in-the-pacific "><strong>pazifischen Inselstaaten</strong></a> sowie allgemeine Bedenken hinsichtlich des <a href="https://www.iass-potsdam.de/de/blog/2021/09/neue-technologien-gerechtigkeit-und-das-seerecht"><strong>Zugangs zu Bergbautechnologien</strong></a>.</p> <p>In den vergangenen Jahren hat das IASS mehrere Forschungsprojekte und Diskussionen zum Thema Tiefseebergbau durchgeführt, darunter frühere Projekte zum <a href="https://www.iass-potsdam.de/de/forschung/bergbau-am-tiefseeboden-versuchsbergbau-und-fairer-vorteilsausgleich"><strong>Testbergbau</strong></a> und zu <a href="https://www.iass-potsdam.de/de/forschung/bergbau-am-tiefseeboden-versuchsbergbau-und-fairer-vorteilsausgleich"><strong>Umweltschutzmaßnahmen</strong></a> sowie das aktuelle Projekt zu <a href="https://www.iass-potsdam.de/de/forschung/umweltstandards-fur-den-tiefseebergbau"><strong>Umweltstandards für den Tiefseebergbau</strong></a>. Diese Projekte haben zu zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen über rechtliche und verwaltungstechnische Herausforderungen geführt. Im Rahmen dieser Projekte, die vom <a href="https://www.umweltbundesamt.de/"><strong>deutschen Umweltbundesamt (UBA)</strong></a> finanziert und in Auftrag gegeben wurden, hat das IASS auch die deutsche Delegation bei der ISA in Fragen der Umwelt-Governance für den Tiefseebergbau wissenschaftlich, rechtlich und politisch beraten. Dies umfasste die Mitentwicklung und Organisation verschiedener <a href="https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/meere/nutzung-belastungen/tiefseebergbau-andere-nutzungsarten-der-tiefsee"><strong>nationaler und internationaler Workshops</strong></a> und anderer Veranstatungen zu diesem Thema. Unser Projektteam hat außerdem <a href="https://cloud.iass-potsdam.de/index.php/s/bgdJEa2G7tdAzTg"><strong>detaillierte Stellungnahmen</strong></a> zu einer Reihe von ISA-Entwürfen abgegeben. Diese Stellungnahmen können den Staaten bei den Verhandlungen über die künftigen Bergbauvorschriften helfen, die auf der Tagung des ISA-Rates vom 21. März bis 1. April 2022 online fortgesetzt werden und am ISA-Hauptsitz in Kingston, Jamaika.</p> <h3>Standards und Leitlinien für das Umweltmanagement des Tiefseebergbaus</h3> <p>Ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung der Ratstagung wird die Erörterung der Standards und Leitlinien für das Umweltmanagement des Tiefseebergbaus sein. Bislang hat die ISA noch keine konkreten Ziele und Vorgaben für den Umweltschutz formuliert. Diese sind jedoch erforderlich, um überprüfen zu können, ob ein Bergbaubetreiber seine Umweltziele erreicht. Ebenso fehlen noch robuste Umweltgrundlagen, die eine Voraussetzung für die Vorhersage und Bewertung der wahrscheinlichen Umweltauswirkungen von Testbergbau und kommerziellem Bergbau sind. Auf ihrer Sitzung im März 2022 werden die ISA-Mitgliedstaaten und Beobachter Entwürfe für Umweltvorschriften erörtern, um diese Probleme anzugehen.</p> <p>Ein weiterer Punkt auf der <a href="https://isa.org.jm/files/files/documents/IPW_Council_Part_I.pdf"><strong>Tagesordnung</strong></a> sind die finanziellen Bedingungen für künftige Bergbauverträge. Da die internationale Tiefsee und alle darauf befindlichen Mineralien rechtlich als gemeinsames Erbe der Menschheit eingestuft sind, muss ein Teil der Gewinne aus dem Bergbau mit der gesamten internationalen Gemeinschaft geteilt werden. Es bleibt jedoch unklar, in welchem Umfang und mit welchen Mitteln ein solcher Vorteilsausgleich erfolgen wird. Das IASS hat in diesem <a href="https://publications.iass-potsdam.de/rest/items/item_6000737_2/component/file_6000738/content"><strong>Themenbereich</strong></a> eine inhaltliche Vorreiterrolle eingenommen, um eine gerechte Aufteilung von Gewinnen zu erreichen.</p> <p>Die Arbeit der ISA bleibt weiterhin hinter den modernen Erwartungen in Bezug auf Transparenz, öffentliche Beteiligung und gute Regierungsführung <a href="https://www.iass-potsdam.de/de/ergebnisse/publikationen/2016/towards-transparent-governance-deep-seabed-mining">zurück</a>, da Verhandlungen vielfach hinter verschlossenen Türen und ohne öffentliche Aufzeichnungen stattfinden. Ein erster Schritt, um diese Lücke zu schließen, war der <strong><a href="https://isa.org.jm/files/files/documents/Draft_Comms_and_Stakeholder_Engagement_Strategy.pdf">Entwurf der ISA für eine Strategie zur Kommunikation </a></strong>und dem Einbeziehen von Interessengruppen der Ende 2020 vorgelegt wurde. In zahlreichen Stellungnahmen von Interessengruppen wurde jedoch kritisiert, dass dieser Entwurf nicht zu mehr Beteiligung und Transparenz führt. Doch diese <a href=" https://cloud.iass-potsdam.de/index.php/s/bgdJEa2G7tdAzTg?path=%2F&amp;openfile=798792">Stellungnahmen </a>wurden von der ISA noch nicht veröffentlicht und die Arbeit an der Strategie scheint ins Stocken geraten zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob im Jahr 2022 Fortschritte erzielt werden können.</p> <p>Eine weitere brennende Frage, die von der ISA noch nicht ausreichend berücksichtigt wurde, ist das rechtliche und institutionelle Zusammenspiel mit anderen internationalen Organisationen und Abkommen, insbesondere mit dem künftigen rechtsverbindlichen Instrument für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt der Meere außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit (BBNJ). Seit 2018 verhandeln die Vereinten Nationen parallel zur Entwicklung des ISA-Regelwerks über diesen so genannten "<a href="https://www.iass-potsdam.de/de/blog/2022/03/schutz-der-hohen-see-un-setzt-verhandlungen-schwierigen-zeiten-fort"><strong>Hohe-See-Vertrag</strong></a>". Obwohl durch den Tiefseebergbau negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Tiefsee in diesen Gebieten zu erwarten sind, wurden bisher keine formellen Verknüpfungen oder Kooperationsmechanismen in Betracht gezogen.</p> <p>Alles in allem hat die ISA ein arbeitsreiches Jahr vor sich, in dem drei Sitzungen geplant sind: jeweils eine im März, Juli und November. Und auch andere wichtige meerespolitische Prozesse außerhalb der ISA, darunter die <a href="https://www.un.org/en/conferences/ocean2022"><strong>UN-Ozeankonferenz 2022 in Lissabon</strong></a> sowie die <a href="https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/01/20220121-klimaschutz-und-okologische-nachhaltigkeit-die-bundesregierung-veroffentlicht-ihr-g7-prasidentschaftsprogramm-2022.html"><strong>deutsche G7-Präsidentschaft,</strong></a> bieten geeignete Orte, um die Folgen und Governance des künftigen Tiefseebergbaus für die Nachhaltigkeit der Ozeane zu diskutieren. Mehrere Beobachtende aus Forschungsorganisationen, der Zivilgesellschaft und weiteren Gruppen werden sich aktiv an den Verhandlungen beteiligen.</p> <p>Es bleibt abzuwarten, wie sich die schwerwiegenden globalen Spannungen, die durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und durch Covid-19 entstandene Einschränkungen, auf die Diskussionen bei der ISA auswirken werden. Mehr denn je ist eine kritische öffentliche Teilnahme an den Verhandlungen wichtig, um sicherzustellen, dass die besten Umweltpraktiken, soziale Gerechtigkeit und der Vorsorgeansatz gewahrt bleiben.</p> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> <a href="/de/media/13941" hreflang="de">220322_ISA-Assembley dt</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=8529&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="t76s2KJxTZh2zRLhAU5hMpZmgJamKg7W-InN30iZlVk"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/aline-jaeckel" hreflang="de">Aline Jaeckel</a> <a href="/de/menschen/sabine-christiansen" hreflang="de">Sabine Christiansen</a> <a href="/de/menschen/sebastian-unger" hreflang="de">Sebastian Unger</a> <a href="/de/menschen/pradeep-singh" hreflang="de">psi</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/ozean-abkommen" hreflang="de">Biodiversität: UN-Abkommen zum Schutz des Ozeans</a> Mon, 21 Mar 2022 11:57:04 +0000 slz 8529 at https://www.rifs-potsdam.de The Ocean at COP26 - “Ocean Action is Climate Action” https://www.rifs-potsdam.de/en/blog/2021/12/ocean-cop26-ocean-action-climate-action <span>Der Ozean auf der COP26 – &quot;Ozeanschutz ist Klimaschutz&quot;</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/bianca-schroeder">bsc</a></span> <span><time datetime="2022-01-14T09:18:55+01:00" title="Freitag, Januar 14, 2022 - 09:18" class="datetime">Fr, 01/14/2022 - 09:18</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/lina-roeschel"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-11/wey_lina_roeschel_Quadrat7.jpg?h=0af5b566&amp;itok=u4d8afzx" width="384" height="384" alt="Lina Röschel" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/lina-roeschel"> Lina Röschel </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/barbara-neumann"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/Wey_Barbara_Neumann_Original_QF_0.jpg?h=1e66e246&amp;itok=KAl5P73v" width="384" height="384" alt="Barbara Neumann" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/barbara-neumann"> Dr. Barbara Neumann </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/lina-roeschel"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-11/wey_lina_roeschel_Quadrat7.jpg?h=0af5b566&amp;itok=u4d8afzx" width="384" height="384" alt="Lina Röschel" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/lina-roeschel"> Lina Röschel </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/barbara-neumann"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/Wey_Barbara_Neumann_Original_QF_0.jpg?h=1e66e246&amp;itok=KAl5P73v" width="384" height="384" alt="Barbara Neumann" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/barbara-neumann"> Dr. Barbara Neumann </a></h3> </div> </article> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><strong>Auf der COP26 in Glasgow wurde im Rahmen zahlreicher Gesprächsrunden über den Ozean als Teil der Lösung für den Klimawandel gesprochen. Doch obgleich immer wieder angemerkt wurde, dass der Ozean-Klima-Nexus Teil der globalen Klimaagenda sein muss, und trotz der vielversprechenden Zusagen verschiedener Länder: Es bleibt noch einiges zu tun, um messbare Fortschritte und positive Resultate für Klima, Ozean und Mensch zu erzielen.</strong></p> <p>Die enge Verflechtung von Klima und Ozean und die weitreichenden Effekte, welche die Veränderungen in diesem Bereich auf die Menschen haben, hat in den letzten Jahren zunehmend auch seitens der Politik Beachtung gefunden. Die <a href="https://unfccc.int/cop25">UN-Klimakonferenz im Jahr 2019</a>, die gemeinsam von zwei Staaten mit großen Meeresgebieten, Chile und Spanien, ausgerichtet wurde, wird auch als <a href="https://www.iass-potsdam.de/en/blog/2020/12/paris-agreement-turns-five-its-high-time-we-tackle-ocean-and-climate-crises-together">"Blaue COP"</a> bezeichnet: die Bedeutung der Meere für den Klimaschutz war ein viel diskutiertes Thema während dieser 25. Konferenz der Vertragsstaaten (COP25) der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Um eine sinnvolle Einbeziehung des Ozeans in die globale Klimapolitik zu ermöglichen, beauftragte die COP25 daher einen "Dialog über Ozean und Klimawandel ", welcher Ende 2020 - auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie - online abgehalten wurde.</p> <p>Die jüngste COP26, die im November 2021 in Glasgow stattfand, bot eine <a href="https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/aqc.3751">vielversprechende Gelegenheit, dieses Momentum aufrechtzuerhalten und Initiativen für meeresorientierte Klimaschutzmaßnahmen zu stärken</a>. Im Vorfeld der Konferenz veröffentlichten prominente Nichtregierungsorganisationen und Forschungsinitiativen <a href="https://www.conservation.org/docs/default-source/publication-pdfs/building-on-the-ocean-climate-dialogue_6-october-2021.pdf">Empfehlungen für die Berücksichtigung des Ozeans in Prozessen und Aktivitäten der UNFCCC</a>.</p> <p><a href="https://www.theguardian.com/environment/2021/nov/01/digging-our-own-graves-world-leaders-speak-cop26">Am ersten Tag der COP26</a> veröffentlichte die „Because the Ocean“-Initiative eine Deklaration, welche "ambitionierte Ergebnisse der COP26 für den Ozean" forderte - zur Bekämpfung des Klimawandels, für den Erhalt der biologischen Vielfalt und zum Schutz des Ozeans. Diese dritte Deklaration der Initiative seit der COP21 im Jahr 2015 wurde von vielen <a href="https://www.becausetheocean.org/high-level-call-for-an-ambitious-ocean-outcome-at-cop26/">führenden Politikerinnen und Politikern der Welt unterzeichnet und anerkannt</a>. Während der COP26 war der Ozean sowohl auf dem Podium als auch im virtuellen Raum mit einer Vielzahl von Veranstaltungen thematisch vertreten, unter anderem durch Diskussionsrunden, die in einem von der IOC-UNESCO mitorganisierten <a href="https://cop26oceanpavilion.vfairs.com/">virtuellen Ozean-Pavillon</a> stattfanden. Hier wurde unter anderem ein Rundgespräch des UNFCCC-Gremiums für wissenschaftliche und technische Fragen zum Thema Ozean und Klimawandel ("Roundtable on the UNFCCC Subsidiary Body for Scientific and Technological Advice (SBSTA) Ocean &amp; Climate Change Dialogue") abgehalten. Am <a href="https://unfccc-cop26.streamworld.de/webcast/presidency-event-ocean-action-ministerial-event-a-">Ocean Action Day</a> sprachen hochrangige Vertreterinnen und Vertreter und machten auf einer Ministerialveranstaltung, die im Rahmen des offiziellen Programms der UNFCCC-Präsidentschaft organisiert wurde, Zusagen für meeres- und klimabezogene Maßnahmen.</p> <p>Dass der Ozean bei Gesprächen und Verhandlungen unbedingt zu berücksichtigen ist, war bei der COP26 keine Frage mehr. Dennoch wurde das Thema vor allem bei Nebenveranstaltungen, außerhalb des offiziellen Programms der UNFCCC-Präsidentschaft, diskutiert. Bei einer Veranstaltung im Commonwealth-Pavillon las Peter Thomson, UN-Sonderbeauftragter für den Ozean, aus seinem <a href="https://ocean.economist.com/governance/articles/cop26-and-the-ocean-climate-nexus">offenen Brief</a> an Patricia Espinosa, Exekutivsekretärin der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, vor: "<a href="https://www.youtube.com/watch?v=xO3v5XZ1njg">Der UNFCCC-Prozess braucht ein Abschlussdokument, welches die untrennbare Verbindung zwischen dem Ozean und dem Klimawandel anerkennt und die Vertragsparteien zu stärkerem Handeln auffordert.</a>”</p> <h3>Der Ozean ist mehr als ein Opfer - er ist auch Teil der Lösung</h3> <p>Während der COP26 in Glasgow wurde der Ozean mit unterschiedlichen „Narrativen" bedacht. Zum einen gilt der Ozean als <strong>einer der Hauptleidtragenden</strong> des Klimawandels, da die zunehmende Erwärmung der Meere, der Anstieg des Meeresspiegels, Versauerung und Sauerstoffverlust die Funktionen der marinen Ökosysteme erheblich beeinträchtigen und die Wanderungsbewegungen von marinen Arten behindern, zusätzlich zu vielen weiteren negativen Folgen für den Ozean und den Planeten. In seiner Eröffnungsrede betonte der Premierminister von Fidschi, Josaia Voreqe Bainimarama, dass "aus wissenschaftlicher Sicht eindeutig klar ist, dass kein [...] Ökosystem von der Zerstörung verschont bleiben wird, die bei Überschreiten von 1,5°C Erwärmung erfolgen wird, einschließlich unseres Ozeans, der Lunge des Planeten". Vor allem aber macht der klimawandelbedingte Anstieg des Meeresspiegels den Ozean nicht nur zu einem der Verlierer des sich ändernden Klimas, sondern auch zu einer Bedrohung für niedrig gelegene Küstengemeinden, deren Lebensgrundlagen bei Durchsetzung eines weniger ambitionierten Klimaziel gefährdet sind. Der Premierminister von Jamaika, Andrew Michael Holness, betonte, dass die "Einhaltung des 1,5[Grad]-Ziels für den karibischen Inselstaat eine Frage von Leben und Tod sei". Kleine Inselstaaten gehören zu denjenigen, die die Folgen des Klimawandels am meisten fürchten. Auf der COP26 drängten Inselstaaten in Allianz auf höhere Ambitionen und stärkere Maßnahmen zur Erreichung der globalen Klimaziele sowie für stärkere Unterstützung der Länder, die mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen haben. Zu ihnen gehörten <a href="https://www.youtube.com/watch?v=PN6THYZ4ngM">Mia Mottley, die Premierministerin von Barbados, die bei der Eröffnungszeremonie der COP26 eine fesselnde Rede hielt</a>, und der Außenminister von Tuvalu, Simon Kofe, der seinen Worten mehr Gewicht verlieh, indem er <a href="https://www.cnbc.com/2021/11/08/tuvalu-minister-gives-cop26-speech-knee-deep-in-the-ocean-to-highlight-rising-sea-levels.html">seine Rede knietief im Meer stehend hielt</a>.</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--quote paragraph--view-mode--default"> <blockquote class="blockquote blockquote--with-author "> <p> &quot;Wir ertrinken nicht, wir kämpfen.&quot; </p> <cite> - Pazifische Klimakriegerin Brianna Fruean von 350 Pacific States bei der COP26-Eröffnungszeremonie </cite> </blockquote> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Ebenfalls wurde auf der COP26 anerkannt, dass der Ozean eine wichtigere Rolle bei den Klimaschutzmaßnahmen spielen sollte. Die Fähigkeit des Ozeans zur Speicherung von Kohlenstoff bietet <strong>einen Ansatzpunkt für den Klimaschutz</strong> - ein Aspekt, der auf der COP26 breit diskutiert wurde. Lord Zac Goldsmith, Minister für den Pazifik und die Umwelt des Vereinigten Königreichs, betonte am Ocean Action Day: "Wir können den Klimawandel nicht ohne den Ozean angehen". Ein 2019 vom High Level Panel for a Sustainable Ocean Economy in Auftrag gegebener <a href="https://www.oceanpanel.org/climate">Sonderbericht</a> hebt dieses Potential hervor und stellt fest, dass <a href="https://www.wri.org/insights/turning-tide-ocean-based-solutions-could-close-emission-gap-21">meeresbasierte Lösungen die globale Emissionslücke um 21 % schließen können</a>. Auf der COP26 wurden <a href="https://www.iass-potsdam.de/en/research/blue-carbon-coastal-and-marine-ecosystems-climate-mitigation">Blue-Carbon-Ökosysteme</a> wie Mangrovenwälder als <strong>Teil der Lösung</strong> für den Klimawandel eingestuft, da sie neben der Kohlenstoffspeicherung gleich mehrere Co-Benefits bieten, wie z. B. den Schutz von Küsten vor Überflutung. "Blue Carbon muss Teil unserer Maßnahmen zum Erreichen von Klimaneutralität sein," betonte Andrea Meza, Umweltministerin von Costa Rica. Mit dem Anstieg der globalen Temperaturen und damit der Meerestemperaturen gehen jedoch wertvolle Ökosystemfunktionen und -leistungen des Meeres und der Küsten verloren - darunter auch das Potential, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen.</p> <p>Neben solchen "natürlichen" Ansätzen zur Kohlenstoffspeicherung, die auf die Wiederherstellung und Erhaltung von kohlenstoffbindenden Meeres- und Küstenökosystemen abzielen, wurden auf der COP26 auch technische meeresbasierte Ansätze zum Klimaschutz diskutiert und vorgestellt. Technologien zur Entfernung von Kohlendioxid aus dem Meer, wie z. B. die Alkalisierung der Meere, befinden sich derzeit noch in der Erforschungs- und Testphase, und ihre Möglichkeiten, Vorteile und Risiken werden kontrovers diskutiert. Eine vom World Ocean Council veranstaltete Podiumsdiskussion zum Thema "Ocean carbon removal, from technologies to industries" zeigte auch, dass seitens der Industrie und der Wirtschaft ein breites Interesse an diesen Technologien besteht. Andere Ansätze für ozeanbasierte Klimaschutzmaßnahmen sehen eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Meereswirtschaft und damit einhergehender Emissionsreduzierung vor. Catarina Martins, Beauftragte für Nachhaltigkeit und Technologie bei Mowi, dem weltweit größten Produzenten von nachhaltig gezüchteten Fisch und Meeresfrüchten, und Mitglied der <a href="https://seabos.org/task-forces/">SeaBOS Task Forces</a>, unterstrich das Potential nachhaltiger Meereswirtschaften und referierte über die <a href="https://seabos.org/hosts/sustainable-seafood-and-seabos-on-the-agenda-at-cop26/">Integration von Makroalgen in unsere Nahrungsmittelsysteme</a> mit dem Hinweis darauf, dass "blaue Nahrungsmittel … eine fantastische Lösung für den Klimawandel" sind.</p> <h3>Der Ozean in Klimadiskussionen: für den großen Schritt nach vorne sind noch einige Hindernisse zu überwinden</h3> <p><a href="https://unfccc-cop26.streamworld.de/webcast/presidency-event-ocean-action-ministerial-event-a-">In einer emotionalen Eröffnungsrede auf dem Ocean Action Ministerial Event </a>am 5. November 2021 mahnte die inzwischen pensionierte Pionierin der Meeresforschung Sylvia Earle: "Wir sind die Triebkräfte des Wandels, und wir können Wandel im positiven wie im negativen Sinne erreichen". Die Dringlichkeit des Klimaproblems und die untrennbare Verbindung zwischen Klima und Ozean wurden in all diesen Diskussionsrunden betont, in denen hochrangige Rednerinnen und Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaft und philanthropischen Organisationen über mögliche Lösungen sprachen, bewährte Praktiken aufzeigten und Handlungszusagen machten. Belize beispielsweise hat sich mit Unterstützung von The Nature Conservancy, den USA und der Credit Suisse über ein sogenanntes Debt-Swap-Modell dazu verpflichtet, einen mit 23 Mio. USD angeschobenen <a href="https://www.reuters.com/business/cop/belize-offers-ocean-blue-print-with-debt-for-reef-swap-2021-11-05/">Meeresschutzfonds zum Schutz und Wiederherstellung eines Korallenriffs</a>, das als das zweitgrößte der Welt nach dem Great Barrier Reef gilt, mit jährlich 4 Mio. USD aus eigenen Mitteln zu unterstützen.</p> </div> <div class="paragraph paragraph--type--content-image paragraph--view-mode--default"> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/content_image_full_width/public/2021-12/51656844082_c700f0af5f_k_0.jpg?itok=44bK4wHZ" width="1180" height="834" alt="Portrait of Sylvia Earle" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Auf der Veranstaltung der COP26-Präsidentschaft &#039;A Call for Ocean Action: Towards Ocean Health and Resilience&#039; stellte die renommierte Meeresbiologin und Meeresaktivistin Sylvia Earle fest, dass bis heute nur 3 Prozent des Ozeans vollständig geschützt sind, und forderte die Politik auf, ihre Ambitionen zu erhöhen: &quot;Wir müssen bis 2030 zehnmal so viel tun, wenn wir die von uns angestrebten Ziele erreichen wollen. Und ich würde sagen, das wäre das Minimum, das wir anstreben sollten!&quot; </span> <a class="attribution-link" target="_blank" href=""> <a href="https://www.flickr.com/photos/186938113@N07/51656844082/in/photolist-2mGJQ3N-2mGTsKT-ba51Rn-quAycS-2mGTsnJ-baTFtM-2mGSrQs-SkByCJ-ba4ZZF-bf7CcD-2hkK2s9-baTPYV-baBESt-rGZVAf-bafyUZ-baTMCM-2mGSsxK-bafqND-bf7AU6-bafuCx-2mGSsMs-ba4XQ4-ba4YLR-qSaexp-rbUTSx-ba52Ca-9HZ9Qi-ba4X6v-8UTgKW-bbRSL4-2mGP3dv-yqGGxX-meqRMe-brK835-ba4Xfa-ba51jg-2mGJRcS-2mGTr2T-5XMctc-2mGSttc-2mGQaPN-2mGP2FZ-bbPorH-2mGJRDZ-azvmNZ-bf8iQc-baBESr-bafmoV-baCbYe-baBESk/" class="attribution-link copyright">Karwai Tang/ UK Government, CC BY-NC-ND 2.0</a> </a> </figcaption> </figure> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Doch trotz <a href="https://www.becausetheocean.org/the-ocean-anchored-in-glasgow-climate-pact/">erkennbaren Fortschritts und der Verankerung des Ozeans im Klimapakt</a>, einschließlich der <a href="https://enb.iisd.org/Glasgow-Climate-Change-Conference-COP26-summary">Einrichtung eines jährlichen Dialogs über Ozean-Maßnahmen</a>, sind konkretere Verpflichtungen sowohl für das Klima als auch für den Ozean erforderlich, um messbare Erfolge zu erzielen. Während die wechselseitige Beziehung zwischen Meeres- und Klimamaßnahmen bei allen Diskussionen auf der COP26 ausdrücklich hervorgehoben wurde, haben Meeresexpertinnen und wie offizielle Vertreter auf eine Reihe von Faktoren hingewiesen, welche die Umsetzung in der Praxis erschweren dürften. Dies betrifft unter anderem folgende Punkte:</p> <ul> <li><em>Eine auf Klimaschutz ausgerichtete Meerespolitik und Governance ist erst im Entstehen</em>: Zwar wurden einige Fortschritte hinsichtlich der Berücksichtigung von meeresbasierten Ansätzen in UNFCCC-Prozessen erzielt, aber es bestehen weiterhin zahlreiche Hindernisse. Viele Blue-Carbon-Ökosysteme sind noch nicht in UNFCCC-Mechanismen wie REDD+ oder dem Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (Clean Development Mechanism) einbezogen, was es für einzelne Länder schwierig macht, Blue-Carbon-Projekte als Teil ihrer Klimaschutz- oder Anpassungsstrategie zu integrieren. Beim <a href="https://cop26oceanpavilion.vfairs.com/">Rundgespräch im Ozean-Pavillon zum UNFCCC-SBSTA-Dialog über Ozean und Klimawandel</a> stellte Vladimir Ryabinin von der IOC-UNESCO fest, dass noch nicht einmal genügend Länder über die richtigen Governance-Strukturen verfügen, um die Rolle des Ozeans im Klimaschutz umfassend zu berücksichtigen, da es in vielen Ländern immer noch keine "Meeresministerien" gibt. Andrea Meza, Umweltministerin von Costa Rica, wies ebenfalls auf die Schwierigkeit hin, ozeanbasierte Lösungen für den Klimawandel politisch umzusetzen angesichts der ressortbezogenen Mandate.</li> <li><em>Es fehlt an finanziellen Mitteln, einer starken Führungsrolle und sinnvollen Partnerschaften für ozeanorientierte Klimamaßnahmen</em>: Die Aufgabe der Umsetzung ozeanbasierter Klimaschutzmaßnahmen entfällt größtenteils auf Inselstaaten. Sie sind es, die die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen, obwohl der Großteil der Kohlendioxidemissionen auf die Industrieländer zurückzuführen ist. Die COP26 hat verdeutlicht, dass die erforderliche finanzielle Unterstützung von Inselstaaten durch die Hauptverursacher der Emissionen noch nicht den Umfang erreicht hat, der erforderlich ist. Wie Mia Mottley, Premierministerin von Barbardos, bei der Eröffnungssitzung der COP26 feststellte, wurden die Finanzierungsversprechen nicht eingehalten. Beim Rundgespräch des UNFCCC-SBSTA-Dialogs über Ozean und Klimawandel erläuterte Joanna Post vom UNFCCC, dass beispielsweise eine robuste Finanzierung meeresorientierter Maßnahmen im Bereich der Anpassung an die Folgen des Klimawandels gleichzeitig auch die klimaschützenden Eigenschaften der Meere stärken könnte. Geld allein wird die betroffenen Staaten jedoch nicht in die Lage versetzen, langfristig Blue-Carbon-Ökosysteme zu schaffen. Auf einer Veranstaltung zum Thema Ozean, Anpassung, Resilienz und Klimaschutz ("Ocean &amp; Adaptation, Resilience, and Mitigation"), die ebenfalls im dem Ocean-Pavillon stattfand, erklärte Angelique Pouponneau von SeyCCAT, dem Seychelles Conservation and Climate Adaptation Trust, dass vielmehr starke Partnerschaften zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden notwendig seien - und nicht einseitig ausgerichteter Kapazitätsaufbau oder sogenannte "Parachute Science". Sie mahnte: "Lösungen sind keine Lösungen, wenn sie nicht gleichberechtigt und gerecht sind".</li> <li><em>Ozeanforschung zur Steuerung von Meeres- und Klimamaßnahmen</em>: Eine weitere wichtige Botschaft der COP26 für die umfassende Einbeziehung des Ozeans in Klimamaßnahmen war, dass die Meeresforschung und die Monitoringsysteme stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden sollten. Die aktuellen Klimaziele berücksichtigen nicht in ausreichendem Maße die Rolle des Ozeans bei der Klimaregulierung. Bei einer Veranstaltung im Wissenschaftspavillon zum Klimawandel und den Auswirkungen auf den Ozean ("Tracking Ocean Climate Change and Impacts on our fragile Ocean") stellte Anya Waite, Co-Vorsitzende des Global Ocean Observing System (GOOS), fest, dass die nach wie vor unzureichende Beobachtung des Ozeans zu fehlerhaften Klimamodellen führt. Da GOOS nicht von einer internationalen Organisation wie dem Globalen Beobachtungssystem der Weltorganisation for Meteorologie in Auftrag gegeben wird, gibt es keine einheitliche Finanzierung. Dies führt zu großen Lücken in den Beobachtungsreihen und -daten – und beschränkt so auch verlässliche Messungen der Kohlenstoffspeicherung. Anya Waite betonte daher, dass "politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger verstehen müssen, dass ihre Billionen-Dollar schweren Investitionen in die Erreichung der Klimaziele nicht erfolgreich sein werden, wenn nicht gleichzeitig Mittel im Umfang von (weniger als) einer Milliarde Dollar aufgebracht werden, um das Ozeanbeobachtungssystem auf den nötigen Stand zu bringen". Darüber hinaus arbeitet GOOS an der Integration "informeller" Meeresbeobachtungen durch indigene Bevölkerungsgruppen in regionale Beobachtungssysteme.</li> </ul> <p>Nach der COP26 kritisierten Nichtregierungsorganisationen, dass der Ozean zwar im Mittelpunkt der UNFCCC-Prozesse zur Eindämmung des Klimawandels, zur Anpassung an den Klimawandel und zur Finanzierung stand, <a href="https://www.oceanprotect.org/2021/11/13/cop26-closing-reaction-ocean-ngos/">die erzielten Ergebnisse aber immer noch nicht ambitioniert genug sind, um die globale Erwärmung zu stoppen</a>. Durch ehrgeizigere Maßnahmen im Bereich Ozean und Klima allein wird das 1,5°C-Ziel nicht in Reichweite kommen. Damit die getroffenen Zusagen in wirksame Maßnahmen umgesetzt werden, müssen auch in den Bereichen die Lücken geschlossen werden, die vielleicht weniger dringlich erscheinen, wie Meerespolitik und Meeres-Governance oder Ozeanforschung. Dann können wir, wie Sylvia Earle vorschlägt, "Triebkräfte des Wandels sein [...] auf eine positive Weise".</p> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> COP26 <a href="/de/media/13844" hreflang="de">51656844082_c700f0af5f_k.jpg</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=8252&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="rWjWHU7GxQa31O5VXceu0ku_kp9hSaJkKz6B1OdG6Bg"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/lina-roeschel" hreflang="de">lro</a> <a href="/de/menschen/barbara-neumann" hreflang="de">bne</a> <a href="/de/forschungsgruppe/geoengineering" hreflang="de">Planetare Geopolitik und Geoengineering</a> <a href="/de/forschungsbereich/globale-implikationen-soziotechnischen-wandels" hreflang="de">Globale Implikationen soziotechnischen Wandels</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/ozean-abkommen" hreflang="de">Biodiversität: UN-Abkommen zum Schutz des Ozeans</a> Fri, 17 Dec 2021 06:09:14 +0000 Felix Beger 8252 at https://www.rifs-potsdam.de Ein „Blue Deal“ für Deutschland - Meerespolitik als Zukunftsprojekt einer neuen Regierungskoalition https://www.rifs-potsdam.de/de/blog/2021/10/ein-blue-deal-fuer-deutschland-meerespolitik-als-zukunftsprojekt-einer-neuen <span>Ein „Blue Deal“ für Deutschland - Meerespolitik als Zukunftsprojekt einer neuen Regierungskoalition</span> <span><span>Felix Beger</span></span> <span><time datetime="2021-10-27T06:53:09+02:00" title="Mittwoch, Oktober 27, 2021 - 06:53" class="datetime">Mi, 10/27/2021 - 06:53</time> </span> <div class="user-link"> Sebastian Unger </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/cinematic_xxl/public/2021-10/Blue%20Deal%20Kachel_0.jpg?itok=4ColBtKz" width="992" height="558" alt="Photo by Dimitry Anikin on Unsplash" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="copyright">Photo by Dimitry Anikin on Unsplash</span> </figcaption> </figure> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p><em>Sebastian Unger, Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) und Torsten Thiele, Global Ocean Trust</em></p> <p>Das Thema Meeresschutz ist im Wahlkampf und den Sondierungsgesprächen kaum vorgekommen. Dabei besteht in der Wissenschaft seit Jahren Einigkeit, dass sich die Klimakrise ohne aktiven Meeresschutz nicht erfolgreich bekämpfen lässt. Mit dem Einstieg in die Koalitionsverhandlungen sollte sich das jetzt ändern. Ein Blick in die Wahlprogramme von Grünen und FDP lässt hoffen, dass ein „Blue Deal“ – eine nachhaltige Meerespolitik, die in Einklang mit dem 1,5 Grad Ziel steht und insbesondere den Menschen in Küstenregionen eine lebenswerte Perspektive gibt – eines der Zukunftsprojekte der neuen Koalitionsregierung wird.<br /> &nbsp;<br /> Für Klimaschutz und den Wohlstand aller sind intakte Meere unabdingbar. Doch Übernutzung, Verschmutzung und die Auswirkungen der Klimakrise belasten das Weltmeer stark. Auch Nord- und Ostsee sind seit Jahren in einem katastrophalen Zustand. Umfassender Klima- und Biodiversitätsschutz sind entscheidend für den Ozean. Internationale Bemühungen hierzu gibt es, doch bisher fehlte der politische Druck, diese schnell und effektiv umzusetzen. Nun besteht mit den Koalitionsverhandlungen die Chance für einen Aufbruch in der deutschen Meerespolitik.<br /> &nbsp;<br /> Drei Viertel der Erdoberfläche sind vom Ozean bedeckt. Klima und Meer sind eng miteinander verknüpft. Durch den Austausch von Wasser, Kohlenstoff und Energie übernimmt der Ozean eine wesentliche Rolle in unserem Klimasystem. Jeder zweite Atemzug, den wir Menschen tun, verdanken wir dem Meer. Das Weltmeer ist Lebensraum der größten Artenvielfalt. Viele Arbeitsplätze hängen von ihm ab und weltweit setzen immer mehr Staaten auf das Entwicklungspotenzial der Meere. Mit der maritimen Seidenstraßen-Initiative möchte China die Schifffahrtswege zwischen Asien, Afrika und Europa ausbauen und neue Einflussbereiche schaffen. Um ihren Energie- und Rohstoffbedarf zu sichern, erschließen manche Nationen entlegenere und tiefere Meeresbereiche – mit häufig negativen Folgen für die Meeresnatur.</p> <p>Obwohl viele Bundesbürger wissen, welche Bedeutung die Meere für Menschen und den Planeten haben: Meerespolitik spielt in Deutschland bisher nur eine untergeordnete Rolle. Die Zuständigkeiten hierfür sind zwischen zahlreichen Ministerien und nachgeordneten Fachbehörden zersplittert. Es fehlt ein strategischer Diskurs über Interessen, Verantwortung und mögliche Gestaltungsfelder. Mit dem Anspruch dies zu ändern, haben die Bündnis 90/Die Grünen in einem <a href="https://www.gruene.de/artikel/10-punkte-fuer-einen-gruenen-meeresschutz">Zehn-Punkte Plan</a> Kernforderungen formuliert, die für ihre Regierungsbeteiligung zur meerespolitischen Leitlinie werden sollen. Darunter sind u.a. die Erarbeitung einer Ozean-Strategie für Deutschland, die Schaffung einer interministeriellen Meereskoordination, die Verankerung des internationalen Meeresschutz in der deutschen Außenpolitik und die Entwicklung großflächiger und wirksamer Meeresschutzgebiete. Zudem sollen Herausforderungen wie die Entwicklung nachhaltiger Perspektiven für die Fischerei und die Bekämpfung der Plastikflut angegangen werden.</p> <p>Während die Meere bei CDU und SPD kaum vorkommen, sind die Schnittmengen mit dem <a href="https://www.fdp.de/sites/default/files/2021-08/FDP_BTW2021_Wahlprogramm_1.pdf">FDP-Programm</a> groß. Genau wie die Grünen stellen die Liberalen den Schutz von Meeres- und Küstenökosystemen als natürliche Klimaschützer in den Mittelpunkt. Die FDP will Deutschlands Rolle im internationalen Meeresschutz ausbauen, die Verschmutzungen z.B. durch Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee bekämpfen und die Meeresforschung stärken. Meerespolitik ist für die FDP eine Zukunftsaufgabe mit wirtschaftlichem Potenzial, insbesondere für innovative Unternehmen im maritimen Bereich.</p> <p>Mit gemeinsamen Anträgen im Bundestag, beispielsweise zur Bergung von 1,6 Millionen Tonnen Munitionsaltlasten in Nordsee und Ostsee, haben Bündnis 90/Die Grünen und FDP bereits in der Opposition gezeigt, dass bei ihnen viel zusammenpasst. Zudem ist zu erwarten, dass es für die längst fällige Streichung schädlicher Subventionen für die Fischerei neue Mehrheiten geben wird. Selbst bei kritischen Themen wie einem Moratorium für den internationalen Tiefseebergbau – hier wollen die Grünen ein Moratorium erreichen – lassen sich, nachdem auch global agierende Unternehmen wie BMW, Volvo, Google und Samsung auf Rohstoffe vom Tiefseeboden verzichten wollen, gemeinsame Linien entwickeln.</p> <p>In der EU und vielen EU-Mitgliedstaaten, aber auch in den USA, China und der Afrikanischen Union steht die Meerespolitik schon länger ganz oben auf der politischen Agenda. Viele Staaten haben zentrale Regierungsstellen für Meerespolitik geschaffen und tauschen sich regelmäßig über Meeresbotschafter oder auf Ebene von Staats- und Regierungschefs aus. Auch wenn die Bundesregierung den weltweiten Erhalt der Meere mit wichtigen Initiativen wie dem „Blue Action Fund“ und der Internationalen Klimaschutz-Initiative unterstützt – politisch steht Deutschland zumeist am Rande. Als Vorreiter in der Umwelt- und Klimapolitik, als global agierende Handelsnation und Verfechter einer multilateralen Ordnung sollte Deutschland auch in der internationalen Meerespolitik eine gestaltende Rolle einnehmen. Durch eine kohärentere Verzahnung meeresbezogener Politikfelder ließen sich abgestimmte Akzente füreinander bedingende Probleme wie dem Klimawandel, Artenschwund, Armutsbekämpfung, Sicherheit, Migration oder der Bekämpfung globaler Folgen der Pandemien setzen.</p> <p>Es ist darüber hinaus Zeit, dass Deutschland die Meeresnatur auch an den eigenen Küsten effektiver schützt und gleichzeitig das Potenzial einer nachhaltigen “blauen Wirtschaft” nutzt. Hier geht es nicht nur darum, existierende Branchen wie Schifffahrt und Fischerei mit neuen Technologien nachhaltig, digital und klimaneutral umzustellen. Es geht auch darum, die Chancen in neuen Bereichen zu nutzen, wie zum Beispiel der ökologischen Restaurierung von geschädigten Gewässern, der Entwicklung bisher weitestgehend unerschlossener mariner genetischer Ressourcen für biotechnologische und medizinische Anwendungen oder dem digitalen Management von Meeresgebieten. Die international anerkannte deutsche Meeresforschung liefert hierfür bereits heute wichtige Grundlagen.</p> <p>Um die Meerespolitik endlich im politischen Berlin zu verankern, braucht es jetzt einen „Blue Deal“ für Deutschland. Da auch aus den von der SPD geführten Küstenländern immer wieder ähnliche Signale kommen, besteht jetzt Hoffnung, dass eine solche Neuausrichtung in der Meerespolitik tatsächlich gelingen könnte.</p> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/"></a> </li> </ul> </div> <a href="/en/media/13716" hreflang="en">Blue Deal Kachel_0.jpg</a> <section> <h2>Neuen Kommentar schreiben</h2> <drupal-render-placeholder callback="comment.lazy_builders:renderForm" arguments="0=node&amp;1=8101&amp;2=field_blog_comments&amp;3=blog_comments" token="KvLnQjpKJOwijM1risJlpSooV21mRIWaTkWM15iUC-w"></drupal-render-placeholder> </section> <a href="/de/menschen/sebastian-unger" hreflang="de">Sebastian Unger</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> Wed, 27 Oct 2021 04:53:09 +0000 Felix Beger 8101 at https://www.rifs-potsdam.de We need a binding global agreement on plastics https://www.rifs-potsdam.de/en/news/we-need-binding-global-agreement-plastics <span>Wir brauchen ein verbindliches globales Plastikabkommen</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2021-07-02T09:24:07+02:00" title="Freitag, Juli 2, 2021 - 09:24" class="datetime">Fr, 07/02/2021 - 09:24</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> &quot;Science&quot; <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sebastian-unger" hreflang="de">Sebastian Unger</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/nicole-wienrich" hreflang="de">Nicole Wienrich</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/laura-weiand" hreflang="de">Laura Weiand</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/92">Ozeane</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/76">Governance</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>„Ein neues Plastikabkommen muss aufbauen auf den bereits bestehenden Maßnahmen und regionalen Abkommen, die sich auf den Meeresschutz beziehen. Die zahlreichen Aktivitäten in den vergangenen Jahren waren gut und wichtig, und doch haben sie nicht genug Fortschritte gebracht. Ein globales Abkommen, das sich auf den ganzen Lebenszyklus von Plastik fokussiert, kann ein sehr wirksames Instrument sein, um bestehende Institutionen zu stärken oder ihre Schwächen auszugleichen“, sagt Sebastian Unger, Forschungsgruppenleiter im Bereich Ocean Governance beim Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS).</p> <h3>Die Schritte zu einem globalen Plastikabkommen</h3> <p>Es ist keine Frage mehr ob, sondern allenfalls wann und in welcher Form es zu einem weltweiten Abkommen gegen Plastikverschmutzung kommt. Auf der ersten Hälfte der fünften UN-Umweltversammlung (UNEA 5.1) im Februar 2021 haben zahlreiche Staaten ihre Unterstützung für ein neues UN-Abkommen ausgedrückt. Die UNEA tagte aber nur virtuell und konnte keine Entscheidung treffen.</p> <p>Die Regierungen, die einen solchen Umweltvertrag wollen, halten den Druck hoch: Am 1. Juni haben viele von ihnen zum Oceans Day eine Plastic Pollution Declaration vorgestellt, in der inzwischen 79 Staaten einen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag gegen Plastikmüll in der Umwelt fordern.</p> <p>Umweltschutzorganisationen und zahlreiche Unternehmen fordern ein solches Abkommen bereits seit Jahren. Und am 1. bis 2. September lädt Deutschland gemeinsam mit Ghana, Ecuador und Vietnam zu einer virtuellen Ministerinnen- und Minister-Konferenz, die den Endspurt bis zur entscheidenden UN-Umweltversammlung im Frühjahr 2022 einläuten wird, der UNEA 5.2. Sie soll ein Verhandlungskomitee auf den Weg bringen, welches die Details festzurren muss.</p> <h3>Diese drei Kernziele muss ein globales Plastikabkommen enthalten</h3> <p>Unklar ist bislang, wie das Abkommen genau aussehen wird. Die Beteiligten am Science-Artikel argumentieren, dass ein wirkmächtiges Plastik-Übereinkommen drei Kernziele festschreiben müsse:</p> <ul> <li>Erstens muss die Gesamtmenge an neuem Plastik, die produziert werden darf, gedeckelt und schrittweise reduziert werden. Dies verhindert nicht nur neuen Plastikmüll. Es leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels im Klimaschutz. Bis 2040 sollte die Herstellung neuen Plastiks auf ein Minimum heruntergefahren sein.</li> <li>Zweitens muss festgelegt werden, dass möglichst alles Plastik im Kreislauf geführt wird. Dafür muss es recycelbar sein und auch sicher recycelt werden. Hierfür sind technische Standards unabdingbar, und eine verpflichtende Informationsweitergabe entlang der Wertschöpfungskette. Die Maßnahmen müssen auch dazu beitragen, die fast 2.500 gesundheitlich bedenklichen Zusatzstoffe aus der Produktion verschwinden zu lassen, die heute noch eingesetzt werden.</li> <li>Drittens muss bereits entstandene Plastikverschmutzung aufgeräumt werden, und zwar sowohl an Land – wo es vergleichsweise einfach sei – als auch in den Ozeanen, wo dies ungleich schwerer fällt und teurer werde.</li> </ul> <p>&nbsp;<br /> „Die Zeit ist reif für ein globales Abkommen gegen Plastikmüll. Alle bisherigen Maßnahmen und Aktionspläne haben die Plastikflut nicht in den Griff bekommen. Jetzt hilft kein Herumlavieren mehr: Wir brauchen einen internationalen Vertrag, der weit über bestehende Vereinbarungen hinausgeht und weitreichende Maßnahmen enthält. Allen voran sollte darin eine deutliche Begrenzung der Menge an Plastik festgeschrieben werden, die jährlich produziert werden darf. Darüber hinaus muss die Staatengemeinschaft verbindlich verankern, dass Plastik grundsätzlich recycelbar sein muss und zum größten Teil auch sicher recycelt wird. Und schließlich müssen Vorkehrungen getroffen werden, den bereits in der Umwelt befindlichen Plastikabfall wieder herauszuholen – und zu verhindern, dass neuer Müll hineingelangt. Wirksam kann ein solches Abkommen aber nur sein, wenn alle Hauptverschmutzer mitziehen. Es braucht den klaren Willen der teilnehmenden Staaten, international beschlossene Regeln auf ihrem eigenen Gebiet auch effektiv umzusetzen“, sagt Dr. Nils Simon, Senior Advisor bei adelphi und Hauptautor des in „Science“ erschienenen Beitrags A bindung global agreement to address the life cyle of plastics.</p> <p>In dem Artikel werden zudem weitere unterstützende Mechanismen und Maßnahmen beschrieben, mit denen Staaten diese drei Kernziele erreichen oder die ihnen bei der Umsetzung helfen können.</p> <p>Weitere Informationen zum Artikel sowie den direkten Link zum Artikel finden Sie hier: <a href="https://www.adelphi.de/en/publication/binding-global-agreement-address-life-cycle-plastics">https://www.adelphi.de/en/publication/binding-global-agreement-address-life-cycle-plastics</a></p> <p><strong>Zu den weiteren Autorinnen und Autoren des Artikels gehören:</strong><br /> &nbsp;<br /> Karen Raubenheimer (University of Wollongong, Australien)<br /> Niko Urho (University of Massachusetts Boston, USA)<br /> David Azoulay (Center for International Environmental Law, Schweiz)<br /> Trisia Farrelly (Massey University, New Zealand)<br /> Joao Sousa (International Union for the Conservation of Nature, Schweiz)<br /> Harro van Asselt (University of Eastern Finland, Finland)<br /> Giulia Carlini (Center for International Environmental Law, Switzerland)<br /> Christian Sekomo (National Industrial Research and Development Agency, Rwanda)<br /> Maro Luisa Schulte (adelphi, Deutschland)<br /> Per-Olof Busch (adelphi, Deutschland)<br /> Nicole Wienrich (Institute for Advanced Sustainability Studies, Deutschland)<br /> Laura Weiand (Institute for Advanced Sustainability Studies, Deutschland)</p> <p><strong>Publikation:</strong><br /> Simon, Nils; Karen Raubenheimer, Niko Urho, Sebastian Unger, David Azoulay, Trisia Farrelly, Joao Sousa, Harro van Asselt, Giulia Carlini, Christian Sekomo, Maro Luisa Schulte, Per-Olof Busch, Nicole Wienrich and Laura Weiand 2021: <a href="https://science.sciencemag.org/content/373/6550/43"><strong>A binding global agreement to address the life cycle of plastics</strong></a>. In: Science, 10.1126, science.abi9010.</p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/2021-07/Deep-Ocean_B-Kinney.jpg" width="5020" height="3326" alt="Tiefsee Deep Ocean Water Sea" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">„Ein neues Plastikabkommen muss aufbauen auf den bereits bestehenden Maßnahmen und regionalen Abkommen, die sich auf den Meeresschutz beziehen.&quot;</span> <span class="copyright">B. Kinney</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/governance" hreflang="de">Governance</a> <a href="/de/forschung/thema/ozeane-arktis" hreflang="de">Ozeane &amp; Arktis</a> Im Februar 2022 soll der Startschuss für Verhandlungen über ein weltweites Abkommen gegen Plastikverschmutzung fallen. In einem im Fachmagazin „Science“ veröffentlichten Beitrag, an dem Sebastian Unger vom IASS beteiligt war, hat das Autorenteam drei Kernziele und eine Reihe unterstützender Maßnahmen aufgeschlüsselt, die ein solcher zwischenstaatlicher Umweltvertrag benötigt, um die zunehmende Menge an Plastikmüll effektiv einzudämmen. <a href="/de/media/13564" hreflang="de">Deep Ocean B Kinney dt</a> <p>Im Februar 2022 soll der Startschuss für Verhandlungen über ein weltweites Abkommen gegen Plastikverschmutzung fallen. In einem im Fachmagazin „Science“ veröffentlichten Beitrag, an dem Sebastian Unger mit seinem Team vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) beteiligt war, hat das Autorenteam drei Kernziele und eine Reihe unterstützender Maßnahmen aufgeschlüsselt, die ein solcher zwischenstaatlicher Umweltvertrag benötigt, um die zunehmende Menge an Plastikmüll effektiv einzudämmen.</p> <a href="/de/forschung/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschung/prog-marine-regions-forum-internationales-forum-zur-staerkung-regionaler-meeres" hreflang="de">PROG Marine Regions Forum - Internationales Forum zur Stärkung regionaler Meeres-Governance</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/ozean-abkommen" hreflang="de">Biodiversität: UN-Abkommen zum Schutz des Ozeans</a> <a href="/de/ergebnisse/dossiers/plastikverschmutzung" hreflang="de">Schutz der Meeresumwelt: Ein internationales Abkommen gegen die Plastikverschmutzung</a> 0 Fri, 02 Jul 2021 06:47:40 +0000 slz 7870 at https://www.rifs-potsdam.de Mit Dialogen den regionalen Meeresschutz stärken https://www.rifs-potsdam.de/de/news/mit-dialogen-den-regionalen-meeresschutz-staerken <span>Mit Dialogen den regionalen Meeresschutz stärken</span> <span><a title="Benutzerprofil anzeigen." href="/de/menschen/sabine-letz">slz</a></span> <span><time datetime="2021-06-08T08:45:44+02:00" title="Dienstag, Juni 8, 2021 - 08:45" class="datetime">Di, 06/08/2021 - 08:45</time> </span> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> <article class="author-avatar"> <figure class="author-avatar__media"> <a href="/de/menschen/sabine-letz"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/styles/square_round_2_up/public/2023-10/wey_Sabine_Letz_QF.jpg?h=09b3406f&amp;itok=0929x9YK" width="384" height="384" alt="Sabine Letz" /> </a> </figure> <div class="author-avatar__main"> <h3 class="author-avatar__title"><a href="/de/menschen/sabine-letz"> Sabine Letz </a></h3> </div> </article> Studie <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/laura-weiand" hreflang="de">Laura Weiand</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/sabine-letz" hreflang="de">slz</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/92">Ozeane</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/71">UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs)</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Kooperation und Koordination zwischen Staaten und Akteuren auf der Ebene von Meeresregionen haben sich als wichtige Hebel für die Umsetzung politischer Umweltziele und integrative Governance-Strukturen erwiesen, sind aber mit komplexen Herausforderungen behaftet. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, diese Herausforderungen zu identifizieren und aufzuzeigen, wie Kooperationen zwischen Akteuren in Meeresregionen unterstützt und gefördert werden können.</p> <p>Für die Studie sind Interviews mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Bereiche und Akteursebenen durchgeführt und ausgewertet worden. Neben allgemeinen Erfahrungen aus meeresbezogenen Governance-Prozessen wurden die Expertinnen und Experten auch zu einem konkretem Fallbeispiel befragt, dem <a href="https://www.iass-potsdam.de/de/forschung/prog-marine-regions-forum-internationales-forum-zur-staerkung-regionaler-meeres"><strong>Marine Regions Forum</strong></a>.</p> <p>Zu den kritischen Punkten, die Kooperationen und kohärente Politikgestaltung und -umsetzung einschränken, zählen demnach die starke Fragmentierung des rechtlichen und institutionellen Governance-Systems für die Meere, sozial-ökonomische Ungleichgewichte und eine insgesamt unausgewogene oder schwache Einbindung betroffener Akteure.</p> <p>Mögliche Lösungen ließen sich, so die Autorinnen und Autoren, erarbeiten durch eine Orientierung auf gemeinsame Ziele zwischen Akteuren und Staaten, durch die Berücksichtigung der jeweiligen sozial-ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen sowie durch Inklusivität, Vertrauensbildung und Kontinuität in den Prozessen.</p> <p>Dafür eignen sich Meeresregionen wie etwa die Ostsee, der Westindische Ozean oder die Karibik besonders gut, weil diese die Kooperation beteiligter Akteure unterschiedlicher Sektoren wie Naturschutz, Fischerei oder Tourismus erleichtere und koordinierbar machen.</p> <p>Aber auch das Zusammenführen von Wissen und Daten oder die Umsetzung globaler Vereinbarungen in die Praxis sind innerhalb von Meeresregionen besser zu gestalten. Zudem seien auf Zusammenarbeit fokussierte Stakeholder-Dialoge am ehesten geeignet, die meist komplexen Rahmenbedingungen und Veränderungsprozesse zu verstehen und darauf aufbauend Empfehlungen für die Praxis zu erarbeiten. So können mögliche Synergieeffekte oder Kompromisse zwischen unterschiedlichen regionalen Interessen herausgearbeitet und damit eine effektivere, faire Umsetzung von Maßnahmen erreicht werden.</p> <p>Die Studie zeige auch, dass Stakeholder-Prozesse wie das Marine Regions Forum das Potenzial haben, relevantes Wissen für die Erarbeitung von Handlungsoptionen zusammenzuführen. Die gemeinsamen Bemühungen tragen dazu bei, regionale Ansätze der Meeres-Governance zu stärken und formale Prozesse auf globaler Ebene zu unterstützen, welche für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsziels 14 „Leben unter Wasser“ und anderer meeresbezogener Ziele entscheidend sind.</p> <p><strong>Publikation:</strong><br /> Laura Weiand, Sebastian Unger, Julien Rochette, Alexander Müller and Barbara Neumann: <a href="https://doi.org/10.3389/fmars.2021.645576">Advancing Ocean Governance in Marine Regions Through Stakeholder Dialogue Processes</a>, Marine Affairs and Policy. DOI: <a href="https://doi.org/10.3389/fmars.2021.645576">https://doi.org/10.3389/fmars.2021.645576</a></p> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/ismail-niyax-DVfGDGj6Gko-unsplash.jpg" width="4000" height="3000" alt="Meemu Atoll Malediven Ozean" /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">Kooperationen zwischen Staaten und Akteuren von Meeresregionen sind wichtige Hebel für die Umsetzung politischer Umweltziele. </span> <span class="copyright">Unsplash/ ismail-niyax</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/ozeane-arktis" hreflang="de">Ozeane &amp; Arktis</a> Mit dem Nachhaltigkeitsziel „Leben unter Wasser“ adressiert die 2030-Agenda der Vereinten Nationen den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere. In einem grenzübergreifenden System wie dem Ozean funktioniert jedoch die gängige Praxis der Umweltpolitik weniger gut. Fragmentierte rechtliche, politische und sozio-ökonomische Strukturen erschweren Kooperationen und eine kohärente Politikgestaltung. Für eine Studie vom IASS wurden kollaborative Prozesse in Meeresregionen untersucht. <a href="/de/media/13478" hreflang="de">Meemu Atoll dt</a> <p>Mit dem Nachhaltigkeitsziel „Leben unter Wasser“ adressiert die 2030-Agenda der Vereinten Nationen den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere. In einem grenzübergreifenden System wie dem Ozean funktioniert die gängige Praxis der Umweltpolitik und -governance jedoch weniger gut. Fragmentierte rechtliche, politische und sozio-ökonomische Strukturen erschweren beispielsweise Kooperationen und eine kohärente Politikgestaltung. In der vorliegenden Studie eines Teams des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) wurden die Herausforderungen und Möglichkeiten kollaborativer Prozesse in Meeresregionen untersucht.</p> <a href="/de/forschung/prog-marine-regions-forum-internationales-forum-zur-staerkung-regionaler-meeres" hreflang="de">PROG Marine Regions Forum - Internationales Forum zur Stärkung regionaler Meeres-Governance</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-ozeane" hreflang="de">Governance der Ozeane</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> 0 Tue, 08 Jun 2021 06:45:44 +0000 slz 7805 at https://www.rifs-potsdam.de Empfehlungen zur Polarforschung ans Bundesforschungsministerium übergeben https://www.rifs-potsdam.de/de/news/empfehlungen-zur-polarforschung-ans-bundesforschungsministerium-uebergeben <span>Empfehlungen zur Polarforschung ans Bundesforschungsministerium übergeben</span> <span><span>Felix Beger</span></span> <span><time datetime="2021-05-27T16:36:11+02:00" title="Donnerstag, Mai 27, 2021 - 16:36" class="datetime">Do, 05/27/2021 - 16:36</time> </span> <div class="user-link"> Felix Beger </div> Politikberatung <div class="contact-list"> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/nina-doering" hreflang="de">ndo</a> </div> <div class="contact-list__item"> <a href="/de/menschen/bianca-schroeder" hreflang="de">bsc</a> </div> </div> <div class="keywords"> <ul> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/190">Arktis</a> </li> <li> <a class="keyword" href="https://www.rifs-potsdam.de/de/taxonomy/term/76">Governance</a> </li> </ul> </div> <div class="paragraph paragraph--type--text-with-headline paragraph--view-mode--default"> <p>Durch die Klimaerwärmung verändern sich die Polarregionen rasant. Die Auswirkungen sind weltweit zu spüren. Deutschland plant deshalb in den nächsten fünf Jahren mehr als 20 Millionen Euro zusätzlich in die Polarforschung zu investieren. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek sagte dazu: „Wir müssen mehr für die Polarregionen tun, um unseren Planeten zu schützen!“</p> <h3>MARE:N-Konzeptpaper „Polarregionen im Wandel“ &nbsp;</h3> <p>Das Konzeptpapier entstand als Teil des Forschungsprogrammes „<a href="https://www.fona.de/de/themen/meeres-und-polarforschung.php">MARE:N – Küsten-, Meeres- und Polarforschung für Nachhaltigkeit</a>“ des Bundesforschungsministeriums. Es gibt in 15 Kapiteln Empfehlungen für Schwerpunkte in der Arktis- und Antarktisforschung. Diese umfassen neben konkreten Forschungs- und Querschnittsthemen auch eine Auseinandersetzung mit dem Forschungsumfeld, das die Nachwuchsförderung und den Wissenstransfer einschließt.&nbsp; IASS-Forscherinnen arbeiteten an der Agenda mit und leiteten die Arbeit zum Forschungsschwerpunkt „Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung in der Arktis“.</p> <h3>Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung in der Arktis</h3> <p>„Dieses Kapitel verdeutlicht, dass das globale Interesse und die zunehmende internationale Vernetzung der Arktis soziokulturelle, wirtschaftliche und politische Chancen und Risiken birgt, für die ein besseres Verständnis benötigt wird. Die rapide ablaufenden Veränderungsprozesse unterstreichen dabei die hohe Relevanz transdisziplinärer Forschungsvorhaben, die in Zusammenarbeit mit der indigenen und lokalen Bevölkerung zu nachhaltigen Lösungen beitragen und ein enormes Entwicklungs- und Erkenntnispotenzial bieten“, sagt IASS-Projektleiterin Nina Döring.</p> <p>Dabei ist es laut den Forschenden wichtig, die große soziokulturelle, politische und historische Diversität innerhalb der Arktis zu berücksichtigen. Es besteht Forschungsbedarf in den verschiedenen Bereichen der nachhaltigen Entwicklung, also dem Umweltschutz, der sozialen und kulturellen Gerechtigkeit und der Wirtschaft, aber auch der Governance und den Verknüpfungen von Entwicklungen innerhalb und außerhalb der Arktis. Nicht zuletzt sollten die Transdisziplinarität selbst und Fragen der Forschungsethik zum Gegenstand der Forschung gemacht werden. So könnten nachhaltige Ergebnisse erarbeitet werden, die kulturell angemessen und gesellschaftlich relevant sind.</p> <h3>Weiterführende Informationen:</h3> <ul> <li><a href="https://www.fona.de/medien/pdf/Forschungsagenda_Polarregionen_Konzeptpapier_des_MAREN_Begleitkreises_Mai_2021.pdf">MARE:N-Konzeptpapier </a></li> <li><a href="https://www.bmbf.de/de/karliczek-wir-muessen-mehr-fuer-die-polarregionen-tun-um-unseren-planeten-zu-schuetzen-14491.html">BMBF-Pressemitteilung</a></li> </ul> </div> <figure class="figure figure--picture format--landscape"> <div class="figure__media-container"> <img loading="lazy" src="/sites/default/files/Arktis.jpg" width="2048" height="1538" alt="A town in western Greenland: Climate change is transforming this region." /> </div> <figcaption class="figure__figcaption"> <span class="caption">A town in western Greenland: Climate change is transforming this region.</span> <span class="copyright">Nina Döring</span> </figcaption> </figure> <a href="/de/forschung/thema/ozeane-arktis" hreflang="de">Ozeane &amp; Arktis</a> Über 100 Arktis-Expertinnen und -Experten, darunter Forscherinnen des IASS Potsdam, haben für das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Konzeptpapier zu „Polarregionen im Wandel“ verfasst. Das Papier stellt Empfehlungen vor, in welchen Bereichen sich die Polarforschung in den kommenden Jahren besonders engagieren sollte. Es wurde der Öffentlichkeit am 19. Mai 2021 in einer virtuellen Veranstaltung präsentiert. <a href="/de/media/13468" hreflang="de">Arktis.jpg</a> <p>Über 100 Arktis-Expertinnen und -Experten, darunter Forscherinnen des IASS Potsdam, haben für das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein <a href="https://www.fona.de/medien/pdf/Forschungsagenda_Polarregionen_Konzeptpapier_des_MAREN_Begleitkreises_Mai_2021.pdf">Konzeptpapier</a> zu „Polarregionen im Wandel“ verfasst. Das Papier stellt Empfehlungen vor, in welchen Bereichen sich die Polarforschung in den kommenden Jahren besonders engagieren sollte. Es wurde der Öffentlichkeit am 19. Mai 2021 in einer virtuellen Veranstaltung präsentiert.</p> <a href="/de/forschung/globaler-wandel-und-nachhaltige-transformationen-der-arktis-glocast" hreflang="de">Globaler Wandel und nachhaltige Transformationen in der Arktis (GloCAST)</a> <a href="/de/forschungsgruppe/governance-der-arktis" hreflang="de">Governance der Arktis</a> <a href="/de/forschungsbereich/umwelt-und-gesellschaftlicher-wandel" hreflang="de">Umwelt und gesellschaftlicher Wandel</a> 0 Thu, 27 May 2021 14:36:11 +0000 Felix Beger 7777 at https://www.rifs-potsdam.de