Headline: Weniger Ruß schützt Gesundheit und Klima: IASS-Side Events bei UN-Klimakonferenz in Lima

Luftverschmutzung ist weltweit ein schwerwiegendes Problem. Sie verursacht jedes Jahr mehrere Millionen vorzeitige Todesfälle. Neben ihren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind kurzlebige klimawirksame Schadstoffen (short-lived climate-forcing pollutants, SLCPs) wie Ruß, Ozon, Fluorkohlenwasserstoffen und Methan auch bedeutende Klimatreiber. Es ist daher an der Zeit, dem Ausstoß von SLCPs mehr Aufmerksamkeit bei den Klimaverhandlungen zu widmen, so die Forscher des IASS. Sie organisierten mit Partnern zwei Side Events zu diesem Thema bei der UN-Klimakonferenz in Lima. Am 9. Dezember diskutierten Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft über die Emissionen im Ziegelproduktionssektor und von schweren Diesel-Fahrzeugen, am 11. Dezember stand die Zusammenarbeit der Koalition für Klima und saubere Luft (Climate und Clean Air Coalition – CCAC), einem Zusammenschluss von staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen, mit Wissenschaftlern auf der Agenda. Ein Schwerpunkt der Kollaboration sind regionale Untersuchungen und Bewertungen zu der Entwicklung von Emissionen in Lateinamerika und Asien.

Im ersten, vom IASS federführend organisierten Side Event berichtete Maheswar Rupakheti vom IASS über Ergebnisse seiner Forschung zu Quellen und Ausmaß der Luftverschmutzung im Karakorum und im Himalaya sowie den Auswirkungen auf die Gewässer der Region. „Wenn wir über den Klimawandel sprechen, sollten wir die Luftverschmutzung nicht vergessen. Es liegt Gift in der Luft, und dieses Gift tötet“, sagte er. Er zeigte, dass die Ziegeleiproduktion eine Hauptquelle der Verschmutzung im Himalaya ist, der Anteil der Schadstoffe von schwer zu quantifizierenden Quellen wie der Müllverbrennung jedoch zunimmt.

Drew Shindell, Vorsitzender des Wissenschaftsbeirates der CCAC, betonte, dass für eine Begrenzung der Erderwärmung sowohl eine drastische Reduzierung der CO2-Emissionen als auch von SLCPS notwendig sei. Jüngere Studien hätten gezeigt, dass eine verstärkte und kontinuierliche Mitigation von SLCPs viele vorzeitige Todesfälle verhindern kann. Wie bei jeder Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel gehe es bei der Verringerung von SLCPs um bessere Lebensbedingungen für den Menschen, doch keine anderen Schadstoffe hätten eine so große Bedeutung für das Klimaproblem. „Gegen SLCPs vorzugehen ist auf kurze Sicht zentral bei der Bekämpfung des Klimawandels.“

Der chilenische Umweltminister Pablo Badenier berichtete, dass sein Land einige Fortschritte bei der Bekämpfung von Luftverschmutzung gemacht habe, sich jedoch auch mit den Auswirkungen einer vor allem in den Großstädten noch mangelhaften Luftqualität auseinandersetzen müsse. Ein Bericht habe kürzlich 4000 vorzeitige Todesfälle in Chile auf Umweltverschmutzung zurückgeführt. Als wichtige Maßnahme bezeichnete Badenier hier die Kohlenstoffsteuer, die in Chile derzeit bei fünf US-Dollar pro Tonne liegt. Auch Peru verstärke laut seines Vize-Umweltministers Mariano Castrano seine Anstrengungen zur Reduzierung von SLCPs. Gemeinsam mit der Stiftung Swisscontact sei zum Beispiel die Ziegelherstellung umweltfreundlicher gestaltet und der Schwefelgehalt in Diesel an europäische Standards angepasst worden.

Um Emissionen von Diesel-Fahrzeugen ging es auch in dem Vortrag von Gianni López vom gemeinnützigen Mario Molina Center for Strategic Studies on Energy and Environment in Mexiko. López berichtete von internationalen Anstrengungen, die Standards für schwere Dieselfahrzeuge anzugleichen, den Schwefelgehalt von Diesel zu verringern und alte Dieselfahrzeug-Flotten abzuwracken. Pilotprojekte mit „saubereren“ dieselbetriebenen Bussen in Montevideo und Lima seien erfolgreich verlaufen, nun müssten andere Regionen nachziehen.

Im zweiten, gemeinsam mit der CCAC organisierten Side Event zur Zusammenarbeit der CCAC mit Wissenschaftlern bezeichnete die schwedische Botschafterin für Klimawandel, Anna Lindstedt, die CCAC einleitend als „Coalition of the Working“, da sie für eine schnelle und effiziente Bekämpfung von SLCPs sorge. Gemeinsam könnten die Beteiligten jedoch noch viel mehr tun. In ihrem Vortrag zur Situation in Lateinamerika sagte Laura Gallardo Klenner, Professorin an der Universität von Chile in Santiago, dass es weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu SLCP-Emissionen in Lateinamerika geben müsse, die die Unterschiede in der Region stärker berücksichtigten. Maheswar Rupakheti (IASS) ging auf verschiedene Beispiele einer groß angelegten Fallstudie im nepalesischen Katmandu-Tal ein und betonte, dass der Schlüssel des Erfolges des Projektes in der Einbeziehung der wesentlichen Stakeholder von Anfang an liege. In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass die derzeitigen Kenntnisse zwar bereits Maßnahmen zur Bekämpfung von SLCP-Emissionen möglich machen, es jedoch weiterer Studien in Asien, Südamerika und anderen Weltregionen bedarf, um bestehende Datenlücken zu schließen.

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Photos: (c) Birgit Lode/IASS

12.12.2014