Headline: Ein Navigationssystem für die Energiewende: Auftakt für Kopernikus-Projekt zu systemischen Vernetzungen

IASS-Direktor Ortwin Renn (unten rechts) mit den Teilnehmern des Kopernikus-Auftakttreffens am 19. Dezember in Berlin. © IASS, Foto - S. Haack
IASS-Direktor Ortwin Renn (unten rechts) mit den Teilnehmern des Kopernikus-Auftakttreffens am 19. Dezember in Berlin. © IASS, Foto - S. Haack

Über 200 Wissenschaftler aus 76 Institutionen tagen vom 19. bis 21. Dezember 2016 in Berlin, um das Kopernikus-Projekt „Energiewende-Navigationssystem“ auf den Weg zu bringen. Insgesamt 64 Wissenschaftseinrichtungen bilden das Konsortium, erweitert um Partner-Institutionen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Das IASS koordiniert den Forschungsverbund.

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) hat für vier „Kopernikus-Projekte zur Energiewende“ Förderzusagen in Höhe von insgesamt bis zu 400 Millionen Euro gegeben. Angelegt auf eine Laufzeit von zehn Jahren sollen die vier Forschungsverbünde unterschiedliche Aspekte der Energiewende erforschen und konkrete Vorschläge erarbeiten. Zusammengeführt werden die Ergebnisse im Kopernikus-Projekt „Energiewende-Navigationssystem“, das vom IASS koordiniert wird und das helfen soll, die Optionen für eine gelingende Energiewende aufzuzeigen und richtige Entscheidungen zu befördern.

IASS-Direktor Ortwin Renn (unten rechts) mit den Teilnehmern des Kopernikus-Auftakttreffens am 19. Dezember in Berlin. © IASS, Foto - S. Haack
IASS-Direktor Ortwin Renn (unten rechts) mit den Teilnehmern des Kopernikus-Auftakttreffens am 19. Dezember in Berlin. © IASS, Foto - S. Haack

In seinem Grußwort zur Eröffnung des Treffens betonte der im BMBF für die Zukunftsvorsorge zuständige Abteilungsleiter Karl Eugen Huthmacher: „Die Energiewende ist als kontinuierlicher Lernprozess zu begreifen, deren Fortgang gleichwohl von Unsicherheiten geprägt ist. Einen ‚Masterplan’ kann es nicht geben – und wird es nicht geben. Wir stehen immer wieder vor der Herausforderung, kurz- und langfristige Entwicklungen aufzugreifen. Wir müssen in der Lage sein, unser Vorgehen zu überprüfen und wenn nötig nachzujustieren. Das kann nur mithilfe der Forschung gelingen. Hier setzt ‚ENavi’ an.“

Das größte sozialwissenschaftliche Forschungsprojekt der Bundesrepublik

„So ein Forschungsprogramm hat es noch nie gegeben“, sagt der Sprecher des Konsortiums, IASS-Direktor Ortwin Renn: „Es ist das größte sozialwissenschaftliche Kooperationsprojekt, das es in Deutschland je gab.“ Im Unterschied zu den drei eher technologisch ausgerichteten Kopernikus-Projekten, die sich um neue Netzstrukturen, modernisierte Industrieprozesse und Speichermöglichkeiten kümmern, vereint das Kopernikus-Projekt „Energiewende-Navigation“ auch vielfältigen sozialwissenschaftlichen Sachverstand und sorgt für die Einbindung zahlreicher Akteure aus Politik, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft.

Die Rückkopplung in die Öffentlichkeit hatte auch Bundesforschungsministerin Johanna Wanka bei der Projektvorstellung am 13. Oktober 2016 in Jülich gefordert: „Bereitschaft zur Energiewende kann man nicht verordnen, darüber muss man nachdenken, die Akzeptanz muss man erforschen.“

Ziel des Projekts ist es, ein funktionierendes, praktikables, flexibles und akzeptiertes System zu entwickeln, das es erlaubt, die Folgen technologischer Entwicklungen oder auch politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen abzuschätzen.

„Interventionsfolgenabschätzung“ nennt Ortwin Renn diesen Kernauftrag des zu entwickelnden Navigationsinstruments: „Es geht darum, die Auswirkungen von Entscheidungen besser einschätzen zu können. Dazu müssen wir die unterschiedlichen Disziplinen und Modelle verbinden, Querverweise und Vernetzungen im hochkomplexen Feld der Energieversorgung kennenlernen, Informationslücken schließen und das Gesamtsystem darstellen. Das haben wir uns für die erste Projektphase vorgenommen.“

„Reallabore“ von Bollewick bis Rosenheim

Eine weitere Besonderheit des Kopernikus-Konsortiums: Beteiligt sind Modellregionen, die ab 2019, in der zweiten Phase der zehnjährigen Projektlaufzeit, als „Reallabore“ erproben werden, was das Navigationssystem empfiehlt. Dazu sind verschiedene Modellregionen aus Deutschland in das Kopernikus-Projekt integriert, vom kleinen Ort Bollewick in Mecklenburg-Vorpommern bis zu städtischen Energieversorgungsunternehmen wie den Stadtwerken von Heidelberg und Rosenheim. Bis zu 50 Regionen können es in der Erprobungsphase werden.

Bei der Auftaktveranstaltung in Berlin fixieren die Partnerinstitutionen, die das Konsortium des Kopernikus-Projektes „Energiewende-Navigation“ bilden, zunächst die ersten konkreten Schritte zum Erreichen ihrer Etappenziele sowie die Organisation der Zusammenarbeit. In insgesamt 14 Arbeitspaketen werden die verschiedenen Einzelaspekte der sehr umfassenden Aufgabenstellung erforscht.

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