Headline: Zehn Jahre Climate-Engineering-Forschung: Call for Papers für eine Sonderausgabe von Earth's Future

(c) istock/michieldb
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In das Jahr 2016 fällt der zehnte Jahrestag eines berühmt gewordenen Beitrags des Nobelpreisträgers Paul Crutzen zum Thema Climate Engineering. In seinem Aufsatz „Albedo enhancement by stratospheric sulfur injections: A contribution to resolve a policy dilemma?” merkte Crutzen an, dass Versuche, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren und dadurch die Klima-Erwärmung zu begrenzen, „erschreckend erfolglos“ geblieben sind. Er stellte daher die Idee eines technischen Eingriffs ins Klima vor: Das aktive Einbringen von Schwefel-Partikeln in die Stratosphäre könne die Sonneneinstrahlung wirkungsvoll reflektieren und dadurch einige Auswirkungen der globalen Erwärmung abmildern. Crutzens Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Climatic Change“ führte zu einem beispiellosen Anstieg des Interesses an Climate Engineering (auch Geoengineering genannt) seitens der Wissenschaft, der Öffentlichkeit und der Politik.

In den letzten zehn Jahren hat sich Climate Engineering zu einem breiten, interdisziplinären Forschungsfeld entwickelt. Zahlreiche nationale und internationale Climate-Engineering-Forschungsprojekte wurden ins Leben gerufen, viele junge Wissenschaftler promovieren im Bereich Climate Engineering. Regierungsbehörden haben Berichte über die möglichen Folgen von technischen Eingriffen ins Klima veröffentlicht. Das Klimaabkommen von Paris hat zu Diskussionen darüber geführt, wie das rechtlich verbindliche 2-Grad-Ziel und das noch ambitioniertere 1,5-Grad-Ziel erreicht werden können, und welche Rolle Climate-Engineering-Maßnahmen, besonders die Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre, dabei spielen könnten.

Um des zehnten Jahrestags von Paul Crutzens Beitrag gebührend zu gedenken, organisieren IASS-Wissenschaftler eine Sonderausgabe in der von der American Geophysical Union herausgegebenen Fachzeitschrift Earth's Future. Experten im Bereich Climate Engineering sind eingeladen, einen kurzen Kommentar (2-5 Seiten, ca. 2000 Wörter) zur Entwicklung des Feldes während der letzten zehn Jahre und mögliche zukünftige Entwicklungen zu verfassen. Die Sonderausgabe soll Beiträge eines möglichst breiten Spektrums an Autoren von innerhalb und außerhalb der Wissenschaft sammeln, um den vielfältigen Charakter der Climate-Engineering-Debatte widerzuspiegeln. In diesem Sinne wollen die Initiatoren interessierte Autoren dazu animieren, über allgemeine Reflektionen zur Entwicklung des Forschungsfeldes hinauszugehen und stattdessen einen Beitrag aus einer spezifischen thematischen, disziplinären, gesellschaftlichen oder geographischen Perspektive zu verfassen. Einige interessante Fragen wären:

  • Wie hat sich die disziplinäre Climate-Engineering-Forschung seit 2006 entwickelt? Was sind neugewonnene Erkenntnisse zum Thema etwa im Bereich Atmosphärenchemie, Rechtswissenschaften, internationale Beziehungen oder Ethik?
  • Wie sind individuelle Themen inter- oder transdisziplinär adressiert worden? Welche Erkenntnisse zu spezifischen Problematiken wurden aus verschiedenen Fachbereichen in den letzten zehn Jahren gewonnen (zum Beispiel zu den möglichen Folgen von Climate Engineering für internationale Konflikt- oder Kooperationsbereitschaft)?
  • Wie haben sich verschiedene gesellschaftliche Gruppen in den letzten zehn Jahren mit dem Thema Climate Engineering beschäftigt? Was kennzeichnet die Diskussionen unter Wissenschaftlern, Journalisten, Umweltaktivisten oder Politikern?
  • Wie haben sich Diskussionen zum Thema Climate Engineering in verschiedenen Ländern oder Regionen im letzen Jahrzehnt abgespielt?

Die Sonderausgabe soll eine zeitgemäße Gelegenheit bieten, nicht nur über die Entfaltung und Diversifizierung des Forschungsfeldes zu reflektieren, sondern auch über mögliche zukünftige Entwicklungen zu diskutieren. Obwohl der Schwerpunkt der Sonderausgabe auf der Reflektion der historischen Entwicklung des Geoengineering-Forschung liegt, werden die Autoren gebeten, in ihren Kommentaren ein paar Worte über mögliche zukünftige Entwicklungen des Feldes einzuarbeiten.

Die Ausschreibung ist zu finden unter: http://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/agu/journal/10.1002/%28ISSN%292328-4277/features/call-for-papers.html

Beträge können bis 31. August eingereicht werden über das GEMS-Portal von Earth’s Future. Kontakt für weitere Informationen zum Einreichen: earthsfuture [at] agu [dot] org (earthsfuture[at]agu[dot]org).

Fragen zur Sonderausgabe beantworten Miranda Böttcher und Stefan Schäfer vom IASS: miranda [dot] boettcher [at] iass-potsdam [dot] de (miranda[dot]boettcher[at]iass-potsdam[dot]de) oder stefan [dot] schaefer [at] iass-potsdam [dot] de