Headline: Nachhaltiges Landmanagement: Plan für wirksamere Förderung in Tansania und Malawi entwickelt

Kooperation von Forschern und lokalen Akteuren

Terrassen wie hier in der Forschungsregion Lushoto in Tansania sind eine Form des nachhaltigen Landmanagements. © Judith Rosendahl
Terrassen wie hier in der Forschungsregion Lushoto in Tansania sind eine Form des nachhaltigen Landmanagements. © Judith Rosendahl

Tansania und Malawi sind Agrarländer: Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung sind Kleinbauern, deren Einkommen kaum zum Leben reichen. Den meisten von ihnen ist der Nutzen eines nachhaltigen Landmanagements bewusst. Sie wenden verschiedene Techniken auf ihrem Land an, die sich positiv auf den Zustand des Bodens und die Wirtschaftlichkeit auswirken. Diese entsprechen jedoch häufig nicht wissenschaftlichen Empfehlungen und werden auch nicht von Entwicklungs- und Agrarforschungsprojekten gefördert.

„Die Entscheidungskalküle der Bauern werden häufig nicht gut verstanden. Investitionen in nachhaltiges Landmanagement sind in der Vergangenheit oft fehlgeschlagen, weil sie nicht zu den Bewirtschaftungsmöglichkeiten der Landnutzer passen“, erläutert die Soziologin Judith Rosendahl vom IASS. In dem Projekt „AGORA – Gemeinsam handeln für armutsorientierte Strategien gegen Boden- und Landdegradierung“ („Acting Together Now for Pro-Poor Strategies Against Soil and Land Degradation”) hat sie in den letzten drei Jahren gemeinsam mit Kollegen von vier Partnerorganisationen erforscht, wie Entscheidungsträger die Bauern bei ihren Bemühungen um eine nachhaltige Nutzung ihres Landes unterstützen können. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierte das Projekt.

Terrassen wie hier in der Forschungsregion Lushoto in Tansania sind eine Form des nachhaltigen Landmanagements. © Judith Rosendahl
Terrassen wie hier in der Forschungsregion Lushoto in Tansania sind eine Form des nachhaltigen Landmanagements. © Judith Rosendahl

Wirtschaftliche Not hindert Bauern am Einsatz nachhaltiger Techniken

Umfassende Forschung in Tansania (Distrikt Lushoto) und Malawi (Distrikt Ntcheu) ergab, dass die Bauern manche von ihnen als attraktiv eingeschätzten Techniken nicht anwenden können. Andere, weniger attraktive Techniken hingegen setzen sie ein. Dies beruht auf einer Diskrepanz zwischen dem, was Bauern gerne tun würden und wozu sie in Anbetracht ihrer wirtschaftlichen Situation und Ressourcen in der Lage sind. So sind arme Bauern in der Pflanzsaison beispielsweise oft gezwungen, schlecht bezahlte Gelegenheitsarbeiten anzunehmen und können deshalb ihren eigenen Feldern nur wenig Aufmerksamkeit widmen. Nachhaltiges Landmanagement ist aber oft arbeitsintensiv.

Zudem sind in Gegenden, die fern der Städte liegen und eine schlechte Infrastruktur haben, die Preise für landwirtschaftliche Produkte niedrig und die Handelsbedingungen schlecht, weil die Bauern dort weder Preisinformationen noch Lagermöglichkeiten oder Zugang zu weiter entfernten Märkten haben. Sie erzielen daher kaum Gewinne, so dass sie auch keine Investitionen tätigen können. Oft kommt es zu einem Teufelskreis aus geringer landwirtschaftlicher Produktivität, Armut und Bodendegradierung. Solange Projekte zur Förderung von nachhaltigem Landmanagement diesen Umständen nicht Rechnung tragen, haben sie kaum Aussicht auf dauerhaften Erfolg.

Die Akteure bei der offiziellen Einweihung des Usambara Ecological Forum im Januar 2017. © Judith Rosendahl
Die Akteure bei der offiziellen Einweihung des Usambara Ecological Forum im Januar 2017. © Judith Rosendahl

AGORA-Aktionsplan fördert wirksamere und gerechtere Unterstützung von nachhaltigem Landmanagement

In Tansania bezogen die Wissenschaftler Bauern sowie lokale Entscheidungsträger und Nichtregierungsorganisationen nicht nur in ihre Forschungsaktivitäten ein, sondern gestalteten auch gemeinsam mit ihnen einen Prozess zur Verbesserung der Situation. Die Leitung dieser transdisziplinären Arbeit lag beim IASS. Eine Erkenntnis war, dass die meisten Akteure zwar viel über nachhaltiges Landmanagement wissen, die Unterstützung dabei jedoch nicht gut koordiniert ist und in vielen Dörfern nicht ankommt. Dadurch doppeln sich Projekte in manchen Gegenden, zentrale Akteure wie die Distriktregierung und NGOs tauschen Informationen zu wenig aus und die Unterstützung in der Fläche ist ungerecht verteilt. Sowohl die Distriktregierung als auch diverse Nicht-Regierungsorganisationen bestätigten dies als zentrale Probleme, die sie gemeinsam angehen wollen.

District Commissioner January Sigareti Lugangika (Mitte), District Council Chairman Lukas Shemdolya (rechts) und Acting Chair of the Committee Bright Mshana (links) bei der offiziellen Einweihung des Forums mit der Registrierungsurkunde © Judith Rosendahl
District Commissioner January Sigareti Lugangika (Mitte), District Council Chairman Lukas Shemdolya (rechts) und Acting Chair of the Committee Bright Mshana (links) bei der offiziellen Einweihung des Forums mit der Registrierungsurkunde © Judith Rosendahl

Die Akteure gründeten mit Unterstützung von AGORA ein Stakeholder-Forum, wählten ein Leitungskomitee und erarbeiteten einen Aktionsplan für besser koordinierte Aktivitäten. Das Usambara Ecological Forum ist nun nach tansanischem Gesetz registriert, hat die Unterstützung der Distriktregierung gewonnen und seine Arbeit aufgenommen. „Der Prozess war charakterisiert durch offene Kommunikation, breite Teilnahme verschiedener Akteure, freie Meinungsäußerung, konstruktive Debatten, eine demokratische Struktur, und weitergehendes Engagement der Akteure. Mich freut besonders, dass wir eine so gute Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort aufgebaut haben“, betont Judith Rosendahl. Die Evaluierung zum Abschluss des Projektes ergab eine hohe Zufriedenheit der Teilnehmer. Auch die Wissenschaftler sind optimistisch, dass die Veränderungen nachhaltig wirken werden.

In Malawi konzentrierte sich AGORA unter der Leitung des Projektpartners Total Land Care darauf, mit Landnutzern von ihnen als attraktiv eingeschätzte Techniken zu testen, verbreiten und fördern.

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