Headline: Konferenz zu Bioenergie und Entwicklung: Statement der beiden Vorsitzenden

Alexander Müller (IASS) © IASS/Bettina Ausserhofer
Alexander Müller (IASS) © IASS/Bettina Ausserhofer

Knapp einen Monat nach der Verabschiedung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen und mit Blick auf die COP21 der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) haben das World Agroforestry Centre (ICRAF) und das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) eine Konferenz zu Bioenergie und Entwicklung veranstaltet. Die Konferenz führte eine hochrangige Gruppe von Experten zusammen, darunter Vertreter von Regierungen, Wissenschaft und Forschung, der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft. Diskutiert wurde die Rolle von Bioenergie in einem Energiemix, der einerseits die steigende Nachfrage befriedigen und andererseits zu einer kohlenstoffneutralen Weltwirtschaft beitragen und eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen soll.

Das Ergebnis war, dass unter den richtigen Voraussetzungen unterschiedliche Formen der Bioenergie als Bestandteil des Energiemixes das Potenzial haben, nachhaltige Entwicklung zu sichern und zur Armutsbekämpfung, vor allem in ländlichen Gebieten, beizutragen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es gute und schlechte Nutzungsformen biologischer Energiequellen gibt, deshalb erarbeiteten die Konferenzteilnehmer kritische Faktoren für die erfolgreiche Entwicklung von Bioenergie.

Kritische Erfolgsfaktoren für nachhaltige Bioenergie

  1. Die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) geben die Richtung für die globale Entwicklungsagenda bis 2030 vor. Nachhaltige Energie, darunter Bioenergie, trägt zur Umsetzung von Ziel 7 (bezahlbare und saubere Energie) und verschiedener anderer SDGs bei. Regierungen und andere Akteure müssen deshalb dafür sorgen, dass eine nachhaltige Energiepolitik im Einklang mit den SDGs steht, damit Bioenergie einen sinnvollen Beitrag zur Agenda 2030 leisten kann. Um dies zu erreichen, sind inklusive und wirksame partizipative Ansätze unverzichtbar.
  2. Es gibt vielversprechende Wege und Technologien, Bioenergie zu entwickeln; ihre Nachhaltigkeit ist jedoch jeweils vom nationalen und lokalen Kontext abhängig. Die sorgfältige Abwägung verschiedener Optionen ist ratsam, um für die jeweiligen Bedingungen optimale Bioenergielösungen zu finden.
  3. Bei der Entwicklung von Bioenergie sind stets Abwägungen zu treffen. Eine gute Governance sollte die folgenden wesentlichen Anforderungen erfüllen:
    a. Recht auf angemessene Ernährung
    b. Verantwortungsbewusste Land-Governance gemäß den Freiwilligen Leitlinien zur verantwortungsvollen Verwaltung von Boden-, Wald- und Fischereinutzungsrechten im Kontext der nationalen Ernährungssicherheit (Voluntary Guidelines for Responsible Governance of Tenure of Land, Forest, Fisheries in the Context of National Food Security).
    c. Ausdrückliche Berücksichtigung der Auswirkungen auf alle SDGs sowie auf die Ökosysteme und ihre Aufgaben
  4. Bioenergiepolitik muss in die nationale Politik und Planung der nachhaltigen Entwicklung eingebunden sein. Auswirkungen einzelner Elemente von Politik und Planung dürfen nicht isoliert betrachtet werden: Eine kumulative Wirkung sollte von vornherein berücksichtigt werden.
  5. Chancen zur vermehrten Nutzung nachhaltiger Bioenergie sollten ergriffen werden, um zum globalen Kampf gegen den Klimawandel beizutragen.
  6. Zur Förderung einer nachhaltigen Bioenergiepolitik sollten Forschungs- und Prüfergebnisse sowie andere Informationen geteilt werden.
  7. Die Nutzung von Bioenergie sollte dazu dienen, Existenzbedingungen zu verbessern, Einkommen zu steigern und Armut zu beseitigen, und zwar insbesondere für schutzbedürftige Gruppen, die dem zweifachen Risiko der Armut und einer unsicheren Energieversorgung ausgesetzt sind.
  8. Die Nutzung von Bioenergie sollte zur nationalen Energiesicherheit und Entwicklung beitragen.

Angesichts der dringenden Notwendigkeit, fossile Brennstoffe durch nachhaltige Alternativen zu ersetzen, drängten die Konferenzteilnehmer Regierungen und den Privatsektor, in erneuerbare Energien zu investieren. Auch ermunterten sie zu größeren Investitionen in die Forschung, um unser Wissen über Bioenergie-Optionen zu verbessern, die den oben aufgezählten kritischen Erfolgsfaktoren gerecht werden.

Ravi Prabhu (ICRAF)

Alexander Müller (IASS)

Weitere Informationen:

04.11.2015