Headline: Kleinbauern können Motor der Veränderung sein: IASS-Vortrag bei Side-Event der UNO

Ungefähr 840 Millionen Menschen weltweit leben laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen in chronischer Armut. Dazu zählen viele Kleinbauern. Ihre Lage ist in den letzten Jahren schwieriger geworden. „Böden sind rar, immer stärker degradiert und ungleich verteilt. Aufgrund des Bevölkerungswachstums ist der pro Kopf zur Verfügung stehende Boden von 1960 bis 2008 halbiert worden“, sagte Jes Weigelt, Leiter des Global Soil Forum am IASS, letzte Woche beim High-Level Political Forum on Sustainable Development der Vereinten Nationen in New York. Sein Vortrag leitete ein Side-Event zum Thema „Small food producers and family farmers as agents of change for sustainable agriculture and food systems in the post-2015 agenda“ ein.

Die Vereinten Nationen arbeiten zurzeit an Nachhaltigen Entwicklungszielen, die in die Entwicklungsagenda für die Zeit ab 2015 integriert werden sollen. Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft sind laut einer Umfrage des UN-Generalsekretärs unter den Mitgliedsstaaten das Thema, das als am wichtigsten für einen nachhaltigen Entwicklungsprozess empfunden wird. Weigelt betonte, dass „Wachstumsstrategien, die den Kleinbauernsektor fördern, einen überproportional hohen Einfluss auf die Armutsbekämpfung haben“.

Deshalb sei eine Formulierung in den Nachhaltigkeitszielen wünschenswert, „die die wichtige Rolle von Kleinerzeugern und Familienbetrieben für die Nahrungsmittelsicherheit und die Armutsbekämpfung anerkennt“, sagte der Agrarökonom. Das im Rio-20-Abschlussdokument geforderte Streben nach einer „Welt ohne Landdegradation“ müsse erhalten bleiben. Demnach darf sich die Bodenfruchtbarkeit nicht weiter verschlechtern und degradierte Böden sollen für Land- oder Forstwirtschaft wieder nutzbar gemacht werden. Weigelt erklärte vor den Teilnehmern des Side-Events, für die Schaffung und Wahrung legitimer Ansprüche auf Grundbesitz sei die Etablierung von Beschwerdemechanismen wichtig, die Kleinerzeugern helfen ihre Ansprüche durchzusetzen.

Er verwies darauf, dass es für die Rehabilitierung von degradierten Böden nicht notwenigerweise Hightechprodukte brauche. Als eines von vielen Beispielen zeige etwa der Dokumentarfilm „The Man Who Stopped the Desert“ über einen Bauern aus Burkina Faso, dass lokales traditionelles Wissen einen entscheidenden Beitrag zu nachhaltigem Bodenmanagement leisten kann. In dem Film wird die Arbeit des Bauern Yacouba Sawadogo dokumentiert, der mit der Zaï-Technik einen brach liegenden Landstrich wieder begrünt. Allerdings musste Sawadogo mittlerweile einen Teil seines Ackerlandes abgeben, weil es im Zuge eines Stadterweiterungsprojektes zu Bauland geworden ist. „Sichere Besitzverhältnisse sind entscheidend, um die notwendigen Anreize zu schaffen, damit Menschen in ihr Land investieren und um sicherzustellen, dass Menschen von den Erträgen ihrer Investitionen profitieren können“, sagte Weigelt. Das Global Soil Forum unterstütze deshalb das UN-Ziel einer Welt ohne Landdegradation und setze sich für sichere Landrechte ein.

Photocredit: (c) IASS