Headline: Globaler Kohlenstoffkreislauf: Untersuchung zeigt Einfluss der Urbanisierung

(c) iStock/Pedrag Vuckovic
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Die Rolle von Städten im Kohlenstoffkreislauf gewinnt an Bedeutung, wie eine kürzlich in der Fachzeitschrift Frontiers in Ecology and Evolution erschienene Studie belegt. „Der Einfluss der Urbanisierung auf den Kohlenstoffkreislauf geht weit über den Kohlendioxid-Ausstoß aus der Verfeuerung fossiler Brennstoffe oder der Abholzung von Wäldern hinaus. Das wurde in der Forschung bislang vernachlässigt“, sagt Galina Churkina, Autorin der Studie und Senior Fellow am IASS. Die Verstädterung ganzer Landstriche habe völlig neue Kohlenstoffspeicher hervorgebracht. So speichern städtische Gebäude nach Churkinas Schätzung bereits rund ein Prozent der Menge an Kohlenstoff, die von der weltweiten Vegetation absorbiert wird. Und in städtischen Mülldeponien findet sich heute schon rund ein Prozent des globalen Kohlenstoffvorrats, der auf Böden entfällt. Diese Kohlenstoffsenken müssten besser erforscht und gemanagt werden. Denn durch klimafreundliche Siedlungsstrukturen und Baumaterialien könnten auch dicht bebaute Gebiete zu einer besseren CO2-Bilanz und damit zum Klimaschutz beitragen.

Der urbane Kohlenstoffkreislauf. Schwarze Pfeile markieren den direkten Kohlenstoffaustausch. Graue Pfeile stehen für indirekte Auswirkungen von Städten. (c) IASS/Galina Churkina
Der urbane Kohlenstoffkreislauf. Schwarze Pfeile markieren den direkten Kohlenstoffaustausch. Graue Pfeile stehen für indirekte Auswirkungen von Städten. (c) IASS/Galina Churkina

Neue Impulse für nachhaltige Stadtentwicklung

Kohlenstoff gehört zu den grundlegenden Bausteinen des Lebens und durchläuft einen Kreislauf. Er wird freigesetzt, gespeichert und wieder abgegeben. Dabei kommt es zu einem Austausch von kohlenstoffhaltigen Verbindungen zwischen einzelnen Ökosystemen: vom Kohlendioxid in der Atmosphäre über Kohlenstoffverbindungen in lebenden Organismen bis hin zu Kohlenwasserstoffen in Ölen und Gasen. Klar ist: Der Mensch greift immer wieder tief in den globalen Kohlenstoffkreislauf ein – zum Beispiel wenn er fossile Brennstoffe verbrennt. Genaue Kenntnisse solcher Prozesse könnten es ermöglichen, die Eingriffe des Menschen in das Klima besser zu verstehen und wirksame Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu entwickeln. Vor allem die nachhaltige Stadtentwicklung profitiert von neuen Forschungsergebnissen zur Aufnahme von Kohlenstoff in urbanen Räumen. Gebäude oder Stadtparks könnten künftig so angelegt werden, dass sie zusätzlichen Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und langfristig speichern.

Den urbanen Fußabdruck klimafreundlich gestalten

„Städte sind heute schon für fast ein Viertel der weltweiten Kohlendioxid-Aufnahme verantwortlich. Und dieser Anteil wird mit der wachsenden Stadtbevölkerung weiter zunehmen“, erläutert Churkina. Während um das Jahr 1900 herum lediglich 10 Prozent der Weltbevölkerung in Städten wohnten, waren es Mitte des 20. Jahrhunderts schon 30 Prozent. Zur Jahrtausendwende lebten weltweit zum ersten Mal mehr Menschen in Städten als auf dem flachen Land. Und Experten gehen davon aus, dass der globale Anteil der Stadtbevölkerung auf rund 75 Prozent im Jahr 2030 ansteigen könnte. Wenn es in Zukunft darum gehe, den urbanen Anteil an der globalen Kohlenstoffspeicherung weiter zu erhöhen, sollte eine möglichst dichte Besiedlung geplant und Baumaterial wie Holz verwendet werden, so Churkina. Wichtig seien außerdem ausgedehnte Vegetationsflächen und Brachen unversiegelter Böden. Neben klimafreundlichen Strategien für die Abfallbewirtschaftung sei nicht zuletzt die Wahl des Standorts für neu entstehende Städte entscheidend: In milden Regionen werde seltener geheizt und es würden weniger häufig Klimaanlagen betrieben.