Headline: Spitzenforschung für eine nachhaltige Gesellschaft: Wissenschaftlicher Direktor Carlo Rubbia verabschiedet

Nobelpreisträger beendet seine Amtszeit

Carlo Rubbia (Mitte) mit Exekutivdirektor Klaus Töpfer (links) und dem Wissenschaftlichen Direktor Mark Lawrence.
Carlo Rubbia (Mitte) mit Exekutivdirektor Klaus Töpfer (links) und dem Wissenschaftlichen Direktor Mark Lawrence.

Nach fünf Jahren als Wissenschaftlicher Direktor in der Führung des IASS hat Carlo Rubbia das Institut Ende Mai verlassen, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden und seine Forschungstätigkeiten sowohl in der Physik als auch im Bereich der erneuerbaren Energien fortzusetzen. Bei der Abschiedsfeier würdigte IASS-Exekutivdirektor Klaus Töpfer mit herzlichen Worten Rubbias Beitrag zum Aufbau eines neuartigen Instituts, das sich auf die Rolle der Zivilgesellschaft in der Wissenschaft konzentriert: „Wir haben diesen mutigen Prozess gemeinsam in Gang gesetzt, und ich freue mich außerordentlich, dass wir Sie damals überzeugen konnten, zu uns zu kommen. Das war ein echter Durchbruch. Angesichts der Herausforderung, bahnbrechende Wissenschaft mit der Frage der gesellschaftlichen Integration und Veränderung zu verknüpfen, haben wir gute Arbeit geleistet.“ Rubbia, der 1984 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde, nahm 2007 am Potsdamer Nobelpreisträger-Symposium “Global Sustainability – A Nobel Cause” teil, das zur Gründung des IASS führte. Anschließend trat er 2010 im neugegründeten IASS eine fünfjährige Amtszeit an, die nun zu Ende geht. Gemeinsam mit Klaus Töpfer startete er die ersten Forschungsprojekte des Instituts.

Carlo Rubbia (Mitte) mit Exekutivdirektor Klaus Töpfer (links) und dem Wissenschaftlichen Direktor Mark Lawrence.
Carlo Rubbia (Mitte) mit Exekutivdirektor Klaus Töpfer (links) und dem Wissenschaftlichen Direktor Mark Lawrence.

Carlo Rubbia nimmt Ernennung zum Honorary Senior Fellow an

Carlo Rubbia wird als Honorary Senior Fellow weiterhin engen Kontakt mit dem IASS pflegen – diese Ernennung erhält er als zweiter Wissenschaftler nach dem Nobelpreisträger Paul Crutzen. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und stellvertretender Vorsitzender des IASS-Strategiebeirats, betonte in seiner Abschiedsrede, Innovation sei für Rubbia immer sehr wichtig gewesen. „Sie sind ein Erfinder. Wir sollten alles tun, um Ihr Erbe und all Ihre Leistungen zu wahren“, sagte er.

Carlo Rubbias wissenschaftlicher Werdegang ist lang und vielfältig: Viele Jahre seiner Laufbahn widmete er der Grundlagenphysik, später beschäftigte er sich zunehmend mit der Suche nach Lösungen für die Nachhaltigkeitsprobleme unserer Zeit und insbesondere mit energiebezogenen Fragen. Als er sich dem neugegründeten IASS anschloss, brachte er seine Kompetenz und seine wissenschaftlichen Einsichten sowie seine vielen Kontakte zu Organisationen in der Welt der Wissenschaft, Politik und Wirtschaft mit. Als Wissenschaftlicher Direktor des Forschungs-Clusters Erdsystem, Energie und Umwelt leitete er Tätigkeiten im Bereich der Transformation des Energiesystems, ein Thema, das seither zu einem der wichtigsten Forschungsfelder des Instituts geworden ist.

Neue Technologien für ein nachhaltiges System der Energieübertragung

Eine wesentliche Komponente bei dieser Aufgabe ist die Weiterentwicklung neuer Technologien. Zum Beispiel hat das IASS gemeinsam mit dem CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Genf, ein neues Konzept für das Stromübertragungsnetz der Zukunft entwickelt. Basierend auf Supraleitfähigkeit bieten diese neuen Stromleitungen – als Reaktion auf die Bedürfnisse einer sich wandelnden Energielandschaft – Vorteile im Hinblick auf Kosten, Effizienz und Umweltfolgen. Nach der Erprobungsphase wird das IASS diese Arbeit als Mitglied des von der EU geförderten „BestPaths”-Konsortiums fortsetzen.

In ähnlicher Weise untersuchen andere von Carlo Rubbia initiierte Projekte, wie Erdgas für die Energieerzeugung ohne CO2-Emissionen genutzt oder wie CO2 als Wertstoff Anwendung finden kann. In jedem Fall besteht das zentrale Anliegen darin, dafür zu sorgen, dass wissenschaftliche Ergebnisse eine Antwort auf gesellschaftliche Bedürfnisse und Veränderungsstrategien bieten. In diesem Kontext war Rubbias Beitrag immer maßgeblich, denn er ermöglichte dem IASS wichtige Partnerschaften mit relevanten Einrichtungen auf nationaler und internationaler Ebene. Zum Beispiel war es Teil seiner Arbeit im Bereich konzentrierter Solarenergie, konkrete Umsetzungsstrategien in sonnenreichen Regionen wie Südamerika durch die Kontaktaufnahme zu lokalen und globalen Akteuren zu erleichtern.

Seine Teilnahme an zahlreichen hochrangigen Ereignissen und Konferenzen gab ihm auch Gelegenheit, die Forschungsergebnisse des IASS bekannt zu machen und die Aufmerksamkeit auf kritische Nachhaltigkeitsfragen zu lenken. Überdies diente seine kontinuierliche Arbeit mit Akteuren in aller Welt dazu, gesellschaftliche Erfordernisse besser zu verstehen und dafür zu sorgen, dass das IASS seine Forschungsanstrengungen auf Bereiche mit hohem Transformationspotenzial lenkt. In seinen fünf Jahren als Wissenschaftlicher Direktor trug Carlo Rubbia dazu bei, das IASS zu formen und voranzubringen, und hinterlässt nun eine stärkere und besser etablierte Institution.

05.06.2015