Systemische Risiken sind hochkomplex und eng miteinander verflochten. Das Projekt untersucht Wechselwirkungen, Kettenreaktionen und wie sich mögliche Triggerpunkte identifizieren lassen.
Systemische Risiken sind hochkomplex und eng miteinander verflochten. Das Projekt untersucht Wechselwirkungen, Kettenreaktionen und wie sich mögliche Triggerpunkte identifizieren lassen. istock/hansslegers

Headline: Systemische Risiken

Dauer:
bis

In einer Welt zunehmender Komplexität und Vernetzung sind Risiken immer schwerer abzuschätzen. Wie wirken sich zum Beispiel technische Eingriffe zur Abkühlung des Klimas (Climate Engineering) auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft aus? Wie entstehen und entwickeln sich globale Finanzkrisen? Welche Kettenreaktionen können Naturgefahren in kritischen Infrastrukturen auslösen und was sind die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft? Welche Folgen hat der Klimawandel und welche Faktoren gefährden die soziale Gerechtigkeit? Diesen Fragen wird im Forschungsprojekt „Systemische Risiken" nachgegangen.

Was sind „systemische Risiken"?

Das Projekt "Systemische Risiken" analysiert komplexe, grenzüberschreitende und nichtlineare Risikophänomene, die Kipppunkte im Wirkungsverlauf aufweisen und für die bislang keine adäquaten Policy-Instrumente zur Verfügung stehen. Systemische Risiken entstehen in eng gekoppelten, komplexen Systemen, insbesondere an der Schnittstelle zwischen Umwelt, Gesellschaft und Technologie. Die zahlreichen Wechselwirkungen zwischen diesen Domänen rufen systemische Risiken hervor oder verstärken sie in ihrer Wirkung. Viele systemische Risiken weisen ein hohes Schadenspotenzial bei gleichzeitig geringer Eintrittswahrscheinlichkeit auf. Sie sind durch die intensive Vernetzung von Treibern, eine Vielzahl intervenierender Faktoren und noch unerkannte Wirkungspfade quantitativ schwer zu erfassen. Dadurch entstehen neben wissenschaftlichen Ungewissheiten auch Unsicherheiten im Management und in der Governance von systemischen Risiken. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, ob sich gemeinsame Muster oder Strukturmerkmale systemischer Risiken identifizieren lassen. Sie wollen herausfinden, welcher Logik die Entwicklung von systemischen Risiken folgt und welche Anzeichen auf ihre Entstehung hindeuten (Früherkennung).

Systemische Risiken besser bewältigen

Das Forschungsvorhaben zielt darauf ab, einen transdisziplinären Governance-Ansatz für systemische Risiken zu entwickeln. Hierbei sollen Richtlinien und Governance-Methoden identifiziert werden, um die Bewältigung systemischer Risiken zu erleichtern. Dies wird zunächst anhand empirischer Fallstudien zu Themen wie Climate Engineering, Finanzmärkte, Naturgefahren und kritischer Infrastruktur, Plastikabfälle in der Umwelt und soziale Ungleichheit durchgeführt. Die aus den Fallstudien gewonnenen empirischen Ergebnisse lassen auf die Grundmuster systemischer Risiken schließen. Das Wissen um die Entwicklungslogiken von systemischen Risiken bildet die Voraussetzung für deren erfolgreiche Früherkennung und Governance. Im Projektzeitraum wurden ein Special Issue (in Zusammenarbeit mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften) veröffentlicht und eine internationale Konferenz zu systemischen Risiken in Kooperation mit der Society for Risk Analysis Europe veranstaltet. Zudem wurden weitere Workshops abgehalten und zahlreiche begutachtete Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften und Kurzdossiers veröffentlicht.