Headline: Der Klimawandel und die Ozeane: Podiumsdiskussion über die Herausforderungen für Völkerrecht und Politik

Die Ozeane stehen an der vordersten Front des Klimawandels. Durch ihre absorbierenden und puffernden Fähigkeiten tragen sie entscheidend dazu bei, die zumeist vom Land kommenden Kohlendioxidemissionen abzuschwächen. Allerdings zahlt die Meeresumwelt dafür einen hohen Preis: Sie leidet unter dem „tödlichen Trio“ von Erwärmung und Versauerung der Ozeane und Sauerstoffentzug. Dieses Problem hat direkte Auswirkungen auf die Menschen, denn Veränderungen der Ozeane haben Konsequenzen für Gesellschaft, Wirtschaft und Gesundheit. Die Existenz und die Sicherheit von Entwicklungsländern und kleinen Inselstaaten ist durch den Klimawandel und die Versauerung der Ozean besonders gefährdet.

Zwischen Wissenschaft und Politik gibt es in der Frage nach der Zukunft der Ozeane einige Unstimmigkeiten. Wissenschaftler verstehen das Klima und die Ozeane als eng verknüpftes System, die völkerrechtlichen und politischen Maßnahmen für den Schutz der Meeresumwelt und der Atmosphäre hingegen sind zerstückelt und unkoordiniert. Bei einer Podiumsveranstaltung Ende August in Berlin, organisiert vom IASS und der Weltnaturschutzunion (International Union for the Conservation of Nature) in Zusammenarbeit mit der European Maritime Week, trafen renommierte Wissenschaftler und Juristen zusammen. Sie diskutierten, wie Diskrepanzen überwunden werden können: Welche Maßnahmen bringen die dringend nötigen Veränderungen voran, um die Lücke im globalen Governance-System zu schließen?

Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Lebensräumen und Arten in den Ozeanen macht diese widerstandsfähiger gegen die weltweiten Auswirkungen von Klimawandel und Versauerung der Ozeane. Das bedeutet, dass Überfischung, Verschmutzung, Eutrophierung und Ausbaggern sowie die Ressourcenentwicklung und der Ressourcenabbau verringert werden müssen. Die internationale Staatengemeinschaft prüft zurzeit ein Paket von Maßnahmen, das unter anderem vorsieht, geschützte Meeresgebiete auszuweisen. Zudem soll eine bereits im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) verankerte Durchführungsvereinbarung gestärkt werden, die den Umgang mit den Ozeangebieten außerhalb der nationalen Hoheitsgebiete regelt.

Doch auch wenn die Widerstandsfähigkeit der Ozeane gestärkt und der Raubbau reduziert wird: Eine solche Umweltschutz-Strategie ist kein Ersatz für die Bekämpfung der Ursachen des Problems. Diese Verantwortung liegt bei jenen, die eine erhebliche Reduzierung der Kohlendioxidemission sicherstellen können. Prof. Hans-Otto Pörtner vom Alfred Wegener Institut, federführender Autor des neuen Kapitels über die Ökosysteme der Ozeane im neuesten Bericht des Weltklimarates, schloss seinen Vortrag mit einer ernüchternden Nachricht: Unverminderter Klimawandel führe zu erhöhten Risiken für die meisten Ozeansysteme, und unsere Anpassungsfähigkeit sei so begrenzt, dass sie diese Risiken kaum mindern könne.

In der Diskussion kam zur Sprache, dass die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die Meeresumwelt den Verantwortlichen der Klimaverhandlungen bekannt sind. Auch wenn die Ergebnisse der internationalen Verhandlungen über ein neues, rechtlich verbindliches Instrument unter der UN-Klimarahmenkonvention offen sind, so bieten diese doch die Möglichkeit, sich mit den womöglich verheerenden Auswirkungen auseinanderzusetzen, die Kohlendioxid auf die Meeresumwelt und die menschliche Gesundheit hat.

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