Headline: Auf der Suche nach der „tieferen Bedeutung“ von Climate Engineering: Konferenz macht Vielzahl von Bedenken deutlich

Climate Engineering - der Versuch, mit technischen Eingriffen in das Klima die durch den Menschen verursachte globale Erwärmung abzumildern - ist mit zahlreichen Risiken verbunden. Nicht nur die klimatischen Folgen, sondern auch die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen müssen noch intensiv erforscht werden. Bei der „Climate Engineering Conference 2014: Critical Global Discussions“ (CEC14), zu der das IASS vom 18. bis 21. August einlud, diskutierten Wissenschaftler, Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft unter anderem über die Entwicklung internationaler Forschungsrichtlinien und wie ein internationales Rahmenabkommen mit ausreichender Legitimität aussehen könnte.

Einige der in Berlin versammelten Wissenschaftler äußerten Bedenken, dass die Hoffnung auf eine einfache technische Lösung für die durch den Klimawandel verursachten Probleme die internationalen Bemühungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bedrohen könne. In der Tat könnte keine der Techniken zeitnah und problemlos angewandt werden. Ihre Auswirkungen auf die Klimaparameter der Erde wie Temperatur, Niederschlag und Extremwetterereignisse seien dabei nicht die einzige offene Frage, sagte Mark Lawrence, wissenschaftlicher Direktor des IASS: „Genauso wie wir beim Thema der gentechnischen Veränderung und des Klonens die tiefere Bedeutung der sich daraus ergebenden Möglichkeiten bedenken müssen, müssen wir auch die tiefere Bedeutung und die Tragweite bedenken, wenn die Menschheit sich je zu einer koordinierten Steuerung des Erdsystems in globalem Maßstab entschließen sollte.“ Ein weiteres wichtiges Anliegen sei die Entwicklung wirksamer und angemessener politischer Steuerungsmechanismen für jede Climate-Engineering-Technologie, von der Forschung an Computermodellen über Feldexperimente bis hin zur möglichen Umsetzung.

Solch umfassende Fragestellungen können nur von einer Vielzahl von Standpunkten und einem breiten Spektrum akademischer Disziplinen bearbeitet werden. Die Wissenschaft dürfe sich nicht in ihren Elfenbeinturm zurückziehen, betonten Konferenzteilnehmer: Eine breite öffentliche Debatte sei erforderlich. Daneben werden auch andere Faktoren einen Einfluss auf die künftige Climate-Engineering-Forschung haben, wie zum Beispiel das Ausmaß des Klimawandels sowie politische Entwicklungen in den kommenden Jahren. Trotz Bedenken hinsichtlich der Risiken äußerten nur wenige Konferenzteilnehmer Zweifel daran, dass weiterhin zu den verschiedenen Ansätzen des Climate Engineering geforscht wird.

Mehr als 350 Teilnehmer aus 40 Ländern trafen sich bei der CEC14 in Berlin. Die Wissenschaftler repräsentierten eine große Spannweite akademischer Disziplinen, von Natur- und Sozialwissenschaften bis hin zu Geisteswissenschaften, hinzu kamen Vertreter aus Politik und Zivilgesellschaft. Eine zentrale Debatte drehte sich um Richtlinien für die Forschung. Teilnehmer hatten dazu zwei Dokumente verfasst, die intensiv diskutiert wurden. Zwar war es nicht das Ziel der Konferenz, einen Konsens über diese Dokumente zu erreichen, die Diskussionen führten jedoch zu einem besseren Verständnis sowohl der Frage nach Forschungsrichtlinien als auch der zielführenden Gestaltung eines Dialogs über dieses kontroverse Thema. So entwickelte sich die CEC14 zu dem, als was sie gedacht war: eine Plattform für kritische, aber konstruktive Gespräche zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.

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Foto: (c) Piero Chiussi