Headline: Ocean Governance in Afrika: Regionale Abkommen unterstützen den UN-Prozess zum Schutz der Hohen See

Meeresschutz

Copyright: IASS
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Mitte Juni haben die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in ihrer Generalversammlung beschlossen, ab 2016 Verhandlungen über ein international verbindliches Abkommen zum Schutz der Biodiversität der Hohen See (Gebiete jenseits nationaler Hoheitsgewalt) unter dem Dach des Internationalen Seerechtsübereinkommens aufzunehmen. „Neben dem globalen Abkommen müssen allerdings auch die notwendigen regionalen Umsetzungsmechanismen geschaffen werden“, erklärte daraufhin Takehiro Nakamura, Meeres-Koordinator beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Deshalb hatte die regionale Meeresschutzorganisation für West-, Zentral- und Südafrika („Abidjan Konvention“) mit Unterstützung der von IASS, IDDRI und UNEP initiierten „Partnership for Regional Ocean Governance“ zu einem Workshop zum Thema „Supporting the development of regional initiatives for Areas Beyond National Jurisdiction (ABNJ) in the Abidjan Convention Region“ eingeladen. Dieser Workshop vom 20.-21. Juni bot über 20 Experten aus Wissenschaft, internationalen Organisationen und NGOs sowie den Mitgliedsstaaten der Abidjan Konvention die Gelegenheit, Möglichkeiten und Herausforderungen beim Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Hohen See, die an das Gebiet der Abidjan Konvention angrenzt, zu diskutieren.

Der Workshop ist Teil eines IASS Projektes zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Hohen See, in dem komplementäre Governance-Ansätze auf globaler und regionaler Ebene erforscht und dessen Ergebnisse direkt im Politikprozess nutzbar gemacht werden. Sebastian Unger, Leiter des Forschungsbereichs Ocean Governance am IASS erläuterte, dass sich die UN-Verhandlungen eines neuen Abkommens über viele Jahre hinziehen könnten, da weitreichende politische und rechtliche Fragen gelöst werden müssen. „Zeit zu warten haben wir aber nicht mehr. Dort, wo es möglich ist, sollten die bereits bestehenden regionalen Organisationen daher erste Schritte unternehmen. Nach Inkrafttreten des neuen UN-Abkommens können diese dann die Umsetzung unterstützen“, so Unger.

Schützenswerte Gebiete und ihre Gefährdungen

Eine Herausforderung werde es allerdings sein, die regionalen und globalen Ansätze für die Hohe See nun „Hand in Hand voranzubringen und die dafür notwendigen Kapazitäten zu schaffen“, sagte Abou Bamba, Koordinator der Abidjan Konvention. Letzteres war auch eine der Schlussfolgerungen und Empfehlungen des 2014 Potsdam Ocean Governance Workshops in Bezug auf die Hohe See. Als erster konkreter Schritt wurde im Rahmen des Workshops der Abidjan Konvention nun ein Arbeitsplan für den weiteren Prozess entwickelt, der von IASS, IDDRI und UNEP im Rahmen der Partnership for Regional Ocean Governance zukünftig unterstützt werden wird. Unter anderem einigte man sich darauf, die rechtlichen Möglichkeiten und Kapazitäten der Abidjan Konvention im Bereich der Hohen See zu untersuchen sowie schützenswerte Gebieten und mögliche Gefährdungen zu identifizieren. Außerdem sollen Vorschläge für Managementmaßnahmen und sektor-übergreifende Zusammenarbeit mit der Fischerei und anderen Nutzungsformen entwickelt werden. Mögliche Maßnahmen im Rahmen der Abidjan Konvention können dabei auf den umfangreichen Informationen über die ökologisch und biologisch wertvollen Meeresgebiete in der Region, die das Sekretariat der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD) in Zusammenarbeit mit den Küstenstaaten bereits gesammelt hat, aufbauen.

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Die Regierungen der Afrikanischen Union hatten den Zeitraum 2015-2025 zur „Decade of African Seas and Oceans” erklärt und gleichzeitig eine integrierte maritime Strategie für Afrika bis zum Jahre 2050 („Africa’s Integrated Maritime Strategy“) verabschiedet. Hierhin spiegeln sich die großen Entwicklungschancen auf den Meeren wieder, die viele Küstenstaaten Afrikas sehen und verfolgen. Gleichzeitig sollen Fehler, die anderswo gemacht wurden, nicht wiederholt und eine nachhaltige und integrierte Meerespolitik für Afrika erreicht werden, die auch die Hohe See einschließt. Die Abidjan Konvention hatte daher auf ihrer letzten Vertragsstaatenkonferenz im Jahr 2014 (COP 11) in Südafrika beschlossen, den Schutz der Hohen See zum Thema zu machen.

Die nachhaltige Nutzung der Meere und ihrer Ressourcen ist eine der großen gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben. Eine besondere Herausforderung ist dabei der Schutz der biologischen Vielfalt in Gebieten jenseits nationaler Hoheitsgewalt (Hohe See). Diese Gebiete bedecken fast 40% der Erdoberfläche und geraten zunehmend unter Druck durch eine Vielzahl menschlicher Nutzungsformen, wie z.B. Fischerei, zunehmender Schiffsverkehr oder in Zukunft auch Tiefseebergbau. Bisher fehlen hier umfassende und aufeinander abgestimmte Regelungen für den Erhalt der Meeresumwelt, wie sie 2012 auf dem Nachhaltigkeitsgipfel Rio +20 und zuletzt auch von der G7 angemahnt wurden.

Weitere Informationen:

25.06.2015