Headline: Malerei mit Erde, Skulpturen aus Biomasse: Installation EIN HEKTAR in Berlin thematisiert Probleme der Boden-Nutzung

Global Soil Week

Nehmen wir mal an, die globale Landfläche wäre nur einen Hektar (10.000 Quadratmeter) groß. Wenn wir die derzeitige Landnutzung auf diesen Hektar übertragen, ergibt sich folgendes Bild: Mehr als ein Drittel (3400 Quadratmeter) ist Wüste und Eis und somit für Menschen nicht nutzbar. Ungefähr ein Viertel wird als Weideland (2800 Quadratmeter) genutzt, ein weiteres Viertel ist mit Wald bedeckt (2600 Quadratmeter). Nur 1000 Quadratmeter, also ein Zehntel, sind landwirtschaftlich genutzte Fläche. Fruchtbarer Boden ist also nur sehr begrenzt verfügbar, dabei muss er so vieles gleichzeitig für uns leisten: Wir müssen auf ihm Nahrungsmittel für immer mehr Menschen produzieren, wir bauen Städte auf ihm und nutzen ihn immer häufiger für den Anbau von Futter- und Energiepflanzen.

Schwarzes Feld: Zur Eröffnung der Ausstellung wurde die Fläche von einem Hektar symbolisch versiegelt. (c)IASS
Schwarzes Feld: Zur Eröffnung der Ausstellung wurde die Fläche von einem Hektar symbolisch versiegelt. (c)IASS

Diese großen Herausforderungen für die Zukunft der Menschheit bilden die Grundlage für die Freiluft-Installation EIN HEKTAR, die vom 26. April bis 25. Mai im Park am Gleisdreieck im Herzen Berlins für eine breite Öffentlichkeit zu erleben ist. Land und Boden werden im Zusammenspiel verschiedener Elemente im Park anschaulich erfahrbar. Bunte Markierungen und Elemente auf der Wiese des Parks verweisen auf die konkurrierenden Nutzungsformen des Bodens und Infotafeln in einem Container mit Aussichtsplattform. Ein Begleitprogramm mit Performancekünstlern, Filmen, Installationsobjekten und partizipativen Workshops, unter anderem mit den Berliner Prinzessinnengärten, macht die lebenswichtige Rolle von Böden auf vielfältige Weise greifbar. So wachsen aus einem Gartenbeet 17 Handys, in denen Seltene Erden verarbeitet sind. Eine Skulptur der Fruchtbarkeitsgöttin Ceres wird von Mikroorganismen zu Biomasse zersetzt. Zwei Performer in Schutzkleidung kämpfen „gegen den Dreck“, gegen Bakterien und Handy-Strahlung. Bei der Eröffnung der Installation am Sonntag, 26. April, 16 Uhr, mit IASS-Exekutivdirektor Klaus Töpfer gibt es Live-Performances der iranischen Künstlerin Celia Esliamiah Shomal („Tanz der Reisernte“) sowie des Saarbrücker Künstler-Duos Stoll & Wachall und Soil Action Painting mit Marcella Moraga. Bei einem Rundgang sprechen Künstler über ihre Werke.

Wie können wir gegen Bodendegradation vorgehen? radioeins-Moderator Robert Skuppin (2.v.l.) im Gespräch mit Klaus Töpfer (l.), Gunther Beger und Karin Kortmann. (c)IASS/Piero Chiussi (Agentur StandArt)
Wie können wir gegen Bodendegradation vorgehen? radioeins-Moderator Robert Skuppin (2.v.l.) im Gespräch mit Klaus Töpfer (l.), Gunther Beger und Karin Kortmann. (c)IASS/Piero Chiussi (Agentur StandArt)

Bereits am 22. April fand auf der Ausstellungsfläche eine Kunstaktion im Rahmen der vom IASS organisierten Global Soil Week statt. Mit schwarzem PVC wurde der Hektar innerhalb von 20 Minuten symbolisch versiegelt. So wurde auf ein Problem der Land- und Bodennutzung aufmerksam gemacht, das auch in Berlin und ganz Deutschland akut ist und gerade in Städten zu Problemen wie Überschwemmungen und Hitzestaus führen kann. „Alle 20 Minuten wird in Deutschland ein Hektar Boden in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. Das entspricht 70 Hektar pro Tag. Das Ziel der Bundesregierung ist es, den Verbrauch auf 30 Hektar am Tag im Jahr 2020 zu senken“, sagte Klaus Töpfer. Bei der öffentlichen Veranstaltung sprach der radioeins-Moderator Robert Skuppin mit ihm sowie dem im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zuständigen Abteilungsleiter Gunther Beger und der ehemaligen Staatssekretärin im BMZ und heutigen Teilbereichsleiterin der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) Karin Kortmann über deren persönliches Verhältnis zum Boden und Möglichkeiten, gegen die fortschreitende Boden-Degradation vorzugehen.

Neben der Bodennutzung greift die Installation auch weitere Themen auf. Sie zeigt sowohl die Herausforderungen durch den übermäßigen Landverbrauch als auch individuelle und gesellschaftliche Lösungsansätze für einen zukunftsfähigen, nachhaltigen Umgang mit der lebenswichtigen Ressource Boden. EIN HEKTAR verbindet so auf besondere Weise Wissenschaft mit Kunst und Aktion.

Mehr Informationen unter www.ein-hektar.de