Headline: Der brasilianische Staat und die Zivilgesellschaft: Nachwuchsforscherin erhält Humboldt-Preis 2014

Brasilien hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte in der Bekämpfung der Armut gemacht und ist heute die siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Doch der Wohlstand ist noch nicht überall angekommen. Vor allem die ländlichen Gebiete im Nordosten des Landes, wo bedingt durch den Klimawandel vermehrt Dürreperioden auftreten, lagen lange Zeit außerhalb des Interesses der Politik und konnten bisher nur wenig vom allgemeinen Aufschwung profitieren.

Mit auf Beteiligung ausgerichteten Governance-Strukturen könnte Brasilien sich besser an die Folgen des Klimawandels anpassen und eine nachhaltige Entwicklung vorantreiben. So lautet ein Ergebnis der Masterarbeit zum Thema „Collaborative Institutions“ von IASS-Fellow Isabelle Bleeser. Sie hat diese am IASS im Rahmen des Projektes „Pro-poor Resource Governance under Changing Climates“ geschrieben und an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin eingereicht. Die 29-Jährige legte ihren Schwerpunkt auf die Kooperation des brasilianischen Staates mit zivilgesellschaftlichen Organisationen bei der Aufgabe, arme Haushalte in ländlichen Gegenden mit Regenwassernutzungsanlagen zu versorgen. Für ihre Arbeit wurde sie nun mit dem Humboldt-Preis 2014 ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand am 13. Oktober im Rahmen der diesjährigen Immatrikulationsfeier der Humboldt-Universität statt.

Isabelle Bleeser konnte mit ihrer Arbeit zeigen, dass die für Brasilien neue Art der Kooperation zwar zivilgesellschaftlichen Akteuren zu mehr politischer Macht verhilft, gleichzeitig jedoch deren Handlungsspielraum vom Staat eingeschränkt wird. Es fehle an rechtlichen Rahmenbedingungen, die auf die Bedürfnisse der zivilgesellschaftlichen Akteure zugeschnitten sind. Folglich sei das Governance-System sehr bürokratisch aufgebaut, was es wenig flexibel und anfällig für Herausforderungen wie den Klimawandel oder politische Umschwünge macht. Die Lösung bestehe in mehr Partizipations- und Mitentscheidungsmöglichkeiten für alle Interessenvertreter und einer besseren Koordination der verschiedenen politischen Ebenen.

Gegenwärtig forscht Isabelle Bleeser am IASS zur Frage der Sicherung von Rechten von Allmendegütern im Projekt „Technical Guide on tenure rights related to Commons“.

Foto: © Mark Wagner

23.10.2014