Headline: Böden und die nachhaltigen Entwicklungsziele: Konferenz in Tutzing macht Handlungsbedarf deutlich

Im September trifft sich die internationale Gemeinschaft in New York, um Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zu vereinbaren. Sie sollen die acht Millenniums-Entwicklungsziele ersetzen, die in diesem Jahr auslaufen. Da langfristige Trends wie das Bevölkerungswachstum und der steigende Wasser-, Energie- und Nahrungsmittelbedarf sich auf die nachhaltige Entwicklung auswirken, ist es dringend notwendig, das Thema Bodendegradation anzugehen. In Tutzing trafen sich vom 11. bis 13. Februar im Rahmen der Konferenz „Soils, Food Security, and Sustainable Land Management“ Interessenvertreter aus Forschung, Industrie, Behörden, NGOs, Beratung und weiteren Bereichen, um über Möglichkeiten zur Integration von Böden und Land in die Post-2015-Agenda zu diskutieren. Die Konferenz wurde organisiert von der Evangelischen Akademie Tutzing, der Biovision Foundation for Ecological Development, dem Millennium Institute, dem Umweltbundesamt und dem IASS.

„Die gegenwärtige Governance für Nachhaltigkeit ist fragmentiert und befasst sich nicht auf kohärente Weise mit Boden- und Landthemen. 2015 finden mit der Klimakonferenz in Paris, dem Internationalen Jahr des Bodens der Vereinten Nationen und den Sustainable Development Goals mehrere wichtige Prozesse statt, die die Post-2015-Entwicklungsagenda prägen“, sagte IASS-Generalsekretär Alexander Müller. Der jetzige Entwurf der SDGs, der nach formellen Diskussionen und Treffen von UN-Arbeitsgruppen vorgelegt wurde, enthält 17 Ziele und 169 Zielvorgaben, die von der Beendigung des Hungers über die Bekämpfung des Klimawandels bis hin zum Schutz der Ozeane reichen. Ziel 15 sieht den Schutz, die Wiederherstellung und das Engagement für eine nachhaltige Nutzung von terrestrischen Ökosystemen sowie die Verhinderung weiterer Landdegradation vor. In Ziel 2 sind die Nahrungsmittelsicherheit und die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft verankert. Ziel 17 dringt auf eine Stärkung der Mittel zur Umsetzung und Erneuerung von globalen Partnerschaften für nachhaltige Entwicklung.

Ein Schwerpunkt der Konferenz war die Umsetzung der SDGs, dabei ging es um Themen wie die Überwachung, Rechenschaftspflicht und Berichterstattung über die nachhaltige Nutzung von Böden und die nachhaltige Landbewirtschaftung. Michael Brander (Biovision) gab einen Überblick über die Post-2015-Agenda und skizzierte den jetzigen Stand, die nächsten Schritte und die Erwartungen in Bezug auf die Einbindung von Interessengruppen, Diskussionen über aussagekräftige Indikatoren und Möglichkeiten der Umsetzung. Ivonne Lobos Alva (IASS) sprach über die bisherige Berücksichtigung von Land und Böden in den Verhandlungen über die Post-2015-Agenda zur nachhaltigen Entwicklung. „Böden werden zwar nur in einigen Zielen direkt thematisiert, sie sind aber entscheidend für die Umsetzung der meisten Ziele“, sagte sie. Lobos Alva analysierte die potenziell widersprüchlichen Zielsetzungen der Agenda. Zum Beispiel sieht Ziel 15 eine Beendigung der Landdegradation und Abholzung vor, während in Ziel 2 Nahrungsmittelsicherheit für alle Menschen und eine Verdopplung der Produktion von Lebensmittel herstellenden Kleinunternehmern gefordert wird. Produktionssteigerungen können zu einer Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion oder zu einer weiteren Expansion der Ackerfläche in bewaldete Gebiete führen. Lobos Alva nannte dafür mehrere Beispiele und forderte einen „integrierten Ansatz“ zur Umsetzung der SDGs.

In der Diskussion wurden notwendige Maßnahmen sowie offene Fragen im Prozess zur Erarbeitung von nachhaltigen Entwicklungszielen hervorgehoben. Folgende Themen sollen bei der Global Soil Week, die das IASS vom 19. bis 23. April in Berlin veranstaltet, weiter diskutiert werden:

  • Mechanismen und Prozesse zu Böden, Nahrungsmittelsicherheit und nachhaltiger Flächenbewirtschaftung, bei denen alle Beteiligten einbezogen werden. Diese werden auf allen Ebenen benötigt, um eine nachhaltige Entwicklung nach 2015 zu fördern. Wie kann dies angesichts der Vielfalt von Machtstrukturen und Interessen erreicht werden? Wie können wir sicherstellen, dass die allgemeine Öffentlichkeit eingebunden wird?
  • Neue Ansätze zur Vermittlung der Funktionen von Boden sind für eine breitere öffentliche Beteiligung notwendig. Wie können diese komplexen Themen am besten formuliert und kommuniziert werden? Wie können wir vermeiden, dass Menschen sie als zu fremd empfinden und sich deshalb nicht engagieren wollen?
  • Welche Verantwortung tragen Länder wie Deutschland für die SDG-Agenda und ihre nationale Umsetzung?
  • Es besteht die Notwendigkeit, Indikatoren für Böden in den SDGs festzulegen. Obwohl die Indikatoren, auf die sich die drei Rio-Sekretariate geeinigt haben –Bodennutzung/Bodenbedeckung, Bodenproduktivität und organischer Kohlenstoff im Boden – nützlich sind, ist Bodendegradation eine qualitative Einschätzung und keine quantitative Messung. Wie können wir Indikatoren besser definieren?
  • Wie können wir die Kosten der Umsetzung verteilen und wie können wir sicherstellen, dass die positiven Auswirkungen mehr Stakeholder erreichen?

Photo: © NASA/Bill Ingalls

17.02.2015