Headline: Erfahrungen mit Ausschreibungen für Windenergie in Brasilien

Im internationalen Umfeld werden Ausschreibungen zunehmend als Förderinstrument für erneuerbare Energiengenutzt. In dieser Fallstudie analysieren wir die brasilianischen Erfahrungen mit Ausschreibungen fürWindenergie im Zeitraum von 2009 bis 2015 hinsichtlich der Entwicklung der Auktionspreise, der Realisierungsratenund der Marktkonzentration. Methodisch liegen der Fallstudie eigene Daten- und Literaturanalysensowie Experteninterviews zugrunde.Die inflationsbereinigten Auktionspreise sind bis Ende 2012 um fast 50 % zurückgegangen und anschließendwieder auf fast 90 % des Preises der ersten Runde angestiegen. Die Preisrückgänge sind auf die zunehmendeErfahrung der Akteure und den steigenden Wettbewerb bei Projektierern, Investoren und Turbinenherstellernzurückzuführen. Beim Preisanstieg haben sowohl regulatorische Änderungen, beispielsweise eine Modifikationder Netzanschlussbedingungen, als auch externe Faktoren, zum Beispiel der Wertverlust des BrasilianischenReal gegenüber dem US-Dollar, eine Rolle gespielt.Nur 14 % der Windprojekte aus den ersten acht Ausschreibungsrunden sind fristgerecht realisiert worden.Als Ursachen werden ein verspäteter Netzanschluss, Verzögerungen bei Umweltverträglichkeitsprüfungen,Lieferengpässe bei Windenergieanlagen, die Insolvenz des Windturbinenherstellers IMPSA, verspätete Finanzierungszusagendurch die Brasilianische Entwicklungsbank BNDES und schlechtes Projektmanagement genannt.Die Anzahl der Projektabbrüche ist jedoch bis dato gering, sodass eine finale Realisierungsrate zwischen89 % und 98 % wahrscheinlich ist.Die Anzahl der Eigentümer von Windenergieprojekten ist von 16 auf 49 Akteure gestiegen. Der Marktanteil dergrößten fünf Eigentümer ist von knapp 60 % auf 37 % zurückgegangen. Das Verhältnis von präqualifizierter zubezuschlagter Leistung lag stets über fünf und der Herfindahl-Index deutet auf einen unkonzentrierten Markthin. Daraus lässt sich ableiten, dass ausreichend Wettbewerb für eine freie Preisbildung im Markt besteht. Beiden Eigentümern handelt es sich im Wesentlichen um große, finanzstarke Projektierer, Energieversorger oderInvestmentgesellschaften.Schlussfolgerungen aus den beschriebenen Erfahrungen:1. Die Auktionspreise sind stark von Faktoren außerhalb des Förderinstruments Ausschreibungen abhängig.2. Die Auktionspreise können trotz starken Wettbewerbs steigen.3. Viele externe Faktoren können die fristgerechte Realisierung der Projekte verhindern.4. Die Realisierungsdauer der bezuschlagten Projekte kann durch das Ausschreibungsdesign beeinflusst werden.5. Das Ausmaß von Projektabbrüchen in Brasilien wurde bisher überschätzt.6. Es herrscht ausreichend Wettbewerb für eine freie Preisbildung am brasilianischen Windenergiemarkt.7. Der brasilianische Windenergiemarkt besteht weitgehend aus großen, finanzstarken Akteuren.

Publikationsjahr
2016
Publikationstyp
RIFS Discussion Paper und RIFS Working Paper
Zitation

Bayer, B. (2016). Erfahrungen mit Ausschreibungen für Windenergie in Brasilien. IASS Working Paper, (September 2016).

DOI
10.2312/iass.2016.021
Links
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