Headline: EIN BERICHT – Abschlussprogramm des Anthropozän-Projektes im HKW

Seit Anfang 2013 und noch bis Dezember 2014 steht das Haus der Kulturen der Welt (HKW) unter dem Signum des Anthropozäns, jener wissenschaftlichen Hypothese, die besagt, dass der Planet das Zeitalter des Holozäns hinter sich gelassen hat und sich in einem von Menschen gemachten Zeitalter befindet. Die Vorstellung einer ursprünglichen Natur ist demnach überholt: Der Mensch formt die Natur. Notwendig ist daher eine neue Erschließung von Welt, nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in Kultur, Politik und Alltag. Das IASS unterstützt das Anthropozän-Projekt als Kooperationspartner des HKW.

Mit welchen Mitteln, Methoden und Sinnen können wir der von uns selbst geschaffenen Welt begegnen? Was können wir tun, wie können wir wissen – und inwiefern hängt Handeln und Wissen zusammen? Fragen wie diesen spürt vom 16. Oktober bis 8. Dezember EIN BERICHT nach, das groß angelegte Abschlussprogramm des Anthropozän-Projektes. Seinen Kern bildet das lange Eröffnungswochenende vom 16. bis 19. Oktober mit „A Matter Theater“ und Ausstellungen von Adam Avikainen, The Otolith Group und dem Anthropozän-Observatorium. „A Matter Theater“ thematisiert Wissens- und Wahrnehmungspraktiken: Internationale Künstler, Theoretiker und Wissenschaftler verorten die Auswirkungen menschlichen Handelns im dynamischen Gefüge von Stoffkreisläufen, Erdzuständen und geohistorischen Ereignissen.

Doch EIN BERICHT umfasst noch mehr: Die vierbändige Publikation „Textures of the Anthropocene: Grain Vapor Ray“ nimmt die Materialität der Welt beim Wort – in Form des Partikularen (Grain), des Flüchtigen (Vapor) und des Strahlenden (Ray): eine Auswahl historischer Texte von Hippokrates bis Borges, ein Archiv der Reflexion über die Dinge und ihre Transformation, kommentiert und weitergeschrieben von zeitgenössischen Autoren. Das Buch bildet das materielle wie theoretische Grundgerüst von EIN BERICHT und wird hier erstmals vorgestellt.

Wissenschaftsgeschichte schreibt die „Anthropocene Working Group“ fort, die von der International Commission on Stratigraphy gebildet wurde, und einen Vorschlag für die Ratifizierung des Anthropozäns als geologische Epoche erarbeitet. Sie trifft sich am Eröffnungswochenende im HKW zu ihrer ersten formellen Zusammenkunft, ein Forumstag ist fürs Publikum geöffnet.

Der Medienwettbewerb „Future Storytelling“ sucht nach crossmedialen Erzählstrategien, die der Anthropozän-These gerecht werden. Die besten Projekte werden bei EIN BERICHT prämiert. Eine Online-Enzyklopädie fasst die wichtigsten Begriffe des Anthropozän-Projekts und seine Online-Materialien zusammen.

Die Publikationsreihe „intercalations: a paginated exhibition“, hervorgegangen aus dem Kuratoren-Netzwerk Synapse, untersucht die Möglichkeiten des Buches als einer Form der Ausstellung und stellt überkommene dialektische Kategorien wie Mensch/Natur, menschlich/nichtmenschlich, Subjekt/Objekt in Frage. Der erste Band erscheint im Oktober.

Im November startet der Anthropozän-Campus, der den aktuellen Stand des Anthropozän-Curriculums präsentiert: ein Modellprojekt zur Wissensproduktion, in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.

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